Herzogtum Pfalz-Neuburg
not die kindlein mit gemeinem wasser haben taufen
mögen, so wöllen wir dieselbigen auch nicht auf-
heben, sonder in irer kraft lassen bleiben. Es sollen
aber auch die pfarherrn14 das volk in den predigen
dahin unterrichten, das sie nicht leichtlich zur jach-
tauf greifen sollen. Wann es aber die hohe notturft
erfordert, das man taufen sol und muß, das die, so
dabei sein, unsern Herrn Gott zuvor anruefen und
ein vaterunser beten. Wann solchs geschehen, als-
dann darauf teufen im namen des Vaters und des
Sones und des Heiligen Geists, und das man dann
nit zweifel, das kind sei recht und genugsam ge-
tauft, das im on not, das es anderwert15 in der kir-
chen oder sonst getauft werde.
Doch, ob man wille, so mag man solich kind,
wann es in leben bleibt, in die kirchen tragen, das
der pfarherr die leut frage, ob sie auch gewiß seien,
das das kind recht getauft sei und mit was weise und
worten sie es getauft haben. Und wo sie dann sagen
werden, das sie Gott uber dem kind in der not ange-
rueft und nach geschehenem gebet im namen des
Vaters und des Sons und des Heiligen Geists getauft
haben und das sie nicht zweifeln, sonder dessen aufs
gewisest sein, wann das kindlein schon gestorben,
das es dannoch recht getauft were, so sols der pfar-
her nicht wider taufen, sonder es bei solcher tauf
bleiben lassen und es alda in die gemein und zal der
christen annemen und das evangelio Marci am 10.
[13-16], so man bei der tauf zu lesen pflegt,uber dem
kindlein lesen und es durch das gebet Got dem All-
mechtigen befelhen und im namen des Herrn gehen
lassen, wie hernach folget:
Wann man ein kind zur tauf bringt, so sol der
pfarrherr oder taufer erstlich fragen16:
Wes ist das kind?
darnach: Wie sol es heißen?
darnach, ob es jachtauft sei, mit disen worten:
Lieben freund Christi, weil wir allesampt in sün-
den unter Gottis zorn zum ewigen tod und verdam-
14 Von hier ab bis zum Ende der Jachtaufordnung viel-
fach wörtlich aus 1540 (Sehling 8, 54f.).
15 = anderwärts = noch einmal, infolge einer auch
sonst vorkommenden Vermischung der beiden gleich-
bedeutenden Wörter anderwarb und anderweit. Es
ist also nicht nötig, hier einen Druckfehler für ander-
nus geborn werden und kein ander mittel haben,
dardurch wir der sünden los, für Gott gerecht und
selig werden mögen, dann durch unsern einigen
mitler und heiland Jesum Christum und dises gegen-
wertige kindlein in solchen nöten auch steckt, so
frage ich euch, ob es dem Herrn Christo zugetragen
und durch die tauf auch eingeleibt sei worden oder
nicht ?
Wirt im dann geantwort: Ja,
so frag er ferner: Durch wen ist solches geschehen
und wer ist dabei gewest ?
Spricht dann jemand: Die und die personen, N. und
N., sein darbei gewest und die person N. hat das
kind getauft,
darauf frage er dann weiter:
Habt ir auch den namen des Herrn angerueft und
gebetet ?
und wirt dann geantwort:
Ja, wir haben Gott angerueft und das heilig vater-
unser gebetet,
so frag er weiter: Womit habt ir getauft ?
Antwort man dann: Mit wasser,
so frage er aber: Mit was worten habt ir getauft ?
So man dann sagt:
Ich tauf dich im namen des Vaters und des Sons und
des Heiligen Geists,
so frag er endlich:
Wißt ir, das ir der wort nach dem befelch Christi ge-
braucht habt?
und wann sie darauf antworten: Ja, wir wissens,
so sage er also:
Nun, meine liebe freund, weil ir dann im namen
und auf den befelch unsers lieben Herrn Gottis alles
habt geton, so habt ir recht und wol geton; sintemal
die armen kindlein der gnaden bedörfen und unser
Herr Jesus Christus inen dieselben nicht versaget,
sonder sie aufs allerfreundlichst darzu fordert, wie
solchs der nachfolgent text des heiligen evangelii
trostlich bezeuget, welchen Marcus am zehenden
capitel beschreibet.
weit anzunehmen (Schmeller 1, 100; 2, 855f. -
Grimm 1, 314).
16 Diese beiden Fragen nach den Eltern und dem Na-
men bringt die Kirchenordnung neu gegen ihre Vor-
lage.
