Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0038
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Entwicklung der 1. Reformation bis zu ihrer Unterdrückung
Der 1505 entstandene Staat Pfalz-Neuburg bestand aus mehreren getrennten Blöcken. An der oberen
Donau waren die Bereiche um Lauingen, Monheim und Neuburg. Am und auf dem Fränkischen Jura
lagen die Ämter Allersberg, Heideck und Hilpoltstein. Nördlich von Regensburg erstreckte sich naab-
aufwärts der Nordgaul, die Gebiete um Burglengenfeld, Sulzbach und Vohenstrauß. Seitwärts davon
lag die mit Kurpfalz gemeinsam regierte Gemeinschaft Parkstein-Weiden. Regierungssitz war Neuburg,
wo 1522 nach Erreichung der Volljährigkeit Ottheinrich2 als der erste Regent des Landes einzog. Sein
jüngerer Bruder Philipp3 4 übernahm als sein Statthalter den Nordgau mit dem Sitz in Burglengenfeld.
Einen gewissen Einfluß auf die Regierung besaßen die Landstände. Die geistlichen Herren waren
dabei nicht bedeutsam, zumal es sich nur um Frauenklöster handelte. Im Westteil saßen in Bergen, Mon-
heim und Neuburg Benediktinernonnen. Zisterzienserinnen hatten Niederlassungen in Unterliezheim
und Obermedlingen. Maria Mödingen war ein Dominikanerinnenkloster. Im Ostteil waren das Zister-
zienserinnenkloster Pielenhofen und das Dominikanerinnenkloster Adlersberg (bei Pettendorf). Die
Zisterzienserabtei Kaisheim, die innerhalb des Gebiets um Monheim lag, war reichsfrei. Der Adel war
landsässig. Mancher adelige Grundherr besaß aber doch auch die Hochgerichtsbarkeit. Als Städte hatten
im westlichen Teil Gundelfingen, Höchstädt, Lauingen, Monheim und Neuburg, im östlichen Burg-
lengenfeld, Heideck, Hemau, Hilpoltstein, Pleystein, Schwandorf, Sulzbach und Velburg Bedeutung.
Das Verhältnis zwischen Landständen und Regenten war ausgesprochen gut.
Kirchlich gehörte der östliche Landesteil fast ganz zur Diözese Regensburg. Die Juraämter - schon
Monheim und Umgebung - unterstanden Eichstätt. Die Pfarreien an der oberen Donau waren Bestand-
teil des Bistums Augsburg. Einfluß auf die Besetzung geistlicher Ämter hatten neben dem Landesherrn
auch zahlreiche Landstände - Klöster, Adelsherrn und Städte oder Märkte.
Die Reformation begann im Volke selbst - zumeist allerdings nur so, daß bei Ottheinrichs späterer
Reformation im Volke nirgends, unter Geistlichen und Grundherrn nur gelegentlich Ablehnung oder
Widerspruch erfolgte. Die Schuld an dieser verhältnismäßig schwachen Ausbreitung trug Ottheinrichs
eigenes Verhalten.
Die Pfalz-Neuburg und Kuroberpfalz gemeinsam unterstehende Stadt Weiden holte sich schon 1522
in Johann Freysleben4 aus Marktredwitz bewußt einen evangelischen Prediger; dieser hatte ja doch
schon 1521 in Elbogen evangelisch gepredigt. Als er dazu in Weiden auch gottesdienstliche Änderungen
einführen wollte, mußte er im Dezember 1523 fliehen. Die von ihm durch einen Brief ermutigte Gemeinde
holte sich aber weiterhin evangelische Geistliche, von denen sich freilich keiner lange halten konnte. 1526
empfahl Ottheinrich zwar auf Bitte des Rates der Stadt Weiden den vom Bischof vorgeladenen evangeli-

1 Aus der baierischen Landnahmezeit stammende Bezeichnung für den nördlichen Teil des baierischen Siedlungs-
raumes — ungefähr für die heutige Oberpfalz (im Westen jedoch bis an die Regnitz bei Fürth) (Her. Sturm, Was
ist Nordgau? in: Der Bayerische Nordgau. 1954. 9ff.), hier aber nur für den in der Oberpfalz neben der Kuroberpfalz
liegende Teil des Fürstentums Pfalz-Neuburg. — Zu diesem Raum vgl. August Scherl, Pfalz-Neuburg in der Ober-
pfalz, in: Neuburg, Festschrift 137—148.
2 Geb. Amberg 1502 (Hans Ammon, Wo ist Kurfürst Ottheinrich von der Pfalz geboren? Burgbernheim 1962), 1522
Regierungsübernahme, 1556 auch Kurfürst, † Heidelberg 1559 (Kurze.— Rall 8—14. — Böhaimb.-Beitelrock.-
ADB 24, 713—719. — von Reitzenstein.-Schottenloher 32 261—32 306. 61672—61740. — Häusser 1, 630
bis 652. —Gack 147—174. — Struve 28ff., 43-68. — Medicus 1, 408-415. 420ff.; 2, 12-19.)
3 Geb. Heidelberg 1503, Mitregent in Pfalz-Neuburg 1522-1541, † Heidelberg 1548. (ADB 26, 18-27. — Sedel-
mayer, Lebensbild des Herzogs Ph., in: HVNeuburg 92 (1927), 1-36. — Schottenloher 32 312-32 323. —
Beitelrock 1. 10-13. — Jos. Dobmayer, Pfalzgraf Philipp... [Münchener Philosophische Dissertation] Kulm-
bach 1914).
4 Simon, Freysleben. - Kolde, Weiden. - Götz, Bewegung 70-74 (dazu Kolde, in: BbKG 21, 133).

18
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften