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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0093
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I 2 Kirchenordnung von 1543

verkündigen, nemlich, das er für unser sünd sei ge-
storben und zu unserer rechtfertigung wider aufer-
standen, und ihm darumb danken, ein jeder sein
creuz auf sich nemen und im nachvolgen und nach
seinem gebot einander lieben, wie er uns geliebt hat;
dann wir sein alle ein brot und ein leib, dieweil wir
alle eins brots teilhaftig sein und aus einem kelch
trinken.
Nach diser vermanung sol der priester uber die
hostien und den kelch, die nach anzal und gelegen-
heit der personen, so zum heiligen sacrament gehn
wöllen9, auf den altar verordnet sein sollen, dises
nachfolgendes gebet sprechen:
Gebet.10
Herr Jesu Christe, du einiger warer son des lebendi-
gen Gottis, der du dein leib fur uns alle in den
bittern tod hast dargeben und dein bluot zu ver-
gebung unserer sünd vergossen, darzu denselben
dein leib und dasselbig dein bluot allen deinen jun-
gern zu essen und zu trinken und deines tods darbei
zu gedenken hast befolhen. Wir bringen fur deine
götliche majestat dise deine gaben, brot und wein,
und bitten, du wöllest dieselben durch dein götliche
gnad, gute und kraft heiligen, segnen und schaffen,
das dises brot dein leib und diser wein dein blut sei,
und allen denen, die darvon essen und trinken, zum
ewigen leben lassen gedeihen, der du mit Got dem
Vater in einigkeit des Heiligen Geists lebst und re-
girest immer und ewiglich. Amen.
Alsobald nach disem gebet sol er anfahen, die
verba consecrationis zu singen oder mit lauter, wol-
vernemlicher stimme zu sprechen, wie er andre ge-
9 Bei der anfänglichen Unsicherheit der lutherischen
Abendmahlslehre war lange Zeit unklar, was einer-
seits mit übrigbleibenden Hostien und andererseits
bei nachgebrachten Hostien-Elementen (Nachkonse-
kration?) geschehen sollte. Das geforderte Anmelden
zur Kommunion diente u.a. auch der Feststellung
der benötigten Hostienanzahl und Weinmenge
(Gr. Kawerau, Über die liturgische Gestaltung der
,,Konsekration“ in der Lutherischen Abendmahls-
feier, in: Theologische Studien und Kritiken 69
[1896] 362f. - Rietschel 374f. - Graff 1, 196).
10 Ein von Osiander neu geschaffenes Offertoriums-
gebet (Althaus, Quellenkunde 48. - Rietschel
373, 469). - Graff Paul, Die Epiklese in reformato-
rischen Ordnungen, in: Monatsschrift für Gottes-
dienst und kirchliche Kunst 45 (1940).

sang vormals gesungen oder gesprochen hat, wie
hernach folget, und sol sich fleißigen, das seine ge-
berd mit den worten sich vergleichen, das ist: Wann
er singt: Nam er das brot..., so sol er auch die gro-
ßen11 hostien12 nemen und seiner brust gleich halten,
bis die wort volendet sein. Desgleichen, wenn er
singt: Nam er den kelch..., sol er mit dem kelch
auch also tun, wie vorgemelt ist.
[Noten]13
Unser Herr Jesus in der nacht, da er verraten
ward, nam er das brot, danket und brachs und gabs
seinen jungern und sprach: Nembt hin und esset!
Das ist mein leib, der für euch gegeben wirt. Das tut
zu meinem gedechtnus!
[Ende der Noten]
Hie sol er die großen hostia mit geneigtem haupt
aufheben14 und dem volk zaigen,
darnach auch den kelch nemen und halten, bis er
die volgenden wort singt oder spricht:
[Noten]15
Desselben gleichen nam er auch den kelch nach dem
abendmal und danket und gab in den und sprach:
Trinkt alle daraus! Das ist mein blut des neuen
testamentes, das für euch und fur vil vergossen wird
zu vergebung der sünden. Solchs tut, so oft irs
trinkt, zu meinem gedechtnus!
[Ende der Noten]
Hie sol er den kelch auch aufheben und dem volk
zaigen.
11 Die katholische Kirche verwendet für ihren Bre-
chungsritus (Sehling 12, 286f. - Hartmann 357.
395. 399. - Jungmann 2, 383ff. - Braun 218) eine
große Hostie, für die Kommunion der Gemeinde
kleinere Hostien (LThK 52, 495).
12 So! Aber offensichtlich als Einzahl gemeint.
13 Wie 1533 (Sehling 11,196).-Handbuch 1 Nr. 403.
— Agende für die evang.-luth. Kirche in Bayern
(1932) 1, 37f. - Brodde, in: Leiturgia 4, 546f. - Die
Weise nach der des Vaterunsers auf Grund von
Luthers Anregung in der Formula missae (1523)
(WA 12, 212).
14 über das Haupt.
15 Siehe Anm. 13!

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