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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0134
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I 11. Edikt über Eheordnung, Sonntagsheiligung und gegen
verschiedene Laster vom 8. Nov. 1555.

Wir, Otthainrich, von Gottes genaden pfalzgrave
bei Rhein, herzog in Nidern und Obern Bairn etc.,
tun kund meniglich und in sonderhait unser treuen
lieben landschaft gaistlichs und weltlichs stands von
prelaten, ritterschaft, landvogten, pflegern, vögten,
richtern, amtleuten, burgermaistern der stedten,
märkten und gemainden, das wir die eingerissen un-
ordnung, leichtfertigkeit, anstoß, laster und ärger-
nus, so sich vil zeit und jare sowol nach angebroche-
ner leuchtung des hailigen evangelii als davor der
jungen und alten personen eegelübd und andershalb
wider göttlich gebot1, kaiserlich recht2, vernunft,
gut sitten, ehr und erbarkeit vielfeltig zugetragen
und täglich noch zutragen mögen, nit mit ringer be-
schwärnus, ja bis zu merklichem verdruß und miß-
fallen vernemen und darumb uns schuldig erkennen,
zu fürderung der ehre des Allmächtigen, auch pflan-
zung zucht und erbarkeit und kindlichs gehorsams
gegen ire eltern und hergegen zu erkentlicheit der
eltern gegen iren kindern gebürlichs einsehen zu tun
und besserung furzunemen, und haben demnach mit
vorgehaptem rate und zeitiger guter vorbetrachtung
Gott zu lobe und zu mehrung christlicher zucht und
erbarkeit statuirt, gesetzt und geordnet, statuirn,
setzen und ordnen hiemit bei vermeidung unser wil-
kürlichen und im rechten geordenter strafe und un-
gnade gepietende, das sich kain person unsers für-
stentumbs und gepiete, jung oder alt, heimlich, ver-
borgen und in den winkeln, wie man sagt, zu der an-
dern eelich verpflichten noch verpinden3, sonder
alle heiraten und eegelübd mit wissen, willen, rate
und vergunst der eltern als vatter und mutter oder,

Druckvorlage: Original, Einblattdruck, Papier,
48 Zeilen. — MHStA PfN (Staatsverwaltung 2051).
Siehe oben S. 29!
1 vor allem 3. Mos. 18, 6-18.
2 vor allem Corpus juris civilis, Digestorum lib. 23
tit. 2; Codex Justinianus lib. 5 tit. 5, 4. 5.
3 Nach kirchlichem und bürgerlichem Recht des Mit-
telalters wurde die Ehe durch die bloße, formlose
gegenseitige Willenserklärung der Brautleute ge-
schlossen. Daraus, daß schon diese so geschlossene

wa die nit weren, der vormunder oder zu mangel der-
selben zum wenigsten der nechsten plutfreund, ab-
geredt, bestetigt und darnach offentlich bekreftigt
werden sollen.
Und ob ainich haimlich und ander eegelübd hier-
über beschehe und klagsweis fur uns, unser ampt-
leute oder sunst an tage käme und ruechtbar würde,
das sol von unwirden, tode, abe und kraftlos sein und
bleiben. Es würde dann hernach durch unsere ver-
ordent eerichter fur kreftig erkent oder durch vatter,
mutter, vormunder oder die nechsten freunde fur
bestendig zugelassen. Ob auch jemand zu bemelten
haimlichen und winkeleen rat oder tat gebe, der sol
nach gelegenhait seiner verprechung in gebürliche
strafe gefallen und derselben gewertig sein. Hiebei
behalten wir uns bevor die strafe deren, die sich vor
ordenlicher vorziehung des eestands und gehaltner
hochzeit leiblich miteinander vermischen, schwen-
gern oder schwechen.
Und dieweil in der eheverlobung nicht allein, was
freigelassen, sonder auch, was gebürlich und ain wol-
stand ist, angesehen werden sol, so ist verrer in be-
trachtung vilerlei uns darzu bewegenden ursachen
unser mainung und befelch, das furohin alle die per-
sonen, so im andern und dritten grad der sipschaft
und blutverwondtnus als geschwistriger kinder und
kindskinder, dergleichen irer vater und mutter hal-
ben in gleichem obern und undern grad zugetaner
vettern und basen oder im dritten grad der mag-
oder schwagerschaft als des abgestorbenen weibs
oder mans im andern grad blutsverwandten in der
ungleichen linien einander verwandt seien, bei ver-
Ehe ein Sakrament war, ergaben sich dann vor allem
auf katholischer Seite außerordentliche Schwierig-
keiten bei der Einführung eines bestimmten Form-
zwanges für diese Erklärung (in Gegenwart des
Pfarrers) (Theod. Gottlob, Die Einführung der
Formpflicht bei der Eheschließung durch das Dekret
Tametsi des Konzils von Trient, in: Theologische
Quartalschrift 136 [1956] 54-68). — Zur ganzen Frage
Sehling, Eherecht, in: RE 5, 198-227. - LThK2
3. 693.

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