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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0039
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schen Geistlichen, nicht zu erscheinen. Als sie sich aber - gleich fünf an der Zahl - 1531 mit einer Bitte
um Genehmigung der gottesdienstlichen Änderungen, die sie bereits vorgenommen hatten, an den Pfalz-
grafen wandten, ließ sie Ottheinrich gefangennehmen und nach Regensburg liefern. Als sie dort ent-
lassen und des Landes verwiesen wurden, legte er sie zuerst noch einige Jahre ins Gefängnis5. Nichts-
destoweniger hatte der bei Einführung der neuen Kirchenordnung 1554 dort tätige Geistliche bereits seit
1536 evangelisch gelehrt6 7.
In Lauingen predigte 1523 der Augustinerprior Kaspar Amman, ein bedeutender Hebraist, evan-
gelisch. Noch häufiger und entschiedener tat das sein Klosterbruder Jakob Augsburger. Sie wurden dafür
verhaftet und dem Bischof überantwortet. Auch drei Bürger wurden wegen ihrer lutherischen Haltung
streng bestraft7. Der Pfalzgraf forderte bei dieser Gelegenheit überhaupt die Stadt auf, sofort zu berichten,
wenn wieder jemand gegen den alten Glauben predige. 1525 hatte er Anlaß, das zu wiederholen, und die
Stadt mußte berichten, daß wegen Ausbreitung lutherischer Lehren Opfereinlagen und Bestellung kirch-
licher Handlungen stark abgenommen haben. 1530 wurden in Lauingen zwei Wiedertäufer enthauptet8,
und 1531 mußten 30 ihrer Glaubensbrüder aus der Stadt vertrieben werden9. 1540 war das dortige
Augustinerkloster so leer und - wegen Mangels an Gaben - so arm geworden, daß die letzten Mönche seinen
ganzen Besitz der Stadt übergaben10.
1538 hielten es - offenbar auf die Bitte der Bevölkerung hin - in Abwesenheit des Landesherrn die
Räte in Burglengenfeld schon für angebracht, Abendmahlsfeiern unter beiderlei Gestalt zu gestatten11.
Damals hatte nun auch bereits in Ottheinrichs Haltung ein Umschwung eingesetzt, vielleicht auch
unter dem Eindruck der Stärke des überall laut werdenden Volksbegehrens. 1531 untersagte er zwar
auch schon bei einer Übertragung kirchlicher Rechte in Lauingen an diese Stadt kirchliche Änderungen
nur mit der Einschränkung, sofern nicht die Fürsten damit vorangegangen seien12 *. Das darf aber an-
gesichts der sonstigen Haltung Ottheinrichs nicht als Ankündigung eines Umschwungs gelten. War doch
seine Strenge gegen evangelische Geistliche noch 1536 ungemindert13.
Dann aber begann der Umschwung. Die Erlaubnis der Burglengenfelder Räte 1538 ließ er be-
stehen14; nur in der Lehre verbot er noch Änderungen. Im Juni 1539 bemühte sich Ottheinrich dann aber
schon bei Melanchthon um den nachmals in der oettingischen und brandenburg-ansbachischen Refor-
mation so bedeutsam hervortretenden Georg Karg15. Es war aber vergeblich. Gleich darauf ließ er auch
schon Verhandlungen über eine Aufnahme in den Schmalkaldischen Bund führen16.
Die Gründe, die Ottheinrich zu diesem Umschwung bewegten, sind im einzelnen unbekannt. Sie
können nur religiöser Art gewesen sein. Ottheinrichs späteres Verhalten - vor allem im Feuer der Ver-
suchung während seiner Verbannung - läßt keinen anderen Schluß zu als den, daß hier eine Bekehrung
im wahren Sinne erfolgt war17.

5 Weber-Heider 38f. — Sie sind nicht, wie es dort heißt, alle verschollen, sondern — wenigstens teilweise — in Bran-
denburg-Bayreuth als evangelische Geistliche nachweisbar (Matth. Simon, Bayreuthisches Pfarrerbuch. München
1930. Nr. 832. 951. 2102). 6 Weber-Heider 38.
7 Th. Kolde, D.C. Ammans Stellung zur Reformation, in: BbKG 19 (1913), 176-181. - Hanns Kuhn, Zur Refor-
mationsgeschichte Lauingens, in: Jahrbuch des Historischen Vereins von Dillingen 36 (1923) 41-54.
8 Fr. Ludw. Baumann, Quellen zur Geschichte des Bauernkriegs in Oberschwaben ( = Bibliothek des Literarischen
Vereins in Stuttgart 129). Tübingen 1876. 161.
9 Joh. Mich. Broxner, Geschichte der Stadt Lauingen. Dillingen 1845. 79.
10 Beitelrock 1, 19. 11 Weber-Heider 11. 12 Weber-Heider 30f.
13 Weber-Heider 40 14 Weber-Heider 11.
15 Hch. E. Bindseil, Ph. Melanchthonis epistolae..., Halle 1874. 125f. - Gg. Wilke, Gg. Karg. Scheinfeld 1904.
25. - Sehling 11, 294-298; 12, 398.
10 Böhaimb 78ff. - Weber-Heider 11 (Jahr falsch!
17 Kurze 13. - Weber-Heider 13f. - von Reitzenstein 39.

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