Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0126
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Augsburg

sen. Wann aber die herrn stattpfleger und geheime
wider soliche fürgeschlagne personen bedenken het-
ten, sollen sie an solchen fürschlag nicht gebunden
sein, doch auf solichen fall die benandte sechs per-
sonen mit und neben dem ministerio andere taug-
liche, qualificirte personen den herrn stattpflegern
und geheimen von neuem zu benennen und fürzu-
schlagen, fug und rnacht haben, auch hierinnen be-
derseits kein gefahr10 gebraucht werden.
6. Da dann dieselben also, wie gemeldt, aus der
herrn statpfleger und geheimen befelch vocirt11 wor-
den, sollen si alsbald von den herrn statpflegern dem
ministerio und kirchenpflegern, sampt iren zuge-
ordneten adjuncten zum examen fürgestelt und,
wann si also in examine, auch volgends in den prob-
predigen der lehr und lebens halben unsträflich und
unverwirflich befunden werden, alsdann durch die
herren stattpfleger und geheimen angenommen,
confirmirt und gewonliche bestallungen, diser ver-
gleichung gemeß, mit ihnen aufgericht werden. Die-
jenige aber, so das testimonium der lehr und lebens
halben von dem ministerio augspurgischer con-
fession allhie nicht erlangt, sollen zum predigambt
nit zugelassen werden, ob sie schon andere testimo-
nia anderer orten fürzuzeigen hetten.
7. Es soll auch dem ministerio und den obgenan-
ten sechs personen die gewonliche conventstuben
bei S. Anna12, wie hernach volget, widerumn eröff-
net werden und dem ministerio zugelassen und er-
laubt sein, under inen zwen fridliebende seniores mit
rat der kirchenpfleger und irer dreien adjuncten zu
erwölen und, so oft es die notturft erfordert, sampt
den kirchenpflegern und ihren dreien adjuncten zu-
sammenzukommen, allda der kirchensachen not-
turft zu bedenken und sonderlich, sowol die obge-
meldte sechs personen als die kirchendiener selbs,
verrmög irer getanen aidsglübt, dahin zu trachten
und aufsehen zu haben, das die kirchendiener in der
lehr ainig und fridlich seien, keine falsche, unreine
lehr eingeschleicht oder wider die herrn stattpfleger,
geheime und einen erbarn rat allhie under dem
schein der kirchensachen was practiciert oder ge-
fährliches beratschlagt werde, deshalber die sechs
10 = Hinterlist (Schmeller 1, 740f. - Grimm 4 11,
2062).
11 nicht = endgültig berufen, sondern nur = einladen.

obvermelte personen einem erbarn tat aidspflicht
sollen tun.
8. So vil aber das pfarrambt und helferstand bei
einer jeden kirchen und die translation der kirchen-
diener betrifft, soll die cognition, wahin ein jeder zu
transferirn oder zu verordnen, bei dem ministerio
und kirchenpflegern und iren adjuncten stehen. Die
sollen und mögen mit vorwissen der herrn statt-
pfleger die translation derselben nach irer discretion
und bester verstendnus ohn alle affection, neid und
haß, wie sie es in irem gewissen und künftig am
jüngsten tag und gericht gegen Gott dem Allmäch-
tigen zu verantworten vermainen und ihren kirchen
zu gutem beschehen mag, vermög ihrer einem erbarn
rat allhie gelaisten aidsglübt ohne verhinderung für-
nemen. Jedoch soll mit translation der jetzigen
pfarrer und seniorn on vorwissen und bewilligung
der herrn statpfleger von dem ministerio, kirchen-
pflegern und adjuncten kein enderung fürgenommen
werden.
9. Da sich auch einer oder mehr under den kir-
chendienem in seinem ambt oder leben und tun er-
gerlich oder streflich verhalten wurden, sollen das
ministerium sampt den kirchenpflegern und adjunc-
ten dem- oder denselben soliches ernstlich verweisen
und, da er sich hernacher durch treue vermanun-
gen und warnungen nit abha-lten wolt lassen, sollen
alsdann die verordnete kirchenpfleger und adjunc-
ten macht und gewalt haben, den- oder dieselben mit
vorwissen und guthaißen der herrn stattpfleger und
geheimen genzlich zu beurlauben und vom kirchen-
oder predigambt abzuschaffen.
10. Und da die herrn stattpfleger, geheime oder
ein erbarer rat für sich selbst einen zu beurlauben
sonderbare ursach hetten als, wann einer wider sein
bestallung handlete und dergleichen soll inen, jedoch
praecedente summaria causae cognitione bevor-
stehen, den- oder dieselben durch die kirchenpfleger
und ire adjuncten abzuschaffen und, da sie in dem
saumig, solchs selbst oder mit und neben einem er-
barn rat zu tun.
f\ 11. Wavern auch under den kirchenpflegern und
adjuncten einer oder mehr weren, so sich irem tra-
12 Die sog. große Sakristei (Schiller, Annakirche.
Plan).

110
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften