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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0094
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

16Darnach sol der chor das Sanctus lateinisch
singen oder, wo kein chor ist, mag es der priester
selbs singen oder sprechen und anstatt desselben das
volk darfur ein gut teutsch geistlich lied lassen sin-
gen, und unter demselben gesang sol er dieweil dise
nachfolgende gebet sprechen.
Folgen die gebet, so der priester unter oder nach
dem Sanctus sprechen sol.
Fur die weltlichen obrigkeit.
Barmherziger, himlischer Vater, in welches hende
aller menschlicher gewalt und obrigkeit stehet, von
dir eingesetzt zur straf der ubelteter und zum schutz
der frommen, in welches hende auch stehn alle recht
und gesetz aller lender! Wir bitten dich, sei gnedig
unserm herrn keiser, allen königen und fürsten, son-
derlich unserm landsfürsten und herrn N. und dem
rat und regenten diser statt und aller ordenlichen
obrigkeit, damit sie das weltliche schwert, das du
inen befolhen hast, recht füren mögen. Umbschatte
sie mit der kraft deiner götlichen majestat! Er-
leucht und erhalt sie bei deinem götlichen namen!
Laß sie dein göttlich wort von herzen lieb haben und
sich demselbigen unterwerfen! Gib inen, lieber Herr,
weisheit und verstand und ein fridsam regiment,
auf das sie alle ire untertonen in der warheit und
gerechtigkeit, die dir gefällig ist, regirn und be-
schirmen! Friste in auch, mein lieber Got, ir leben
lang nach deinem willen und, dieweil das gericht
dein ist und sie an deiner statt sitzen, so gib in gnad,
also zu regirn, das dein heiliger name durch sie ge-
heiliget und gepreiset werde von nun an bis in ewig-
keit! Amen.
Fur die diener des worts.
O allmechtiger, gütiger Gott und Vater unsers
Herren Jesu Christi, der uns ernstlich befolhen hat,
das wir dich umb arbeiter in dein ernt bitten sollen!
Wir bitten dein grundlose barmherzigkeit, du wöllest
16-17 Nach 1540 (Sehling 3, 68). - Diese Gebete sind
an die Stelle der in der römischen Messe teils vor teils
nach der Konsekration gesprochenen Fürbittgebete
gesetzt. Sie wurden sonst in evangelischen Kirchen-
ordnungen ohne Ersatz gestrichen, weil sie den von
der Reformation abgelehnten Opfercharakter der
Messe zur Grundlage haben.

uns rechtgeschaffene lerer und diener deines göt-
lichen worts zuschicken und denselben dein heil-
sames wort in ir herz und mund geben, das sie deinen
befelch treulich ausrichten und nichts predigen, das
deinem heiligen wort entgegen sei, auf das wir durch
dein himelisch, ewig wort ermanet, gelert, gespeist,
getröst und gesterkt werden und tun, was dir gefellig
und uns fruchtbarlich ist. Gib, Herr, deiner heiligen
christenheit deinen Geist und götliche weisheit, das
dein wort unter uns lauf und wachs und mit aller
freidigkeit, wie sichs gebürt, gepredigt und dein
heilige, christliche gemein dardurch gebessert werd,
auf das wir mit bestendigem glauben dir dienen und
in erkanntnus deines namens bis ans ende verharren.
Umb christliche einigkeit.
Barmherziger Got und ewiger Vater, ein könig der
ehren und ein herr himels und und der erden, durch
welches Geist alle ding regirt, durch welches für-
sehung alle ding geordnet werden! Du bist ein Got
des frides, von dem alle einigkeit zu uns kompt. Wir
bitten dich, du wöllest uns unser sünd vergeben
und mit deinem götlichen frid und einigkeit begna-
den, damit wir in forcht und zittern deinem namen
immer und ewiglich dienen und dein götliche maje-
stat allzeit von uns gepreist werde, durch unsern
Herrn Jesum Christum, deinen son, der mit dir in
einigkeit des Heiligen Geists lebt und regirt immer
und ewiglich. Amen.17
Wann dann das Sanctus oder andrer gesang ge-
endet und dise gebet gesprochen sein, so sol er das
Vater unser singen oder mit lauter stimme sprechen,
wie hernach folget:
[Noten]18
Last uns beten!
Vater unser, der du bist im himel, geheiligt werd
dein name! Zukom dein reich! Dein will geschehe
als im himel auch auf erden! Unser teglich brot gib
17 Siehe Anm. 16!
18 Wie 1533. (Sehling 11, 197) — Handbuch 1 Nr.
342.-Agende für die evang.-luth. Kirche in Bayern
(1932) 1, 38f. - Brodde, in: Leiturgia 4, 511 f. 514. -
Die Weise entspricht der sog. Römischen Lesart des
Vaterunsers (Handbuch S. 619).

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