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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0131
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I 10. Zuchtordnung gegenüber den Geistlichen
vom 16.Febr. 1556.

Unser, Otthainrichs, von Gottes genaden pfalzgravens bei Rein,aherzogs in nidern
und obern Bairn etc., ordnung, die wir umb guter zucht und richtigkait willen
unser pfarrer und kirchendiener beschlossen und mit fleiß zu volziehen bevohlen
haben.

Erstens ist unser mainung und bevelch, das von
unsern wegen einer aus unsern hofräten, welcher
jeder zeit vor der hand sein würdet, neben unsern
und gemainer landschaft vorhandenen camerreten
das ambt und den gewalt der kirchenrete oder kir-
chenbröbste zu versehung und ordenlicher erhaltung
der pfarrhern und kirchendiener tragen und ver-
walten, auch mit vleiß darob seien [!], damit alle pfar-
ren und kirchen rnit christenlichen guten vorgeern,
welche in dem verordneten examine vor den general-
superintendent besteen und fur tuglich geachtet,
versehen und denselben ire competenzen, nach ge-
legenheit einer jeden person geschicklicheit, auch
müe und arbeit und vile seiner pfarrkinder und
communicanten gemacht, zu geburenden zeiten
aigentlich geraicht und die pfarrheuser zur notturft
peulich erhalten werden, auf das wir entlaufens
ubrig, auch die kirchendiener verhinderung in irem
ambt entladen bleiben mögen.
Zum andern sollen allhie zu Neuburg zween oder
drei verstendige, fromme und geleerte menner zu
generalsuperintendenten geordnet werden, welche
alle kirchendiner,si seien berufen oder nit, in bei-
wesen der kirchenrete laut furgeschribner maß aufs
vleißigst examiniren und, da sie fur tuglich und ge-
Druckvorlage: Original (Ausfertigung für Burg-
lengenfeld, Papier, Folio, 4 Blätter. - Amberg StA,
Neuburger Abgabe 1911 Nr. 14044f. 3ff.). - Der Origi-
nalentwurf dazu bzw. gleichzeitige Abschriften K GLA
4277f. 177-179. 180-183. 216-219. 220-223). Siehe
oben S. 28!
a In den Abschriften steht hier noch der unter dem
Ausstellungsdatum der Ordnung noch nicht, wohl
aber bei ihrer Zustellung zustehende Titel: des heili-
gen römischen reichs erzdruchsessen und churfür-
sten.

nugsam befunden, ire probpredigt alsbald tun, und,
wo si also besteen wurden, durch gedachte unsere
kirchenrete in beisein obgedachter generalsuperin-
tendenten irm gutachten und der personen geschick-
licheit nach auf ein pfarr verordnet werden sollen.
Dieweil wir aber so bald zu denselben general-
superintendenten nit kommen oder die zu wege
bringen möchten, so sollen inmittels dise zween
predicanten, nemlich zu Unser lieben Frauen und
S. Peter1, geordnet sein, solch ambt neben herr
Michaeln, dem hofprediger2, oder auch seines ab-
wesens in specie und in genere zu fursehen, auch im
fal der notturft, den pfarrhern zu Zell3 zu sich zu
erfordern, macht haben.
Und soll auch ein jeder kirchendiner bei den
stetten oder großen communen durch den special-
superintendenten desselben gezirks der gemeind in
craft unseres schriftlichen bevelchs angezaigt und
presentiert und, da uf ein predig, die er den ort tun
soll, si, die statt- oder gemeinsleut, nit erheblich ur-
sach oder einred furzewenden hetten, nach christ-
licher ordnung und, wie des Brentz4 verzeichnus
ausweiset, auf die pfarr vermög unsers bestallungs-
briefs eingesetzt werden.
Wurd aber einer in märkt, flecken oder dörfer ver-
ordnet, so soll es bei der examination und probpre-
1 Wer diese beiden Stellen damals innehatte, läßt sich.
nicht feststellen.
2 Michael Diller (siehe oben S. 20 Anm. 27!).
3 Zell bei Neuburg a.D. - Pfarrer war dort damals
M. Joh. Knauer. 1561 Pfarrer in Neuburg Unser
Frauen, 1566 in Dinkelsbühl - † 1577. - Vor allem
höchste Verdienste um das Dinkelsbühler Kirchen-
wesen (Sehling 12, 123f.).
4 Über ihn siehe S. 25! - Das hier wiederholt ge-
nannte „Verzeichnus“ - offenbar ein von ihm er-
betenes Bedenken - ist unbekannt, fehlt auf alle Fälle
im Akt.

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