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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0269
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Zuchtordnung von 1532

zudem darob sein sollen, das unser mandaten, so
bisher ausgangen und ausgeen mögen, in kreften
gehalten und die ubertreter gestraft werden laut
volgender artikel, welche wir uns vorbehalten zu
meren und zu mindern, wie wir befinden, zur Gottes
ehr und furderung gueter exempel und zierlicher
sitten bei den unsern baiden gueten und bösen; dann
si nit in namen der kirchen, sonder aus unsers bur-
germaisters und rats bevelh handlen, welchen zue-
steet, wider die straf furzunemen und zu verstrecken,
die wider unser satzung gehandelt ergriffen wurden,
so wir gesetzt haben oder hinach setzen wurden,
wider alles, so der hailsamen leer unsers Hailand
Gots entgegen und vom schwert und zeitlichem ge-
walt soll und mag nach gottlicher schrift gestraft
werden.
Es solle auch diser zuchtherrn ampt nur zwai jar
weren, also das alle jar zum neuen rat die halben von
reten, ailfen und der gemaind geendert und si oder
ander von neuen erwelt werden sollen, gleichwie
hiervor von den kirchenpflegern gemelt.
Und, nachdem zu erhaltung gemainer stat von
noten ist, das besonder hauser wol seien angericht20
und die eheleut als haupter der heuser in gueter
ordnung, freuntschaft und liebe leben, so geburt
ainer jeden oberkait bei iren undertanen aus got-
lichem und geschribnem rechten, das si satzung fur-
geben, wie die ehen sollen angefangen und gehalten
und, so von noten, der eeleut schaidung furgenom-
men werden, welche wir hienach zum tail melden
und zum tail in besonder instruction21 gedachten
chorrichtern uberantworten wellen, uf das si in ehe-
sachen darnach handlen.
Von der hailigen ehe.22
Dieweil die hailig ehe Got so gevellig, das er die
im paradeis, do der mensch noch aufrecht und ganz
20 Gegen die Wiedertäufer, unter denen eine fränkische
Richtung zur Vertauschung der Ehen übergegangen
war (K. Schornbaum, Quellen zur Geschichte der
Wiedertäufer. 2. Markgraftum Brandenburg [ -
Quellen und Forschungen zur Reformationsge-
schichte 16] Leipzig 1934. 253-258. 272-329. -
Simon, EKGB 196).
21 Sie scheint nicht erlassen worden zu sein.
22 Der ganze Abschnitt bis Anm. 33 meist wörtlich aus
der Ulmer Ordnung (d 2 - d 3). - Köhler 2, 62f.

hailig war, eingesetzt hat, si darzu und allemal
herlich geprisen und gesegnet, ja so hailig und hoch
gehalten, das auch die rainest junkfrau und mueter
seins Suns Maria, die doch solt ewiglich flaischlicher
vermischung frei sein, hat in der ehe sein muessen,
sollen die diener des worts die wirde dis stands alle-
mal, so des ursach sein wirt, damit er dester hailiger
angefangen und getreulicher gehalten werd, wol her-
furbringen und hoch preisen, darzu auch mit allem
ernst vermanen, das niemand hinder den eltern oder,
wo die nit mer vorhanden, on rat der freundschaft
oder, wo jemand auch deren nit hette, sunst dapferer
christenlicher menner sich vermehele mit anzaig,
das solche haimbliche verbindung dhaine ehen we-
der nach getlichen noch kaiserlichen rechten sein
mugen23 und, die sich solchermaßen versprechen,
hart zu strafen sein.
Si sollen auch niemand, der sich also haimblich on
wissen und gehel24 der seinen verheurat hat, sein ehe
vor der christenlichen gemain bestattigen lassen, es
werd inen dann des bevehl gegeben von unsern ee-
gericht, das wir verordnen werden25.
Wir wollen auch wider solh winkelehen besonder
edict und gebot lassen ausgeen26.
Dis soll aber alles dermaßen verstanden und auf-
genommen werden, das man die ehen darumb nit
veracht, so hievor on oder wider den willen der el-
tern sich verloffen haben, noch weniger jemand die,
so in solher ehe sind, zu trennung derselbigen er-
schröcke. Solh eehen sind doch volzogen worden und
haben die eltern auch entlich iren wilen darein geben.
So verzeichet auch Got solher ungehorsamen gegen
iren eltern, so si in darumb mit reu pitten, namblich,
dieweil auch unwissenhait mitgeloffen ist. Derhal-
ben soll die sach Got bevolhen und beleiben, da man
ist, allein das man verstehe (so man nu mer den
wilen Gottes in der weis, welche er baide in gott-
23 Ganz so eindeutig war die Sache damals doch nicht,
wie der lange vergebliche Kampf gegen die Winkel-
ehen deutlich genug beweist (dazu vgl. etwa unten
S. 255 und Sehling 11, 297f. 485!).
24 — Zustimmung (Schmeller 1, 1080f. - Lexer 1,
787. - Grimm 4 1 1, 1372).
25 Ein solches Ehegericht errichtete Zürich am 10. Mai
1525 (CR 91 [= Zwingli 4] 176-187).
26 Vgl. unten S. 255!

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