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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0125
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1 5 Kirchenordnung von 1554

seinem eingebornen Son Jesu Christo: Diser ist mein
geliebter Son, an dem ich freude und wonne habe.
Disen solt ir hören [Matth. 17, 5].
Von wegen diser allerhöchsten, ernstlichsten, un-
wandelbarn gebot göttlicher majestat und, das wir
selb auch höchste notdurft einer christlichen kirchen-
ordnung von tag zu tag mehr und beschwerlicher
befinden aus so merklichem mangel an tauglichen
seelsorgern und pastorn in unserm fürstentumb und
volgends an reiner, klarer, richtiger lehre, die auch
mit warem eifer und ernst an jungen und alten ge-
übt und getriben werde in ansehung, das aus dem
mangel bei dem volk erschröcklichs unwissen Got-
tes, aberglaub und allerlei schwere sünd und ver-
derben notwendiglich erfolgen und täglicher greu-
licher und verderblicher uberhand nemen müssen,
erkennen wir uns Gott disen gehorsam vor allen
dingen schuldig sein, allen möglichen fleiß zu tun,
daß in unserm fürstentumb das heilig evangelion rein
und treulich geprediget werde und das der Son
Gottes, Jesus Christus, und seine woltaten recht er-
kant und also Gott recht angeruefen und gepreiset
und vil menschen selig werden und das darzu die
kirchen mit düchtigen personen bestellet und
christliche zucht und studia erhalten werden,
haben derhalben, unsere zuvor ausgangne kirchen-
ordnung1 widerumb an die hand zu nemen und die
gegen andern kirchenordnungen zu besichtigen,
gotsforchtigen und gelerten männern bevolhen
und, wiewol dieselbige, sovil den inhalt und die sub-
stanz belangt, mit diser gegenwertigen ordnung
gleichlautend und ubereinstimmend gefunden, ha-
ben wir uns doch aus bewegenden ursachen der wort
und tractation halben mit andern christlichen kir-
chen vergleichen wöllen und ist durch dise unsere
ordnung nichts anders gemeint, denn das die einige,
ewige, warhaftige lehr des evangelii rein gepredigt
soll werden, die Gott gnediglich durch seinen Son
Jesum Christum geoffenbart hat und die in der pro-
pheten und apostel schrift gefasset ist und in dem
verstand, der in den simbolis apostolico2, niceno3

1 Von 1543 ( = unsere Nr. I 2).
2 Bekenntnisschriften 21.
3 Bekenntnisschriften 26f.
4 Bekenntnisschriften 28ff.

und Athanasii4 ausgedruckt ist, mit welchem gleich-
stimmet die confessio5, die der kai[serlichen] maje-
[stät] im reichstag zu Augspurg anno 1530 uberant-
wort ist, und wie dise lehr durch Gottes gnad in vilen
christlichen kirchen geprediget wirt, mit welchen wir
Gott zu ehren und zu viler menschen seligkeit be-
gern, eintrechtigkeit zu halten. Es sollen sich auch
die kirchen dises unsers fürstentumbs in fürfallenden
sachen, die lehr belangend, mit denselben freundlich
unterreden, damit Gott zu ehren und zu vilen men-
schen seligkeit christliche eintrechtigkeit in vilen
landen erhalten werde.
Und mögen uns mit Gott, unserm schöpfer, der
die ewig warheit und ein erkenner aller herzen und
gedanken ist, bezeugen, das wir selbs zum höchsten
mißfallen haben an fürwitziger sunderung und
spaltung, auch in disem allen unser eigen ehr, nutz,
wollust oder ichts6, das unser ist, nit, sonder allein
die ehr des allerhöchsten und wolfart, hail und selig-
keit der unsern suchen.
Ist demnach an euch unser genedigs gesinnen und
ernstlicher befelch, ir wöllet solche unser kirchen-
ordnung annemen, besonderlich die, so mit kirchen-
ämptern von uns begabt sind, das sie die anleitung
der christlichen lehre7, so hiebei gedruckt ist, fleißig
uberlesen und wol einnemen und alle eure predig,
kirchenämpter und administration derselbigen ge-
meß füren und ausrichten und euch sonst eines gots-
förchtigen, tapfern, eingezognen lebens fleißen, da-
mit ir euer selbs seligkeit fürdert und andern ein
gut exempel gebet. Wöllen also alle kinder Gottes,
die das reich Christi mit warem herzen suchen, die
auch sonder zweifel, inen disen unsern schuldigen,
notwendigen dienst, wie schwach er ist, nit werden
mißfallen lassen, damit dises unser fürhaben, uns
und unsern mit irem glaubigen gebet treulich für-
dern. Das wöllen wir uns gegen allen und jeden der
gebür nach gnediglichen und genzlichen versehen.
[Weiter folgt die Ordnung wie bei Hauß-Zier und bei
Sehling 14 Nr. 7, beide Male im Apparat.]
5 Bekenntnisschriften 44-137.
6 = etwas (Schmeller 1, 30).
7 = Melanchthon Examen ordinandorum (siehe oben
S. 26 Anm. 16!)

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