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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0087
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I 2 Kirchenordnung von 1543

gelassen, das haben die alten väter und bäpst an-
gefochten als Ciprianus25, Leo26, Julius27 und Gela-
sius28, wie dann folgend aus der vierten des bapsts
Leonis fastenpredig wol abzunemen ist, darin er
unter anderm also spricht:
Cumque ad tegendam infidelitatem suam nostris
audeant interesse mysteriis, ita in sacramentorum
communione se temperant, ut interdum tutius
lateant. Ore indigno Christi corpus accipiunt. San-
guinem autem redemptionis nostrae haurire omnino
declinant. Quod ideo vestram scire volumus sancti-
tatem, ut vobis huiuscemodi homines et his mani-
festentur indiciis: et, quorum deprehensa fuerit
sacrilega simulatio, notati et proditi a societate
sacerdotali autoritate pellantur. De talibus enim
beatus Paulus apostolus ecclesiam Dei provide mo-
net dicens: Rogamus autem vos fratres, ut obser-
vetis eos, qui dissensiones et offendicula praeter doc-
trinam, quam audistis, faciunt, et declinate ab iis.
[Röm. 16. 17] Huiuseemodi enim Christo Domino
non serviunt, sed suo ventri et per dulces sermones
et benedictiones seducunt corda innocentium.29
Dise wort des gemelten bapsts Leonis lauten zu
teusch ongeferlich alsoe:
Und dieweil sie so kün sein, das sie iren unglauben
zu bedecken, sich in unsere geheimnus eindringen,
schicken sie sich dermaßen in empfahung der sacra-
ment, das sie zu zeiten nur dester sicherer unerkant
bleiben. Sie empfahen den leib Christi mit irem un-
wirdigen mund. Aber das bluot unserer erlösung
vermeiden sie allerding zu trinken, welchs wir euer
heiligkeit darumb haben wöllen lassen wissen, auf
das sie auch durch dise malzeichen geoffenbart wer-
den und, so ir gotslesterliche heuchelei ergriffen

e Die Übersetzung fehlt 1543 II.
25 † 258 als Bischof von Karthago. (RE 4, 367-375. —
LThK 32, 115ff.) Ist Corpus juris canonici, De-
cretum Gratiani, 3. Teil (de consecratione) Dist. 2
cap. 2 u. 3 gemeint?
26 Leo I. der Große, Papst 440-461. In Theorie und
Praxis einer der Begründer des Papsttums (RE 11,
367-374. - LThK 62, 945f.). - Die genannte Stelle:
Leonis opera omnia. Köln 1546. f. 36a. — MSL 54,
280).
27 Julius I., Papst 337-352 (RE 9, 619ff. - LThK 52,
1203f.). - Er verurteilt u.a. die Spendung des sakra-
mentalen Blutes Christi durch Eintauchung der

wirt, sie von der gemein gemerkt und angegeben,
durch priesterliche gwalt hinausgestoßen werden;
dann solcherhalben hat der heilig apostel Paulus die
gemein Gottis fürsichtiglich vermanet und gespro-
chen: Wir bitten aber euch, lieben brüder, das ir
aufsehet auf die, so zertrennung und ergernus an-
richten neben der lehre, die ir gelernet habt, und
weicht von denselben [Röm. 16, 17]. Dann solche
dienen nicht dem Herren Christo Jesu, sonder irem
bauch und durch süße wort und prachtige rede ver-
füren sie die unschuldigen herzen.
Und30 wiewol diser unchristlichen enderung der
einsatzung Christi, der doch niemand macht gehabt,
von der auch niemand weiß, wann sie geschehen,
allerlei nichtige, ungegrünte ursach fürgewendet
werden, so ist gleichwol dis das erschrocklichste, das
etlich fürgeben, so den leien bede gestalt gereicht
wurde, so möchte der leien communion so wirdig
geacht werden als der priester. Und darumb sol
beide gestalt den leien nicht nachzugeben sein,
dann sie der priester communion als eine größere
wirdigkeit dann der leien anziehen und sie für ein
opfer der lebendigen und toten verteidigen und also
den nutz und jarmarkt solches großen greuels, so
daraus ervolget, sovil dester mer dardurch .zu be-
stetigen vermainen.
31Dieweil aber nun das evangelion und die war-
heit am tag ligt, sollen sie die leut fleißig unterrich-
ten, das sie das heilig sacrament empfahen nach der
einsatzung Christi in bederlei gestalt und, wer das nit
tun wil, dem sollen sie sagen, das er sich gar darvon
enthalt, so lang, bis er aus Gottis wort erlerne, das
man Got und seinem Christo mer gehorchen sol
Hostie (Corpus juris canonici, Decretum Gra-
tiani 3. Teil [de consecratione] Dist. 2. cap. 7).
28 Gelasius I., Papst 492-496. (RE 6, 470f. — LThK 42,
630). Gemeint ist sein Befehl, Kommunikanten, die
auf den Genuß des Kelches verzichten, von der
Kommunion überhaupt auszuschließen (MSL 59,
141. Corpus juris canonici, Decretum Gratiani, 3.
pars [de consecratione] Dist. 2 cap. 12).
29 Siehe Anm. 24! - Die folgende Übersetzung ist hier
gegen 1540 neu.
30 Dieser Absatz aus 1540 (Sehling 3, 66f.).
31-32 Nach 1540 (Sehling3, 66f.)bzw. 1533 (Sehling
11, 185).

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