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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0092
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

Und sol mit dem evangelio eben die ordnung ge-
halten werden wie mit der epistel, nemlich das,
wann man an einem tag das erst capitel des evan-
gelions sanct Mattheus liset, so soll man den andern
tag, daran das volk wider zusamenkombt, das an-
der capitel lesen und also furan, bis an die historia
des abendmals und passions. Die sol man sparn bis
in die marterwochen und sol dann ein andern evan-
gelisten anfahen zu lesen, auch nicht weiter dann wie
obgemelt, und also sol es mit allen vier evangelisten
gehalten werden.
Nach dem evangelio sol der priester das Credo und
der chor das Patrem lateinisch singen oder, wo kein
chor ist, mag es der priester selbs singen oder spre-
chen und das volk dieweil das teutsch gesang: Wir
glauben all in einen Gott lassen singen.
Und, wo es nun die gewonheit ist, unter der messe
zu predigen, da sol die predig nach disem gesang
geschehen, wie bis anher das prauch gewest ist.Wo
es aber einer gemein gelegner sein wil, die predig vor
dem anfang der meß zu hören, mag sie es auch also
durch die obrigkeit des orts verordnen; dann wir
wöllen einer jeden gemein frei lassen, hierin irer
besten gelegenheit nach die predig vor der meß oder
unter der meß zu verschaffen, allein, das es einmal
wie das ander gehalten werd.
Wo man nun unter der messe prediget, da soll der
priester alsbald nach der predig wider uber den altar
gehn und, damit das volk dester fleißiger und andech-
tiger alles, was hernach folget, vernehme, sol er oder
einer aus den ministranten, wann man die hat, nach-
folgende vermanung gegen dem volk lesen.
Vermanung vor dem abendmal.8
Ir allerliebsten in Got! Dieweil wir jetzo das heilig
abendmal unsers Herrn Jesu Christi wöllen beden-
ken und halten, darin er uns sein fleisch zu einer
speis und sein blut zu einem trank, den glauben dar-
mit zu sterken, gegeben hat, sollen wir billich mit
großem fleiß ein jeder sich selbs prüfen, wie uns der
8 Aus 1540 (Sehling 3, 697) (= aus 1533 [Sehling
11, 195]), wo sie aber erst unmittelbar vor der Aus-
teilung steht.

heilig Paulus vermanet; dann dis heilig sacrament
ist zu einem sondern trost und sterk gegeben den
armen, betrübten gewissen, die ire sünd empfinden
und bekennen, Gottis zorn und den tod förchten und
nach der gerechtigkeit hungerig und durstig sein. So
wir aber uns selbs prüfen und ein jeder in sein eigen
gewissen gehet, wie uns der heilig Paulus lehret, wer-
den wir gewißlich nicht anders finden, dann allerlei
greuliche sünd und den tod, den wir mit der sünd
verschuldet haben, und können doch uns selbs in
keinen weg daraus helfen. Darumb hat unser lieber
Herr Jesus Christus sich uber uns erbarmet und ist
umb unserer sünde willen mensch worden, auf das
er das gesetz und allen willen Gottis fur uns und uns
zu gut erfüllet und den tod und alles, was wir mit
unsern sünden verschuldet hetten, fur uns und zu un-
serer erledigung auf sich neme und erlitte.
Und auf das wir das je festiglich glauben und durch
den glauben frölich in seinem willen möchten leben,
nam er nach dem abendmal das brot, sagte dank,
brachs und sprach: Nembt hin und esset! Das ist
mein leib, der für euch dargegeben wirt, das ist:
Das ich mensch bin worden und alles, das ich tue
und leide, ist alles euer eigen, für euch und euch zu
gut geschehen. Des zu einem gewissen anzeigen und
zeugnus gib ich euch mein leib zur speise. Desselben
gleichen nam er auch den kelch und sprach: Nempt
hin und trinket aus disem alle! Das ist der kelch des
neuen testaments in meinem blut. So oft ir das tut,
solt ir mein darbei gedenken. Das ist: Dieweil ich
mich euer angenomen und euer sünd auf mich ge-
laden hab, will ich mich selbs für die sünd in tod
opfern, mein blut vergießen, genad und vergebung
der sünd erwerben und also ein neu testament auf-
richten, darin die sünd vergeben und ewig nicht mer
soll gedacht werden. Des zu einem gewissen anzei-
gen und zeugnus gib ich euch mein blut zu trinken.
Wer nun also von disem brot isset und von disem
kelch trinkt, auch disen worten, die er von Christo
höret, und disen zeichen, die er von Christo emp-
fahet, festiglich glaubet, der bleibt in dem Herrn
Christo und Christus in im und wirt ewiglich leben.
Darbei sollen wir nun sein gedenken und seinen tod

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