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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0326
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VIII 4. Kirchenordnung Kaspar Löners 1544.

Den erbaren, fursichtigen und wolweisen
burgmeister und rat der löblichen reichs-
statt Nördlingen, meinen giinstigen,
lieben herren!
Gnade und fride von Gott dem Vater durch unsern
lieben Herren und Hailand Jesum Christum wün-
sche ich euer erbaren weisheit sunderlich und sambt-
lich sampt erbietung meiner willigen diensten under-
tenigst vleiß allezeit bevor!
Erbare, wolweise, fürsichtige, großgünstige, liebe
herren! Nachdem mich eure erbare weisheit hievor
umb eine christenliche kirchenordnung angespro-
chen und ich die dozumol, in eil kurzlich begriffen,
euer erbaren weisheit zugestelt und darauf zu einem
pfarrer, superattendenten und kirchenregenten an-
genommen und nun hierher kommen, dieselben
auch von offentlicher canzel der ganzen gemeine
Gottes hie verkündigt und mein bedenken, wie ich
gedechte dise kirchen anzurichten, meniglich an-
gezeigt hab und euere erbare weisheit über das
weiter von mir begern soliche kirchenordnung
nachmals, kürzlich in schrift verfasset, einem er-
bern wolweisen rat zuzustellen, sich haben darab
auch zu bedenken und zu beraten, so will ich so-
lichs mit allem willen gern ton und zeige euer er-
barn weisheit hiemit solichs alles in undertenigkeit
von artikeln zu artikeln an, wie volgt:
Von den feiertagen.
Erstlich gefeht mir, daß die sonntage, apostel-1

Druckvorlage: Gleichzeitige Abschrift (mit ge-
legentlichen Fehlern), (Papier, Folio, 20 Seiten. -
München Allgemeines Staatsarchiv Abteilung I,
Reichsstadt Nördlingen Nr. 17 f. 7-20 [7 und 20v:
1 Vgl. S. 215 mit Anm. 28! 2 Vgl. S. 308!
3 = Vorabend = Tag vorher.
4 Den Hochaltar erwartet man am Ende des in Nörd-
lingen 37 m langen Chores, so daß zwar kein Altar
mehr dahinter, wohl aber einer davor sein konnte.
Tatsächhch stand auch ein kleinerer Altar in der
Mitte des Chores und vor dem Chor noch der Altar

und dreier Unser Lieben Frauen feste2 sampt Jo-
hannes des taufers [24. Juni] wie bisher gehalten
sind und nicht wie an andern orten abgetan. Die
gedechte ich fur und fur zu halten und daran leren,
predigen und die sacrament zu raichen sampt den
ceremonien, wie volget, nemlich:
Dieweil man sol das abendmahl des Herrn an
solchen hailigen tagen handeln und halten, so solten
sich baide - wir kirchendiener und auch das volk -
dazu geschickt machen, das wirdiglich zu handeln
und zu empfahen auf volgende weise.
Von der verhöre der communicanten:a
Ich sampt dem prediger und helfern als mitdie-
nem wollten am abend3 der feste und feiertage nach
oder vor der vesper uns finden lassen an den dreien
orten: in der sacristei, ob dem hohen alter und dem
darhinder4. Da solten erscheinen die allezumal, so den
feiertag hernach zu Gottes tische gen wolten, sich
mit namen anzaigen vur allen dingen, wie von neten
ist. Wolt deren einer oder mer bei unser einem rats
pfiegen in der sachen das hailige sacrament und sein
gewissen belangend, der solt im willig gegeben wer-
den. Wöllt auch der einer oder mehr gar5 sein sunde
bekennen oder beichten und begeret der absolution
für sich selbst zu merer sicherheit ailein, der soll auch
willig gehöret und ihm die absolution gesprochen
werden.
Die andern allzumal, so nicht die absolution besun-
der empfangen, sollen in den chor treten fur den ho-
Überschriften; 7v. 18v-20 leer]; ebendort noch eine
Abschrift des späten 17. Jahrhunderts f. 21-30). - Vgl.
oben S. 278ff.!
a Am Rande von anderer Hand: Ist geendert.
der Prädikaturmesse (der Kaplanei Beatae Mariae
Virginis) (Steichele3, 998. - Abbildungen von Ver-
hältnissen des 17. Jahrhunderts: KDB Nördlingen
Abb. 21. S. 61). Nach der gleich folgenden Bemer-
kung wurde wohl einer dieser Altäre für gewöhnlich
benützt und daher als hoher Altar betrachtet.
5 = vollständig (Schmeller 1,929).

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