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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0068
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Augsburg

pfarena5 sampt dem von den erwirdigen hochgeler-
ten doctorn, unserer gnedigen herren advocten6, den
ain erber rat darzu verordnen wurd. Fallet den etwas
furnemes fur, so sollen die sechs gemainen pröbst alle
und von den pröbsten der besondern pfaren, sovil
beruefet werden, so vil es den ordenlichen convent
fur nutzlich ansehen wurd.
Damit dann, was in allen pfarren zu bessern alle
mal furfallet, dester baß erfarn, furbracht und ge-
bessert werde, solle vor anfangs aller cottember7
allekirchenpröbst - gemaine und der besonderen pfa-
ren - sampt dem advocaten, von aim erbern rat zum
convent verordnet, durch den eltern under inen zu-
samenberuefet, befraget und vernomen werden, was
jeder selb vermerket oder von andern leuten ver-
nomen habe, das an den predigern, helfern oder an-
dern von der kirchen zu bessern sein möge, und
dann den ersten convent jeder cottember alle sa-
mentlich im convent der prediger erscheinen und da
selber solichs und, was si zur besserung vermainen
anzuzaigen sein, furpringen, hören, beratschlagen
und des helfen schließen und ordnen, das jedesmal
zu weiter aufbauung der kirchen dienlich sein welle.
Auf das aber in den vierzehen tagen- und auch
den größern conventen, die zu anfang der cottember
oder auch die sonst, aus fürfallenden ursachen ge-
halten werden sollen, alles ordenlich und mit
christenlicher zucht und fruntlichait gehandelt und
gerichtet werden, solle man in den conventen nach
diser ordnung handeln:
die vier pfarer, so die lateinisch lection halten8,
die sollen ainer nach dem andern jeder ain cottem-
ber president sein. Doch solle er alle mal den elteren
von gemainen pröbsten, der jedesmal im convent
sein wird, bei sich haben sitzen, welcher auch in, den
presidenten, wen in je fur gut ansicht, in ordnung
der fragen und ganzer handlung ermanen mag. Auch
solle der president disen probst deshalb befragen.
a In der Vorlage irrig „pfarrern“.
6 Die Pröpste der einzelnen Pfarrkirchen (Roth 2,327).
6 Konrad Hel aus Haunsheim, seit 1531 als Rechts-
konsulent im Dienst der Stadt, auch kaiserlicher,
königlicher und hessischer Rat, 1538 in den Kreis
der Geschlechter aufgenommen, † 1552. Er gehörte
zur vorsichtigen, lutherischen Richtung (W. Hans,
Gutachten 19ff. - Roth 2 Register).
7 Vgl. S. 48 Anm. 7! - Im Folgenden zeigt sich aber,

Die cottember sollen also abgetailet werden, das
das erst sei im anfang des Jenners, das ander im an-
fang Aprilis, das drit im anfang Julii, das viert im
anfang Octobris.
Die ordnung der presidenten solle dise sein, das
der erst M. Bonifacius9 seie, der an der M. Michael10
der drit Musculus11, der viert M. Hans Vorster12.
Und der jedesmals president ist, solle fragen und
in allen conventen in denen nit besonder sachen zu
handlen vorsend, solle er die erste frag tun und die
kirchenpröbst und den advocaten vor den predigern
fragen, was jeder habe furzupringen, davon zur bes-
serung der kirchen zu handlen seie, und, wan das-
selbig geschehen, so solle er die notwendigisten stuck,
die angezaiget sind, der ordnung, die in sampt den
beisitzenden kirchenpröbsten fur die besser ansicht,
ains nach dem andern und allweg das notwendiger
vor wider erholen und desselbigen halb umbfragen.
Und wa villeicht nicht so offenbar, welhe stuck die
notwendigern und also zum ersten furzunemen seien
und der president zum ersten furneme, das jemand
im convent deuchte, es were nit das notwendiger und
nutzlicher, derselbig mag es melden, und bevor ab
haben das zu melden die drei, so zu irer zeit auch
presidenten seind. Was dann dem mehern tail ge-
fellig, zum ersten furzunemen sein, das werde also
furgenomen.
In dem erwegen aber der furgenomen puncten,
wa die von der ler send, so solle der president die
prediger erstlich fragen, als die in der schrift, die ver-
stendigsten sein sollen. Wa sie aber das leben an-
treffen oder die eußern breuch der kirchen, solle er
die kirchenpröbst und den advocaten erstlich fra-
gen als, die der eußern dingen etwan mer erfarnus
haben.
Und solle in der umbfrag bede der prediger und
kirchenpröbst die ordnung der zeit, die jeder in di-
sem dienst gewesen, gehalten werden.
daß dabei nicht streng an diese Termine, sondern
einfach an Vierteljahre gedacht, auch daß mit ,,vor
anfangs“ einfach ,,zu Anfang“ gemeint war.
8 Vgl. S. 51!
9 Bonifazius Wolfart (vgl. oben S. 24!).
10 Keller (vgl. oben S. 20!).
11 Wolfgang Musculus (vgl. oben S. 24!).
12 Hans Forster (vgl. oben S. 25!).

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