Liederbüchlein beigegeben. Daß sich auch der gewöhnliche Sonntagsgottesdienst in dieser Form ab-
wickelte, beweist dessen Beschreibung durch den Grafen Wolrad von Waldeck aus dem Jahre 154838.
Sonst läßt sich nur noch einiges über die Gestaltung im ruhigsten dieser Kreise - dem der Lutheraner -
sagen39.
Für die Taufe ist eine kurze Form des Urban Rhegius bekannt40,
Die Gestaltung der Abendmahlsfeier kennen wir aus einem Bericht des Stadtschreibers Haid aus
dem Jahre 153041. Sie hat von allen bis dahin gebräuchlichenAbendmahlsformen die wenigsten Anklänge
und Erinnerungsstücke an die Gestalt der römischen Messe. Sie ist also in keiner Weise aus dieser er-
wachsen, sondern hat sich grundsätzlich von vornherein schon an die Gestalt der selbständigen Kom-
munionfeiern der mittelalterlichen Gemeinde, bei der in einer früheren Messe konsekrierte Hostien ver-
wendet wurden, angeschlossen. Diese bestand etwa aus Ermahnung, Vaterunser, Offener Schuld mit
Absolution, Austeilung und wohl Schlußgebet mit Segen42. In diese Reihe wurden nun einfach die
Einsetzungsworte eingefügt.
Daß aber doch für alle Geistlichen mehr oder weniger verbindliche Ordnung vorhanden war, ergibt
sich - wenn sie auch nicht erhalten ist - aus Verschiedenem. Sie unterschied sich aber wohl kaum von
der Ordnung von 153743.
1530 tagte in Augsburg der Reichstag, auf dem das Augsburger Bekenntnis Kaiser und Reich über-
geben wurde. Während bis zur Ankunft des Kaisers vor allem durch die Prediger der evangelischen
Herren lebhafte evangelische Predigttätigkeit herrschte, mußte nach ihr (15. Juni) jede Predigt völlig
verstummen - auch die katholische. Gelegentlich freilich kamen die Evangelischen doch zu einer jetzt
freilich mit verkürzter Ansprache gehaltenen Abendmahlsfeier zusammen^.
Anfang August 1530 begann der Kaiser deutlich werden zu lassen, was von ihm zu erwarten sei. Am
17. September ließ er den Augsburger Prediger Schneid, der den Kurfürsten von Sachsen vor ihm ge-
warnt hatte, gefangennehmen. Darauf verließen die übrigen Geistlichen, die ja schon seit einem Viertel-
jahr entlassen waren45, die Stadt. Auch Schneid konnte, obwohl man ihn mit einer Kette an die Wand
geschmiedet hatte, am 21. September entkommen. Am 4. Oktober ließ der Kaiser die Augsburger Bar-
füßerkirche den Katholiken zurückgeben46.
Die Wirkung war freilich gerade umgekehrt. Es kam dabei zu so erregten Ausbrüchen der Volks-
stimmung, daß der Rat für die Zeit nach dem Abzug des Kaisers einen Aufruhr befürchten zu müssen
meinte. Als daher der kaiserliche Abschied, der die Rückkehr zur alten Kirchenform forderte, den Stän-
den zur Annahme vorgelegt wurde, befragte der Bürgermeister Ulrich Rehlinger den Großen Rat, wie
er sich verhalten solle. Dieser erklärte sich am 16. November für Ablehnung des Abschiedes. Der Kaiser
mühte sich, diese Entscheidung umzustoßen; aber die Stadt hatte gesehen, daß die Zeit des Lavierens vor-
bei sei; sie blieb fest47.
Die von der Obrigkeit gelenkte Reformation.
Nun verschaffte sich die Bewegung, aber auch die Stadt als solche zunächst neue Führer und Be-
rater. Bei der Ratsneuwahl vom 7. Januar 1531 gewannen die Evangelischen acht neue Zunftmeister.
Gleichzeitig kehrten von den evangelischen Geistlichen Rhegius, Frosch, Kastenbauer und Keller zurück.
38 Unsere Nr. I 13a. — Waldenmaier 51.
39 Eine Handschrift der Hochschulbibliothek Dillingen, aus der man darüber einiges erwartet hätte (Joh. Fille, Zur
Reformationsgeschichte Augsburgs, in: Jahresbericht des Historischen Vereins Dillingen 8 [1895], 26—41), ist
nach freundlicher Mitteilung der Bibliothek nicht mehr auffindbar und wahrscheinlich zu Verlust gegangen.
40 Unsere Nr. I 3. 41 Unsere Nr. I 4. 42 Waldenmaier 5ff.
43 German 88. 93. - Hans Agenden 146. - Unsere Ausgahe I 9 und 10. 44 Unsere Nr. I 4 S. 40.
45 Roth 1, 350. 46 Roth 1, 343f. 47 Roth 1, 345-350.
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wickelte, beweist dessen Beschreibung durch den Grafen Wolrad von Waldeck aus dem Jahre 154838.