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not die kindlein mit gemeinem wasser haben taufen
mögen, so wöllen wir dieselbigen auch nicht auf-
heben, sonder in irer kraft lassen bleiben. Es sollen
aber auch die pfarherrn14 das volk in den predigen
dahin unterrichten, das sie nicht leichtlich zur jach-
tauf greifen sollen. Wann es aber die hohe notturft
erfordert, das man taufen sol und muß, das die, so
dabei sein, unsern Herrn Gott zuvor anruefen und
ein vaterunser beten. Wann solchs geschehen, als-
dann darauf teufen im namen des Vaters und des
Sones und des Heiligen Geists, und das man dann
nit zweifel, das kind sei recht und genugsam ge-
tauft, das im on not, das es anderwert15 in der kir-
chen oder sonst getauft werde.
Doch, ob man wille, so mag man solich kind,
wann es in leben bleibt, in die kirchen tragen, das
der pfarherr die leut frage, ob sie auch gewiß seien,
das das kind recht getauft sei und mit was weise und
worten sie es getauft haben. Und wo sie dann sagen
werden, das sie Gott uber dem kind in der not ange-
rueft und nach geschehenem gebet im namen des
Vaters und des Sons und des Heiligen Geists getauft
haben und das sie nicht zweifeln, sonder dessen aufs
gewisest sein, wann das kindlein schon gestorben,
das es dannoch recht getauft were, so sols der pfar-
her nicht wider taufen, sonder es bei solcher tauf
bleiben lassen und es alda in die gemein und zal der
christen annemen und das evangelio Marci am 10.
[13-16], so man bei der tauf zu lesen pflegt,uber dem
kindlein lesen und es durch das gebet Got dem All-
mechtigen befelhen und im namen des Herrn gehen
lassen, wie hernach folget:
Wann man ein kind zur tauf bringt, so sol der
pfarrherr oder taufer erstlich fragen16:
Wes ist das kind?
darnach: Wie sol es heißen?
darnach, ob es jachtauft sei, mit disen worten:
Lieben freund Christi, weil wir allesampt in sün-
den unter Gottis zorn zum ewigen tod und verdam-
14 Von hier ab bis zum Ende der Jachtaufordnung viel-
fach wörtlich aus 1540 (Sehling 8, 54f.).
15 = anderwärts = noch einmal, infolge einer auch
sonst vorkommenden Vermischung der beiden gleich-
bedeutenden Wörter anderwarb und anderweit. Es
ist also nicht nötig, hier einen Druckfehler für ander-
nus geborn werden und kein ander mittel haben,
dardurch wir der sünden los, für Gott gerecht und
selig werden mögen, dann durch unsern einigen
mitler und heiland Jesum Christum und dises gegen-
wertige kindlein in solchen nöten auch steckt, so
frage ich euch, ob es dem Herrn Christo zugetragen
und durch die tauf auch eingeleibt sei worden oder
nicht ?
Wirt im dann geantwort: Ja,
so frag er ferner: Durch wen ist solches geschehen
und wer ist dabei gewest ?
Spricht dann jemand: Die und die personen, N. und
N., sein darbei gewest und die person N. hat das
kind getauft,
darauf frage er dann weiter:
Habt ir auch den namen des Herrn angerueft und
gebetet ?
und wirt dann geantwort:
Ja, wir haben Gott angerueft und das heilig vater-
unser gebetet,
so frag er weiter: Womit habt ir getauft ?
Antwort man dann: Mit wasser,
so frage er aber: Mit was worten habt ir getauft ?
So man dann sagt:
Ich tauf dich im namen des Vaters und des Sons und
des Heiligen Geists,
so frag er endlich:
Wißt ir, das ir der wort nach dem befelch Christi ge-
braucht habt?
und wann sie darauf antworten: Ja, wir wissens,
so sage er also:
Nun, meine liebe freund, weil ir dann im namen
und auf den befelch unsers lieben Herrn Gottis alles
habt geton, so habt ir recht und wol geton; sintemal
die armen kindlein der gnaden bedörfen und unser
Herr Jesus Christus inen dieselben nicht versaget,
sonder sie aufs allerfreundlichst darzu fordert, wie
solchs der nachfolgent text des heiligen evangelii
trostlich bezeuget, welchen Marcus am zehenden
capitel beschreibet.
weit anzunehmen (Schmeller 1, 100; 2, 855f. -
Grimm 1, 314).
16 Diese beiden Fragen nach den Eltern und dem Na-
men bringt die Kirchenordnung neu gegen ihre Vor-
lage.
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