rinnen, Dominikaner und Dominikanerinnen), mehrere Chorherrnstifte und ein Chorfrauenstift. Aber
trotzdem fehlte in dieser geistig so ungemein lebendigen, so stark nach geistiger Selbständigkeit drängen-
den Stadt das in anderen Städten auch nur annähernd ähnlicher Höhenlage bestehende enge Verhältnis
zwischen Kirche und Stadt. Das ging zunächst auf die Befreiungsgeschichte der Reichsstadt zurück.
Wiederholt hatte sich dann das Domkapitel scharf gegen die Aufnahme von Bürgersöhnen in seine Rei-
hen ausgesprochen6 Erst Kaiser Maximilian konnte ihm 1500 seinen in Augsburg geborenen Kanzler
Matthäus Lang aufzwingen7. Die an sich verhältnismäßig zahlreichen Pfarrkirchen - Dom, St. Moritz,
St. Ulrich, St. Georg, St. Stephan und Hlg. Kreuz - waren alle in der Hand geistlicher Körperschaften.
Ihre Kirchen waren zwar mit dem Geld der Bürger erbaut, aber nicht durch sie. Um den Drang nach eige-
ner Betätigung auch auf diesen Gebieten Genüge zu tun, baute die Bürgerschaft wenigstens neben sie
Kapellen, die sie zur persönlichen Andacht vielleicht mehr besuchte als die Pfarrkirchen. Selbst, was
man zu deren Schmuck, auch zum Schmuck ihrer Altäre stiftete, ließ man nicht in das Eigentum dieser
Kirchen kommen, sondern schuf für sie - wie für die genannten Kapellen - eigene Vermögensträger, die
Zechen8. So gab es auch keine von der Gemeinde berufenen hauptamtlichen Prediger. Daran war wohl
weniger das mangelnde Interesse schuld als vielmehr die Unmöglichkeit, die Genehmigung für eine
solche Stelle zu erhalten. Als der Bischof 1505 eine Dompredigerstelle errichtete, nannte er unter dessen
Aufgaben die Werbung für Opfergaben zur Erhaltung des Domes. Man möchte darin auch Anlaß und
Zweck sehen. Und die 1518 von Jakob Fugger an der Moritzkirche unter seinem Patronat errichtete und
mit Johann Eck besetzte Predigerstelle sollte gewiß vor allem der Verbreitung der sozialethischen An-
schauungen Fuggers und Ecks dienen (Rechtfertigung des Kapitalzinses).
Die freie Volksbewegung.
In diese Welt drang nun Luthers Ruf. Der Humanist Veit Bild begrüßte ihn in einem freundlichen
Brief im September 1518 1. Bald darauf kam Luther selbst nach Augsburg zu Kardinal Cajetan. Am
7. Oktober langte er in Augsburg an. Er wohnte im Karmeliterkloster (= St. Anna) bei dem ihm befreun-
deten Prior Joh. Frosch2. Veit Bild war abwesend. Dafür sah Konrad Peutinger Luther bei sich3.
Luther blieb bei den wiederholten Aussprachen im Fuggerhause, wo Cajetan wohnte, standhaft. Als er
deshalb verhaftet werden sollte, ließ ihm der Chorherr Langenmantel am Abend des 20. Oktober ein
Mauerpförtchen öffnen.
Ende 1518 wurde auf Pirckheimers Empfehlung hin Joh. Ökolampadius4 zum Domprediger in
Augsburg gewählt. Er kam hier zu reformatorischer Erkenntnis. Der Augsburger Kreis evangelisch ge-
sinnter Männer wurde nun so stark, daß sich Eck seiner mit dem Spott, in Augsburg hielten sich nur
einige ,,ungelehrte Chorherrn“ zu Luther, erwehren mußte. Ökolampadius und die Domherrn Bernhard 5
6 Steiger 59. 7 Zorn 160. - ADB 20, 610.
8 Zeche = das zu gemeinsamen (kirchlichen) Zwecken zusammengelegte Geld = Kirchengemeindevermögen (Schmel-
ler 2, 1077f.), im Unterschied von den Kirchenstiftungen.
1 WA Br 1, 205ff. - Roth 1, 292f. - LThK 22, 157). - NDB 2, 235.
2 * Bamberg um 1480. — Bamberg Karmeliter, seit 1514 Studium in Wittenberg und evangelisch, 1517 Augsburg
Prior, 1518 Promotion in Wittenberg, 1523 Rücktritt als Prior, 1531 Nürnberg St. Jakob Mittagsprediger, 1533
St. Sebald Prediger - † 1533. Auch Dichter und Musiktheoretiker (Schott. - Simon, Frosch. - H. Albrecht,
J. F., in: Musik in Geschichte und Gegenwart 4 [1955] 1011—1014. - NDB 5 — Adalbert Deckert, Die ober-
deutsche Provinz der Karmeliten nach den Akten ihrer Kapitel von 1412—1529 [ = Archivum historicum Carmelita-
num 1[. Rom 1961. 94. 179 u. ö.). 3 Köstlin 1, 201-214.
4 Hadorn, in: RE 14, 286-295. - Roth 1 (Register). - Schottenloher 16529-16567. - RGG3 4, 1567f.
5 Fr. X. Thurnhof er, B.A.v.A. ( = Erläuterungen zu Janssens Geschichte des deutschen Volkes 2 1). Freiburg
1900. - LThK l2, 143f. — Lier, Humanistenkreis. — NDB 1, 60f.
