Generalbestallung auf alle und jede Helfer
scheret, muß gefürt und gepflanzt werden und in
solchen das muglichst, das die ganze regierung nur
einer teuglichen person auferlegt und bevolhen sei,
haben wir nach einem pfarrer getrachtet, der unser
seelsorger sein und mit predigen, taufen, sacrament
raichen, absolviren und trösten, krankenbesuchen
und regieren des ganzen kirchenspiels in geistlichen
sachen treulich warten, wachen, aufsehen und in
allem, was die religion anlangt, acht haben, aufse-
hen und wider alle irrtum und falsche lehr, auch der
hellen pforten zuforderst an der spizen stehen sol,
wie das solches Gottes bevelch von ihm erfordert
und imb ambtshalben wol anstehet und gebüret.
Dieweil aber bei großen communen jedesmals ge-
breuchlich, einen diacon oder caplan7 dem pfarrer
nit zum nebenpfarrer, sondern nur zum gehülfen
oder helfer zu ordnen, wie aus S. Pauli episteln und
bewerten kirchenhistorie[n] abzunemen8, so be-
kennen wir obgenante kirchenpfleger als der kirchen
seniorn und eltisten, das wir von wegen der ganzen
gemeinen augsburgischer confession verwanten bur-
gerschaft zum helfer mit wissen, willen und beisein
des pfarrers nachvolgender maßen uf ein jahr be-
stellet und angenommen haben den wurdigen und
wolgelerten N.N. von N., nemlich: das er in der spi-
talkirchen nach göttlicher, heiliger, biblischer
schrift dem jungen und einfeltigen volk als kindern
und gesind die nötigsten stuck christlicher lehr im
catechismo furtragen soll.
Damit sie aber dieselben desto baß verstehen
lernen und fassen mögen, so soll dieselb des cate-
chismi lehr nach D. Martin Luthers seligen aus-
legungen9, wie das dieselbe in der kirchenord-
nung begriffen10 , fleißig und (da er lenger als ein
jar verharren wurd) jedesmal auf eine form und
weis von ihm tractirt und gehandelt werden. Und
dieweil an demselben muglichen unterricht des
7 Seit 1567. Der erste Diakonus war Wolfgang Ammon
vgl. (S. 132 Anm 4!)
8 Gedacht sein mag an 1. Tim. 4, 6; 6, 12; 2. Tini. 2,
15. 24; 4, 6; Tit. 2, 7f.
9 Bekenntnisschriften 507-521.
10 nämlich in der von Dinkelsbühl angenommenen
pfalzneuburgischen = pfalz-zweibrückischen) Kir-
chenordnung von 1560, die hier durchaus die würt-
tembergische Kirchenordnung von 1553 wiedergibt,
nur daß sie statt des brenzschen Katechismustextes
catechismi sehr schedlich, wan ein helfer sein
selbst kunst und geschicklichheit mit großer weit-
leuftigkeit einfürung vieler disputationen auch mit
frembden sprachen als lateinisch, griechisch oder
hebreisch zu reden, beweisen und sehen lassen wil,
so ist unser meinung, das er im furtragen des cate-
chismi der lehr Pauli in den 14. capitel der ersten
an die Corinther begriffen [5. 9. 28]u, wol ingedenk
sein und, dieweil frembde sprachen der jugend und
gesind unbekannt und nichts dardurch erbauet
werden, mit guter teutschen sprach si zu lehren be-
fleißige und aufs allereinfeltigst den catechismum
erclere, damit das jung volk nit irr gemacht und
durch weitleufige handlung und gesuchte diputa-
tionen etwas zu behalten gehindert werde. Dieweil
die ungeschickte jugend aus weitleuftigkeit und dis-
putiren wenig was behalten und darzu über die zeit
aufgehalten wurd, wie das die angestelte hieige kir-
chenordnung12 ihm disfalls zimliche anleitung ne-
ben dem marggrevischen catecismo13 geben wurd,
welch das genugsam were der jugend furzulesen, wan
nicht ein helfer disfalls bedacht wurde, das er auch
eine übung zu predigen haben sollte, welche doch (da
er aus disem unsern bevelch unnötiglich schreiten
würde) geendert und das lesen allein furgenommen
werden müesse.
Nachdem aber in solcher erclerung des catechismi
die auslegung der zehen gebot das erst und foderst,
dadurch die bueß und strafpredigt wurd fürgehal
ten, ist ihm von uns unverboten, falsche lehr, auch
offenliche schand und laster nach ausweisung gött-
lichs worts zu widerlegen und strafen, doch mit diser
göttlichen beschaidenheit, das er sich zu den sachen
mit weitgesuchten gelegenheiten nicht nötige, son-
dern aller fursichtigkeit gebrauche, auf das, so er
von jemand verclagt werden solt, als hett er der röm.
kai. mt. vilfeltige bevelch (welche ihm dan alle sollen
den lutherischen abdruckt (Richter 2, 196. 134. -
Kirchenordnung [vgl. oben Anm. 5!] f. 84-92).
11 Die dort genannte Weissagung, Prophezeiung wird
hier - wie damals überall im evangelischen Lager -
als auslegende Predigt, das Zungenreden als Ver-
wendung einer fremden, aber natürlichen Sprache
verstanden. 12 vgl. Anm. 10!
13 Die Brandenburgisch-nürnbergische Kirchenord-
nung in ihren Kinderpredigten (Sehling 11, 206.