Sonst läßt sich nur noch einiges über die Gestaltung im ruhigsten dieser Kreise - dem der Lutheraner -
sagen39.
Für die Taufe ist eine kurze Form des Urban Rhegius bekannt40,
Die Gestaltung der Abendmahlsfeier kennen wir aus einem Bericht des Stadtschreibers Haid aus
dem Jahre 153041. Sie hat von allen bis dahin gebräuchlichenAbendmahlsformen die wenigsten Anklänge
und Erinnerungsstücke an die Gestalt der römischen Messe. Sie ist also in keiner Weise aus dieser er-
wachsen, sondern hat sich grundsätzlich von vornherein schon an die Gestalt der selbständigen Kom-
munionfeiern der mittelalterlichen Gemeinde, bei der in einer früheren Messe konsekrierte Hostien ver-
wendet wurden, angeschlossen. Diese bestand etwa aus Ermahnung, Vaterunser, Offener Schuld mit
Absolution, Austeilung und wohl Schlußgebet mit Segen42. In diese Reihe wurden nun einfach die
Einsetzungsworte eingefügt.
Daß aber doch für alle Geistlichen mehr oder weniger verbindliche Ordnung vorhanden war, ergibt
sich - wenn sie auch nicht erhalten ist - aus Verschiedenem. Sie unterschied sich aber wohl kaum von
der Ordnung von 153743.
1530 tagte in Augsburg der Reichstag, auf dem das Augsburger Bekenntnis Kaiser und Reich über-
geben wurde. Während bis zur Ankunft des Kaisers vor allem durch die Prediger der evangelischen
Herren lebhafte evangelische Predigttätigkeit herrschte, mußte nach ihr (15. Juni) jede Predigt völlig
verstummen - auch die katholische. Gelegentlich freilich kamen die Evangelischen doch zu einer jetzt
freilich mit verkürzter Ansprache gehaltenen Abendmahlsfeier zusammen^.
Anfang August 1530 begann der Kaiser deutlich werden zu lassen, was von ihm zu erwarten sei. Am
17. September ließ er den Augsburger Prediger Schneid, der den Kurfürsten von Sachsen vor ihm ge-
warnt hatte, gefangennehmen. Darauf verließen die übrigen Geistlichen, die ja schon seit einem Viertel-
jahr entlassen waren45, die Stadt. Auch Schneid konnte, obwohl man ihn mit einer Kette an die Wand
geschmiedet hatte, am 21. September entkommen. Am 4. Oktober ließ der Kaiser die Augsburger Bar-
füßerkirche den Katholiken zurückgeben46.
Die Wirkung war freilich gerade umgekehrt. Es kam dabei zu so erregten Ausbrüchen der Volks-
stimmung, daß der Rat für die Zeit nach dem Abzug des Kaisers einen Aufruhr befürchten zu müssen
meinte. Als daher der kaiserliche Abschied, der die Rückkehr zur alten Kirchenform forderte, den Stän-
den zur Annahme vorgelegt wurde, befragte der Bürgermeister Ulrich Rehlinger den Großen Rat, wie
er sich verhalten solle. Dieser erklärte sich am 16. November für Ablehnung des Abschiedes. Der Kaiser
mühte sich, diese Entscheidung umzustoßen; aber die Stadt hatte gesehen, daß die Zeit des Lavierens vor-
bei sei; sie blieb fest47.
Die von der Obrigkeit gelenkte Reformation.
Nun verschaffte sich die Bewegung, aber auch die Stadt als solche zunächst neue Führer und Be-
rater. Bei der Ratsneuwahl vom 7. Januar 1531 gewannen die Evangelischen acht neue Zunftmeister.
Gleichzeitig kehrten von den evangelischen Geistlichen Rhegius, Frosch, Kastenbauer und Keller zurück.
38 Unsere Nr. I 13a. — Waldenmaier 51.
39 Eine Handschrift der Hochschulbibliothek Dillingen, aus der man darüber einiges erwartet hätte (Joh. Fille, Zur
Reformationsgeschichte Augsburgs, in: Jahresbericht des Historischen Vereins Dillingen 8 [1895], 26—41), ist
nach freundlicher Mitteilung der Bibliothek nicht mehr auffindbar und wahrscheinlich zu Verlust gegangen.
40 Unsere Nr. I 3. 41 Unsere Nr. I 4. 42 Waldenmaier 5ff.
43 German 88. 93. - Hans Agenden 146. - Unsere Ausgahe I 9 und 10. 44 Unsere Nr. I 4 S. 40.
45 Roth 1, 350. 46 Roth 1, 343f. 47 Roth 1, 345-350.
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