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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0081
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Kirchenordnung von 1537

b. Auszug aus der Kirchenordnung.

Nachdem die gestellt kirchenordnung etwas lang
und ain erbern rat durchaus von wort zu wort zu
hören ungelegen sein möcht, auch dieselb hievor,
durch meine herren burgermeister und baumaister
allerding gehört ist, so mag nachvolgender sumari
aller articul, der alle substanz in sich helt, ain erber
rat furgelesen werden, damit destweniger zeit darin
zu gebracht und nit ander auch notwendige ge-
schefte dardurch verhindert werden.
1. Erstlich ist ain kurze vorrede gesetzt, warumb
nach abstellung der kirchen mißbreuch billich gute
ordnung und christenlicher wanddel angenomen und
gehalten werde.
2. Zum andern wurd angezaigt, das die kirchen-
diener und prediger lerhaft in der predig und ains
christenlichen lebens sein sollen, das si auch der
christenlichen confession der evangelischen stend
darin die articul des glaubens mit grund anzogen
send, sollen gemeß predigen, leben und leren.
Item si sollen auch ine selbs zu gutem und umb
merer erfarnheit willen der kriechischen, lateini-
schen und hebreischen sprach die verordenten lec-
tiones vleißig besuchen und uben, sich auch nit be-
schwärden, ob ainem oder mer sein mangel der pre-
dig und lebens halb fruntlich anzaigt wurd, das-
selb ufzenemen und zu endern.
In disem articul ist auch ain gute ordnung, wie die
versamlung und convent der herren kirchenpröbst
und kirchendiener gehalten soll werden, begriffen,
aber ditzmal etwas zu lang zu verlesen.
Furnemlich und austrucklich wurd in der kirchen-
probst und diener conventen nichts neues in der
kirchen one sonderlichen willen und gehaiß ain er-
bern rats sollen aufgericht und volzogen werden.
Gleich wol wurd auch hiebei angezogen, das die
prediger und kirchenpröbst die, so in offnen lastern
gefunden werden, sollten ermanen abzesteen, und
wo das nit stat hett ine die hailigen sacramenten mit
wissen und willen ains erbern rats und anderst nit
zu verbieten, bis si sich besserten etc.
3. Zum dritten steet ain ordnung, wie die prediger

Druckvorlage: wie bei I 8a. - Druck: Roth 2,
365 ff. - Vgl. oben S. 26!

und kirchendiener söllen erwölt werden, als nemlich
mit vernemung aines jeden stimme, und das dar-
nach ain erber rate darin zu beschließen hab.
4. Zum vierten sollen ain oder gar wenig super-
attendenten sein, die alle und jede der kirchen man-
gel und gebrechen in achtung haben und von viertel
jars zu viertel jars im konvent und versamlung der
kirchenpröbst und prediger furbringen und, wie das
zu ablainen sei, beratschlagen und also ires vermö-
gens bessern.
5. Zum funften ist ain prozeß und ordnung ver-
fasset, wie es mit singen, predigen, dem abentmal,
frue- und abentgepeten und taufen in allen kirchen
auf ain gleiche, ainhellige weis und zeit soll gehalten
werden. Und ruet sols vast darauf, wie es vorhin
zun Parfussern und zum Creuz gehalten worden ist,
on allein, das die lection aus dem alten testament
hinfuro underlassen wurd.
Item es sollen auch zun zeiten, wann uns Gott mit
plagen und truebsal haimsucht, sondere versamlung
und gebete gehalten werden, wölchs die superatten-
denten und kirchenpröbst sollen fleißig in achtung
haben und anmanen.
6. Zum sechsten ist ain ordnung gemacht, warauf
allermaist gepredigt werden soll, als nemblich uf den
rechten waren glauben in Christum, bereuung der
sunden und annemung gutes christenlichen wandels
und zur liebe des nechsten, das ist zu furderung des
almusens etc.
7. Zum siebenden, das auch auf die sontäg zu ailf
urn fur das gesund, dieselben zu zucht, treu, gots-
forcht und gehorsam ze weisen, treulich gepredigt
werden soll.
8. Zum achten soll auf die hohen feste, als Wei-
nachten, Ostern etc. dieselben löblichen historien
mit iren anhengigen heilwerigen leren gepredigt und
dem volk zumal von der jungen wegen wol einpildet
werden.
9. Zum neunten wurd alle form und cerimoni des
hailigen taufs nach lengs von wort zu wort angezo-
gen und usgetruckt1 und, dieweil das ain hauptstuck
1 Steht nicht in der Kirchenordnung, ist aber geson-
dert gedruckt, vgl. unsere Nr. I 10!

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5 Sehling, Bd. XII, Bayem II: Schwaben
 
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