279).
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scheret, muß gefürt und gepflanzt werden und in
solchen das muglichst, das die ganze regierung nur
einer teuglichen person auferlegt und bevolhen sei,
haben wir nach einem pfarrer getrachtet, der unser
seelsorger sein und mit predigen, taufen, sacrament
raichen, absolviren und trösten, krankenbesuchen
und regieren des ganzen kirchenspiels in geistlichen
sachen treulich warten, wachen, aufsehen und in
allem, was die religion anlangt, acht haben, aufse-
hen und wider alle irrtum und falsche lehr, auch der
hellen pforten zuforderst an der spizen stehen sol,
wie das solches Gottes bevelch von ihm erfordert
und imb ambtshalben wol anstehet und gebüret.
Dieweil aber bei großen communen jedesmals ge-
breuchlich, einen diacon oder caplan7 dem pfarrer
nit zum nebenpfarrer, sondern nur zum gehülfen
oder helfer zu ordnen, wie aus S. Pauli episteln und
bewerten kirchenhistorie[n] abzunemen8, so be-
kennen wir obgenante kirchenpfleger als der kirchen
seniorn und eltisten, das wir von wegen der ganzen
gemeinen augsburgischer confession verwanten bur-
gerschaft zum helfer mit wissen, willen und beisein
des pfarrers nachvolgender maßen uf ein jahr be-
stellet und angenommen haben den wurdigen und
wolgelerten N.N. von N., nemlich: das er in der spi-
talkirchen nach göttlicher, heiliger, biblischer
schrift dem jungen und einfeltigen volk als kindern
und gesind die nötigsten stuck christlicher lehr im
catechismo furtragen soll.
Damit sie aber dieselben desto baß verstehen
lernen und fassen mögen, so soll dieselb des cate-
chismi lehr nach D. Martin Luthers seligen aus-
legungen9, wie das dieselbe in der kirchenord-
nung begriffen10 , fleißig und (da er lenger als ein
jar verharren wurd) jedesmal auf eine form und
weis von ihm tractirt und gehandelt werden. Und
dieweil an demselben muglichen unterricht des
7 Seit 1567. Der erste Diakonus war Wolfgang Ammon
vgl. (S. 132 Anm 4!)
8 Gedacht sein mag an 1. Tim. 4, 6; 6, 12; 2. Tini. 2,
15. 24; 4, 6; Tit. 2, 7f.
9 Bekenntnisschriften 507-521.
10 nämlich in der von Dinkelsbühl angenommenen
pfalzneuburgischen = pfalz-zweibrückischen) Kir-
chenordnung von 1560, die hier durchaus die würt-
tembergische Kirchenordnung von 1553 wiedergibt,
nur daß sie statt des brenzschen Katechismustextes
catechismi sehr schedlich, wan ein helfer sein
selbst kunst und geschicklichheit mit großer weit-
leuftigkeit einfürung vieler disputationen auch mit
frembden sprachen als lateinisch, griechisch oder
hebreisch zu reden, beweisen und sehen lassen wil,
so ist unser meinung, das er im furtragen des cate-
chismi der lehr Pauli in den 14. capitel der ersten
an die Corinther begriffen [5. 9. 28]u, wol ingedenk
sein und, dieweil frembde sprachen der jugend und
gesind unbekannt und nichts dardurch erbauet
werden, mit guter teutschen sprach si zu lehren be-
fleißige und aufs allereinfeltigst den catechismum
erclere, damit das jung volk nit irr gemacht und
durch weitleufige handlung und gesuchte diputa-
tionen etwas zu behalten gehindert werde. Dieweil
die ungeschickte jugend aus weitleuftigkeit und dis-
putiren wenig was behalten und darzu über die zeit
aufgehalten wurd, wie das die angestelte hieige kir-
chenordnung12 ihm disfalls zimliche anleitung ne-
ben dem marggrevischen catecismo13 geben wurd,
welch das genugsam were der jugend furzulesen, wan
nicht ein helfer disfalls bedacht wurde, das er auch
eine übung zu predigen haben sollte, welche doch (da
er aus disem unsern bevelch unnötiglich schreiten
würde) geendert und das lesen allein furgenommen
werden müesse.
Nachdem aber in solcher erclerung des catechismi
die auslegung der zehen gebot das erst und foderst,
dadurch die bueß und strafpredigt wurd fürgehal
ten, ist ihm von uns unverboten, falsche lehr, auch
offenliche schand und laster nach ausweisung gött-
lichs worts zu widerlegen und strafen, doch mit diser
göttlichen beschaidenheit, das er sich zu den sachen
mit weitgesuchten gelegenheiten nicht nötige, son-
dern aller fursichtigkeit gebrauche, auf das, so er
von jemand verclagt werden solt, als hett er der röm.
kai. mt. vilfeltige bevelch (welche ihm dan alle sollen
den lutherischen abdruckt (Richter 2, 196. 134. -
Kirchenordnung [vgl. oben Anm. 5!] f. 84-92).
11 Die dort genannte Weissagung, Prophezeiung wird
hier - wie damals überall im evangelischen Lager -
als auslegende Predigt, das Zungenreden als Ver-
wendung einer fremden, aber natürlichen Sprache
verstanden. 12 vgl. Anm. 10!
13 Die Brandenburgisch-nürnbergische Kirchenord-
nung in ihren Kinderpredigten (Sehling 11, 206.
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