Lindau
Und dieweil solich obgemelt almusen allein den
burgern und pfarleuten alber gehörig zuston und ge-
hören wird, damit dann die andern nachsässen und
ander herschäften arme leut, so bisher das almusen
hie gesucht haben, dannacht auch bedacht werden,
so ist angesechen, das sich dieselben fremder ober-
kait armen dise wuchen hiumb hern Thoman, dem
predicanten, anzaigen sollen, wie si haißen, von
wannen si seien, wie vil si kinder und wie sonst ire
sachen ain gestalt haben. Darnach sollen die pettel-
maister auf ain solchen armen gute kundschaft
machen und, wan man befindt, das aines die un-
warhait angeben, oder erfaren wurd, das ains on den
pettel narung haben möchte, sol man solche im
zettel wider austun und inen nichts geben.
Darnach auf einen benampten tag, nemlich am
zinstag16, werden die almusenhern ainen diener in
der statt mit ainer glocken lassen herumbgon, den
frembden armen vom haus zu haus zu sambeln.
Darnach an der mitwoch zu morgen nach der pre-
dig so sollen alle fremde armen, die am zettel ge-
schriben standen, auf ain benampte stund auch in
die obgemelt sant Steffanns pfarkirche kont und
inen auch ain christenliche leer und vermanung be-
schechen und darnach under si ausgetailt werden,
was man am zinstag ersambelt hat, darnit si acht
tag abgewisen sein und nit wieder kommen sollen
bis uber acht tag.
Dises samblen wirt angefangen werden jetzt an
16 Nebenform zu ziestag, zistag = Ziustag = Dienstag
(Schmeller 2, 1071. - Grimm 15, 1236f. 1534. -
Fischer 6 I 1230f.).
17 = 9. Sept. 1533. - Diese Sammlungen (wie natürlich
auch die in der Kirche) wurden bis ins 19. Jahrhun-
dert fortgesetzt (Wolfart 1 I 311).
zinstag nächst17. Darnach von zinstag uber acht tag
wird man aber18 samblen und die beid samblungen
erst von mitwoch uber acht tag am morgen nach
der predig under die frembden armen mitainander
ausgetailt werden.
Was dann recht straifend pettler und landstrei-
cher sind, deren sol und wird man kainen in die
statt lassen, sonder jeglichen, so er under das tor
kombt, ain creuzer19 geben und damit hinwegwei-
sen, das er in vierzehn tagen nimer kom, auch kai-
nem armen gestatten, vor dem tor innerhalb der
schranken zu petlen in kainem weg.
Damit sind erstlich die armen burger und zuge-
hörigen pfarverwanten, darnach die nachsessen
frembder herschaften armleut und zum dritten
die landstreicher bedacht.
Die pettelmaister sollen auch zu zeiten in der ar-
men heuser sechen, wie si haushalten und, wa krank
leut sind, denen rätlich und beholfen sein. Es soll
auch nicht allein ainem erbern rat, sonder auch den
almusenhern vorbehalten und in irer macht steen
und sein, täglichs nach begegneten sachen besserung
und änderung anzesechen und sich mit vleiß und
ernst hierin zu erzaigen und zu bemuehen, wie si des
von Gott dem Hern belont ze werden gewarten
wöllen.
Nota: In wirzheuser bichsen ze ordnen.
Actum im monat September anno Domini 1533.
18 = abermals, wieder (Schmeller 1, 19.- Grimm 1,
29).
19 Zum Geldwert vgl. oben S. 188 Anm. 18 und 19!
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Und dieweil solich obgemelt almusen allein den
burgern und pfarleuten alber gehörig zuston und ge-
hören wird, damit dann die andern nachsässen und
ander herschäften arme leut, so bisher das almusen
hie gesucht haben, dannacht auch bedacht werden,
so ist angesechen, das sich dieselben fremder ober-
kait armen dise wuchen hiumb hern Thoman, dem
predicanten, anzaigen sollen, wie si haißen, von
wannen si seien, wie vil si kinder und wie sonst ire
sachen ain gestalt haben. Darnach sollen die pettel-
maister auf ain solchen armen gute kundschaft
machen und, wan man befindt, das aines die un-
warhait angeben, oder erfaren wurd, das ains on den
pettel narung haben möchte, sol man solche im
zettel wider austun und inen nichts geben.
Darnach auf einen benampten tag, nemlich am
zinstag16, werden die almusenhern ainen diener in
der statt mit ainer glocken lassen herumbgon, den
frembden armen vom haus zu haus zu sambeln.
Darnach an der mitwoch zu morgen nach der pre-
dig so sollen alle fremde armen, die am zettel ge-
schriben standen, auf ain benampte stund auch in
die obgemelt sant Steffanns pfarkirche kont und
inen auch ain christenliche leer und vermanung be-
schechen und darnach under si ausgetailt werden,
was man am zinstag ersambelt hat, darnit si acht
tag abgewisen sein und nit wieder kommen sollen
bis uber acht tag.
Dises samblen wirt angefangen werden jetzt an
16 Nebenform zu ziestag, zistag = Ziustag = Dienstag
(Schmeller 2, 1071. - Grimm 15, 1236f. 1534. -
Fischer 6 I 1230f.).
17 = 9. Sept. 1533. - Diese Sammlungen (wie natürlich
auch die in der Kirche) wurden bis ins 19. Jahrhun-
dert fortgesetzt (Wolfart 1 I 311).
zinstag nächst17. Darnach von zinstag uber acht tag
wird man aber18 samblen und die beid samblungen
erst von mitwoch uber acht tag am morgen nach
der predig under die frembden armen mitainander
ausgetailt werden.
Was dann recht straifend pettler und landstrei-
cher sind, deren sol und wird man kainen in die
statt lassen, sonder jeglichen, so er under das tor
kombt, ain creuzer19 geben und damit hinwegwei-
sen, das er in vierzehn tagen nimer kom, auch kai-
nem armen gestatten, vor dem tor innerhalb der
schranken zu petlen in kainem weg.
Damit sind erstlich die armen burger und zuge-
hörigen pfarverwanten, darnach die nachsessen
frembder herschaften armleut und zum dritten
die landstreicher bedacht.
Die pettelmaister sollen auch zu zeiten in der ar-
men heuser sechen, wie si haushalten und, wa krank
leut sind, denen rätlich und beholfen sein. Es soll
auch nicht allein ainem erbern rat, sonder auch den
almusenhern vorbehalten und in irer macht steen
und sein, täglichs nach begegneten sachen besserung
und änderung anzesechen und sich mit vleiß und
ernst hierin zu erzaigen und zu bemuehen, wie si des
von Gott dem Hern belont ze werden gewarten
wöllen.
Nota: In wirzheuser bichsen ze ordnen.
Actum im monat September anno Domini 1533.
18 = abermals, wieder (Schmeller 1, 19.- Grimm 1,
29).
19 Zum Geldwert vgl. oben S. 188 Anm. 18 und 19!
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