Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0221
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Agenda, Das ist Ordnunge in der Pfarrkirchen zu Lindaw

Der allmechtig, ewig Gott und Vater unsers Her-
ren Jesu Christi, der dich anders4 geboren hat
durchs wasser und den Hailigen Gaist und hat dir
alle deine sünd vergeben, der sterke dich mit seiner
gnad zum ewigen leben! Amen.
Der fride sei mit dir.
Von dem nottauf5.
Wann ein kindlin in die kirchen gebracht wird,
das in der not getauft ist, sol es der kirchendiener
nicht anderst taufen, sondern vorhin die leut fragen
und sie also anreden.
Kirchendiener:
Lieben freund Christi, weil wir allesampt in sün-
den unter Gottes zorn zum ewigen tod und verdam-
nis geboren werden und kein ander mittel haben,
dadurch wir der sünden los, für Got gerecht und
selig werden mügen denn durch unsern einigen mit-
ler und Hailand Jesum Christum, und dises gegen-
wertige kindlin in solchen nöten auch stecktf,
so frag ich euch, ob es dem Herren Christo zuge-
tragen und durch den hailigen tauf auch eingeleibt
sei worden oder nicht.
Wird nun geantwort:
Ja, es ist in der not getauft worden.
So frag der kirchendiener ferner:
Durch wen ist ges getauft wordeng und wer ist
darbei gewesen?
Spricht denn jemand:

f 1555: + Amen.
g-g 1555: solchs geschehen.
h-h 1555: die person hat dem kind den tauf gegeben.-
Das S. 203 erwähnte Taufbüchlein beim Landes-
kirchlichen Archiv hat aus den Jahren 1586 und
1597 folgende Pormen:
1. Wenn das Kind von einem Geistlichen im
Hause getauft worden war, so hieß es statt der
Fragestücke:
,,So wolle der ehrwürdige herr dominus N.N.
selbert muntlich anzeigen und kundschaft geben,
welcher gestalt und maß das kind von ime seie ge-
tauft worden.
Wo nun richtig geantwortet wirt, nemlich: das
das kind mit namen genent und Gottes namen
uber dem kind angerufen, das mit wasser begossen
und solches geschehn sei im namen Gottes des
4 = noch einmal, von neuem (Lexer 1, 56).

Die und die personen sind dabei gewesen, und
hN. hat das kindlein getaufth.
Darauf frage der kirchendiener dieselbige per-
sonen weiter und sage:
Habt ihr auch den namen des Herren angerufen
und gebeten?
Wird geantwort:
Ja, wir haben Got angerufen und das hailige Vater
unser gebetet,
So frage er weiter:
Wamit habt ir getauft ?
Antwort man denn:
Mit wasser.
So frag er:
Mit was worten habt ir getauft?
So man denn sagt:
Ich taufe dich im namen des Vaters und des Sons
und des Hailigen Gaists,
so frage er endlich:
Wisset ihr, das ihr der wort nach dem befelch
Christi gebraucht habt?
So sie darauf antworten:
Ja, wir wissens,
so sagt er:
Nun meine liebe freund, weil ihr denn im namen
und auf den befelch Gottes solches alles getan habt,
so sag ich, das ihr habt recht und wol getan, seite-
mal die armen kindlin der gnaden auch bedürfen
und unser Herr Jesus Christus ihnen dieselbigen
Vaters und des Sons und des Heiligen Geistes, da
sollen alsdann die wort verlesen werden ...: Nun,
meine lieben freund, ...“
2. Wenn der Täufer selbst die Taufe bestätigt,
so heißt es an dieser Stelle:
,,So hab ich, N. N., das kindlin im Haus in der
not getauft und das mit wasser im namen der
heiligen Dreifaltigkeit, Gott des Vaters und Gott
des Sons und Gott des Heiligen Gaistes auf vor-
gehende erzelung des gebets des h[eiligen] Vater
unsers wie auch der artikel unsers allgemeinen
christlichen glaubens und dem kind seinen tauf-
namen gegeben und es N. genennet.
Und dis alles ist beschehen in beisein etlicher
christlicher personen, deren dann etlich als zeu-
gen auf dismal zugegen sind.
Weil denn nun wir im namen und auf den be-
5 Nach der Einleitung wörtlich aus der Kirchenord
nung Herzog Heinrichs 1539 (Sehling 1, 267f.).

205
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften