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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0075
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I 2 Kirchenordnung von 1543

ten die lebendigen und die toten und die welt durchs
feur.
Wann nun dis alles, also ordentlich vor der kir-
chentür beschehen, so lege der priester die stolen23
auf das kind und füre es hinein und spreche:
Der Herr bewar dein eingang und ausgang von
nun an bis in ewigkeit! Amen.
Als dann, so das kind gereinigt24 zur tauf getragen
wird, so laß der priester das kind durch seine doten
absagen, also fragend:
N., widersagstu dem Teufel?
Da sollen dann die doten an des kindes statt ant-
worten:
Ja, ich widersag.
Dann frag er weiter: Und allen seinen werken ?
Sei antworten: Ja, ich widersag.
Dann frag er aber: Und allem seinem wesen ?
Sie antworten: Ja, ich widersag.
Darnach fraget der priester abermals weiter:
N., glaubestu in Got, den allmechtigen Vater,
schöpfer himels und der erden?
Sie antworten: Ja, ich glaub.
Dann frage er weiter:
Glaubestu an Jesum Christum, seinen einigen
Son, unsern Herrn, der empfangen ist vom Heiligen
Geist, geborn aus Maria der junkfrauen, gelitten
unter Pontio Pilato, gekreuziget, gestorben und be-
graben ist, nidergefaren zur helle, am dritten tag
wider auferstanden von den toten, aufgefaren zu
den himel, sitzend zur gerechten Gottis, des all-
mechtigen Vaters, von dannen er künftig ist, zu
richten die lebendigen und die toten?
Sie antworten: Ja, ich glaub.
Dann frag er aber:
Glaubstu an den Heiligen Geist, ein heilige

23 Ein ungefähr 2 1/2 m langer, etwa 8 cm breiter Strei-
fen, der bei allen Amtshandlungen über die Schulter
gehängt getragen wird (Braun 327f. — Hartmann
822f. - LThK 9, 838f. 908. - Eisenhofer 106f.).
24 = exorcisiert.
25 Dazu oben Seite 46 Anm. 4!
26 Siehe oben Anm. 15!
27 Siehe oben Seite 46 Anm. 4!
28 So nach 1540. Anderwärts ein ganzes Westerhemd,
hier nur ein Tuch aus weißer Leinwand, wie noch

christliche kirchen, gemeinschaft der heiligen, ver-
gebung der sünd, auferstehung des fleischs und ein
ewigs leben?
Sie antworten: Ja, ich glaub.
Darauf salbet der priester das kind mit dem oleo
catechumenorum25 erstlich an der brust und spricht:
So salbe ich dich mit dem öle der freuden in
Christo † Jesu.
Und alsbald nimpt der priester das kind in seine
hend und helt es uber den taufstein und salbet es
auch zwischen den schultern und spricht:
Unserm † Herren.
Bald darauf frage er, wie das kind heiß, und spreche
dann:
N., wiltu getauft werden?
Sie antworten an des kinds statt: Ja, ich wil.
So taufe er dann das kind und spreche:
Und ich tauf dich im namen des Vaters und des
Sons und des Heiligen Geists.
Darnach dreten die doten hinzuo, halten das kind
uber dem taufstein und der priester spricht:
Laßt uns beten!
Der allmechtig Got und Vater unsers Herrn Jesu
Christi, der dich anderweit26 geborn hat durch
wasser und den heiligen Geist und hat dir all dein
sünd vergeben.
Da salbet der priester das getauft kind mit dem
chresem27 auf der scheitel kreuzweis und die doten
tun ire hend ab und er spricht:
Derselbig salbe dich mit dem chresem des heils
zum ewigen leben! Amen. Der frid sei mit dir und
mit deinem geist!
Darnach rüren die doten das kind wider an und der
priester setzt im das westerheublin28 auf und spricht:
heute in der katholischen Kirche (Hartmann
527, - Schmeller 2, 1043f.) als symbolischer Über-
rest des alten weißen Taufkleides, das in der alten
Kirche nach der an Ostern stattfindenden Taufe bis
einschließlich zum Weißen Sonntag getragen wurde
(Braun 339. - Schmeller 2, 1043). Wenn hier nur
ein Häubchen verwendet wird, so beruht das sicher
auf einem in Pfalz-Neuburg (wie auch anderwärts)
[Schmeller 2, 1043] lebendigen Brauch.

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