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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0421
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Visitationsordnung 1591

die speciales ihr visitation richten sollen7, ausweist,
und ihr selbsten nach jedes orts beschaffen- und
gelegenheit eurer discretion nach zue tun wissen
werdet.
Allein werden wir bericht, das sowol in admini-
strierung der hochwürdigen sacramenten des altars
und hailiger tauf als auch nach vollendter predig
des gemeinen gebets, ungeacht wir bei nechst vor-
gehender visitation in anno [15]86, solche ceremo-
nien unserer kirchenordnung gemeß in gleiche
form zu richten, ernstlich befolhen, ungleiche cere-
monieen und form gebraucht [werden], welichs dan
nicht ohne ergernus des gemeinen mans geschiechet,
darob wir nicht unbillich ein miß- und, das ihr sol-
chen unseren befelh disfalls mit ernst nicht ver-
richt, ein ungnedigs gefallen haben und tragen und
solches keineswegs kunftig lenger zue gedulden ge-
meinet.
Demnach unser ernstlicher befelh, will und mei-
nung, das ihr beide semptlich und unabgesondert
solcher visitation nicht allein in eueren anbefolhe-
nen, sondern auch den andern zweien inspectioni-
bus, doch auf maß und weis (sonderlichen mit ad-
hibierung der specialen) undernemet, wie oben ge-
meldt, uf nechst kunftigen montag, so sein würd der
ailfte dis monats Octobris in dem namen des Al-
mechtigen anfahet, mit allem fleiß, wie ihr zu tun
wist und wir euch günstig zutrauen, verrichtet und
alsbald bei allen kirchendienern gleichförmige cere-
monien und form bei administration der hochwür-
digen sacramenten und gemeinen gebets, inmaßen
solches in unserer pfarrkirchen zue Öttingen bei St.
Jacob gehalten wurd, verordnet, anrichtet und dis
unseres befelhs disfals mit mehrerem gehorsam ge-
lebet, alle befundene mängel und gebrechen mit
fleiß zeichnet, uns schrifthch referirt8 und zue end
der visitation uns aisbald zueschicket, damit wir
unsers von Gott dem almechtigen anbefolhenen
ampts von obrigkeit wegen die gebür, wie solches
vor Gott und den menschen zu verantworten, hin-
gegen unverzogen9 wissen anzustellen.

7 Württembergische Kirchenordnung von 1559
(Richter 2, 206).
8 Der Visitationsbericht ist erhalten (NLA General-
superintendentur Oettingen 22/1591. — Vgl. Karrer
20, 716-720. — Clauß, Zustände).

Daran geschihet unser ernstlicher will und mei-
nung und wir sind euch dabei mit gnaden geneigt.
Datum Öttingen den 4. Octobris Ao. 91.
Gottfridt,
grave zu Oting m[anu] p[ro]p[ria],
[Anschrift:]
Den würdigen wolgelerten unseren pfarherren
und superintendenten zue Harburg und Öttingen,
auch lieben und getreuen, Veit Steinhemmern und
Eberharden Herrenschmidt, sampt und sonders.
[c) Befehl an das weltliche
Visitationsmitglied]
Gottfrid grave zu Öttingen.
Lieber getreuer!
Nachdem wir erheischender hoher notturft nach
in unserm teil der gravschaft ain algemeine visita-
tion kirchen und schuelen vermög unserer kirchen-
ordnung angesteht, darzue wir dan fürnemlich auf
maß und weis an sie abgegangene befelch und zue-
gestellte patenten die würdige wolgelerte, unsere
pfarrer und superintendenten zue Harburg und Öt-
tingen, auch liebe getreue Veit Steinhemmern und
Eberharden Herrenschmid, conjunctim gnedig ver-
ordnet, wie sie dan auf nechst künftigen montag den
11. dises solche anzugreifen willens, und wir entlichen
entschlossen an unserer statt dich als einen politi-
cum, außerhalb deines ampts (dazue wir ein anderen
pohticum deputiren werden10) darzue nicht weniger
zu verordnen, derowegen so ist unser ernstlicher be-
felh, das du dich auf obgedachten tag fruher tagzeit
nicht allein nach Harburg verfuegest, solcher visi-
tation ein anfang machen helfest, sondern auch bis
zum end durch alle inspectiones derselben beiwo-
nest und darauf guete achtung gebest, damit solche
visitation mit fleiß und ohn einzig ansehn der per-
son gegen meniglich also verrichtet, wie solches ge-
dachter unserer superintendenten befelh und offne
patenten aufweist.
9 = ohne Verzug (Lexer 2, 1974. - Grimm 11 III
2143).
10 Wegen der auch über ihn zu steflenden Fragen, vgl.
unten S. 407.

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