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trotzdem fehlte in dieser geistig so ungemein lebendigen, so stark nach geistiger Selbständigkeit drängen-
den Stadt das in anderen Städten auch nur annähernd ähnlicher Höhenlage bestehende enge Verhältnis
zwischen Kirche und Stadt. Das ging zunächst auf die Befreiungsgeschichte der Reichsstadt zurück.
Wiederholt hatte sich dann das Domkapitel scharf gegen die Aufnahme von Bürgersöhnen in seine Rei-
hen ausgesprochen6 Erst Kaiser Maximilian konnte ihm 1500 seinen in Augsburg geborenen Kanzler
Matthäus Lang aufzwingen7. Die an sich verhältnismäßig zahlreichen Pfarrkirchen - Dom, St. Moritz,
St. Ulrich, St. Georg, St. Stephan und Hlg. Kreuz - waren alle in der Hand geistlicher Körperschaften.
Ihre Kirchen waren zwar mit dem Geld der Bürger erbaut, aber nicht durch sie. Um den Drang nach eige-
ner Betätigung auch auf diesen Gebieten Genüge zu tun, baute die Bürgerschaft wenigstens neben sie
Kapellen, die sie zur persönlichen Andacht vielleicht mehr besuchte als die Pfarrkirchen. Selbst, was
man zu deren Schmuck, auch zum Schmuck ihrer Altäre stiftete, ließ man nicht in das Eigentum dieser
Kirchen kommen, sondern schuf für sie - wie für die genannten Kapellen - eigene Vermögensträger, die
Zechen8. So gab es auch keine von der Gemeinde berufenen hauptamtlichen Prediger. Daran war wohl
weniger das mangelnde Interesse schuld als vielmehr die Unmöglichkeit, die Genehmigung für eine
solche Stelle zu erhalten. Als der Bischof 1505 eine Dompredigerstelle errichtete, nannte er unter dessen
Aufgaben die Werbung für Opfergaben zur Erhaltung des Domes. Man möchte darin auch Anlaß und
Zweck sehen. Und die 1518 von Jakob Fugger an der Moritzkirche unter seinem Patronat errichtete und
mit Johann Eck besetzte Predigerstelle sollte gewiß vor allem der Verbreitung der sozialethischen An-
schauungen Fuggers und Ecks dienen (Rechtfertigung des Kapitalzinses).
Die freie Volksbewegung.
In diese Welt drang nun Luthers Ruf. Der Humanist Veit Bild begrüßte ihn in einem freundlichen
Brief im September 1518 1. Bald darauf kam Luther selbst nach Augsburg zu Kardinal Cajetan. Am
7. Oktober langte er in Augsburg an. Er wohnte im Karmeliterkloster (= St. Anna) bei dem ihm befreun-
deten Prior Joh. Frosch2. Veit Bild war abwesend. Dafür sah Konrad Peutinger Luther bei sich3.
Luther blieb bei den wiederholten Aussprachen im Fuggerhause, wo Cajetan wohnte, standhaft. Als er
deshalb verhaftet werden sollte, ließ ihm der Chorherr Langenmantel am Abend des 20. Oktober ein
Mauerpförtchen öffnen.
Ende 1518 wurde auf Pirckheimers Empfehlung hin Joh. Ökolampadius4 zum Domprediger in
Augsburg gewählt. Er kam hier zu reformatorischer Erkenntnis. Der Augsburger Kreis evangelisch ge-
sinnter Männer wurde nun so stark, daß sich Eck seiner mit dem Spott, in Augsburg hielten sich nur
einige ,,ungelehrte Chorherrn“ zu Luther, erwehren mußte. Ökolampadius und die Domherrn Bernhard 5
6 Steiger 59. 7 Zorn 160. - ADB 20, 610.
8 Zeche = das zu gemeinsamen (kirchlichen) Zwecken zusammengelegte Geld = Kirchengemeindevermögen (Schmel-
ler 2, 1077f.), im Unterschied von den Kirchenstiftungen.
1 WA Br 1, 205ff. - Roth 1, 292f. - LThK 22, 157). - NDB 2, 235.
2 * Bamberg um 1480. — Bamberg Karmeliter, seit 1514 Studium in Wittenberg und evangelisch, 1517 Augsburg
Prior, 1518 Promotion in Wittenberg, 1523 Rücktritt als Prior, 1531 Nürnberg St. Jakob Mittagsprediger, 1533
St. Sebald Prediger - † 1533. Auch Dichter und Musiktheoretiker (Schott. - Simon, Frosch. - H. Albrecht,
J. F., in: Musik in Geschichte und Gegenwart 4 [1955] 1011—1014. - NDB 5 — Adalbert Deckert, Die ober-
deutsche Provinz der Karmeliten nach den Akten ihrer Kapitel von 1412—1529 [ = Archivum historicum Carmelita-
num 1[. Rom 1961. 94. 179 u. ö.). 3 Köstlin 1, 201-214.
4 Hadorn, in: RE 14, 286-295. - Roth 1 (Register). - Schottenloher 16529-16567. - RGG3 4, 1567f.
5 Fr. X. Thurnhof er, B.A.v.A. ( = Erläuterungen zu Janssens Geschichte des deutschen Volkes 2 1). Freiburg
1900. - LThK l2, 143f. — Lier, Humanistenkreis. — NDB 1, 60f.
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