I 15 Visitationsordnung von 1560/1566
uberigen etliche arme studenten uf den universite-
ten erhalten mögen.
Wo aber solche kirchengefell nit so weit raichen
wollten, so sollen die visitatores uns ir bedenken an-
zaigen, wie und welcher gestalt etliche stipendia aus
der clöster gefell zu solchem werk zu ordnen und wie-
viel der järlich zu underhalten.
[8.] Zum achten: So haben wir bis anhero vil-
feltiglich gespürt und befunden, mit was geschwin-
den practiken der gemain man den kirchengüetern
nachtrachtet und, dieselbig zu sich ze reißen und
ime erblich zuzeaignen, understeet; das auch deren
viel gefunden werden, wann si etlich jar lang die
kirchengüeter besessen, das sie hernacher dieselbige
aintweder für ir aigentumb behalten oder doch zum
wenigisten furwenden, sie sein ine und irn voreltern
erblich und ewiglich verlihen13, wie dann auch etlich
paurn ir sön und töchter uf wisen und ecker, so si
von der kirchen bestendnusweis14 inhaben, bestat-
ten und verweisen und dieselbige in vil und man-
cherlai hend zertailen, das zuletst die kirch nit mer
waiß, wo ir aigentumb hinkömbt.
Diesem allem zeitlich zu begegnen und dasjenig,
so noch verhanden, fur fernerm abgang zu bewaren,
so sollen unsere verordnete rete und visitatores sich
mit den ambtleuten an ainem jedem ort notturftig-
lich besprechen, irn rat und gutbedunken darunder
anhören, auch fur sich selbs der sachen mit fleiß
nachgedenken, welcher gestalt die kirchenbestend-
nussen allenthalben zu erneuen und fürter für ord-
nung fürzunemen, ob es nit der kirchen nutzlich und
fürtreglich were, ain gemaine disposition im fursten-
tumb ausgeen zue lassen, das hinfürter kain kirchen-
guet — es sei von wisen, eckern, hölzern oder, was
dergleichen sein mag - jemands, er sei, wer er wöll,
erblich und ewiglich verleihen, sonder alle bestend-
nussen uf ein anzal jar als ungeverlich uf ailf jar und
darüber nit gesetzt werden.
Wo auch jemands im schein einer bestendnussen
etwas erblich eingezogen, das dasselbig furderlich
13 Es muß das aber doch auch tatsächlich seitens der
Regierung geschehen sein (Herlein 197ff.). -Wohl
ähnlich wurde auch der Widdumshof der Pfarrei
Rögling verkauft (Buchner 2, 458) und ebenso der
in Wittesheim (aaO. 2, 786).
restituiert und fürter bei der kirchen dergestalt er-
halten werde.
[9.] Item zum neunden: Nachdem uns vilfältige
clag fürkombt, das an etlichen orten pfar- und kir-
chengüeter sind, deren die pfarrer und kirchendiener
ganz wol bedörftig, und doch dieselben nichts desto
weniger andern verlihen und der kirchendiener da-
mit vergessen wierd, so ist unser bevelch, will und
mainung, daß in solchem auch gebürliche, ernst-
liche erkundigung geschehe und, da es sich derma-
ßen, wie angegeben, befindet, so sollen unsere rete
und visitatores hiemit gewalt und bevelch haben,
dasjenig darunder zu verschaffen, so sie christlicher
beschaidenhait und der billichait gemeß erachten
mögen, auch, wo die notdurft vorhanden, den kir-
chendienern zu solchen güetern zu verhelfen in an-
sehung, das niemands deren billicher genießen soll
dann diejenigen, so der kirchen dienen und wort
Gottes verkündigen.
Wo aber an einem ort ain pfarrer oder kirchendie-
ner sonst gnugsam versehen, item, wo diejenigen, so
die güeter inhetten, gar arm, so sollen sie in dem
allen christlicher lieb gemeß handeln, damit nicht
zwischen kirchendienern und pfarrverwandten un-
nötiger widerwill, unrecht und ergerliche nachrede
erweckt werden.
Und dis alles, sovil die pfarr- und pfrüendengefell,
auch güeter und derselben einkomen belangt.
[10.] Ferner und zum zehenden: So werden unsere
visitatores sich selbs zu erinnern wissen, das inen
obligen und gebüren wöll, zu inquiriren und fleißig
achtung zu haben, wie und welcher gestalts unserer
nechstausgangner kirchenordnung allenthalben ge-
lebt und nachgesetzt werde.
Dieweil nun in derselben uber dasjenige, so bis-
hero von der underhaltung der kirchendiener und
schuelen angeregt, fürnemblich von dreien stücken
meldung gemacht,
erstlich von der leer15,
14 bestendnus = Pacht, von bestehen = als Pächter
übernehmen (Schmeller 2, 711f.).
15 f. 2-49.
131
uberigen etliche arme studenten uf den universite-
ten erhalten mögen.
Wo aber solche kirchengefell nit so weit raichen
wollten, so sollen die visitatores uns ir bedenken an-
zaigen, wie und welcher gestalt etliche stipendia aus
der clöster gefell zu solchem werk zu ordnen und wie-
viel der järlich zu underhalten.
[8.] Zum achten: So haben wir bis anhero vil-
feltiglich gespürt und befunden, mit was geschwin-
den practiken der gemain man den kirchengüetern
nachtrachtet und, dieselbig zu sich ze reißen und
ime erblich zuzeaignen, understeet; das auch deren
viel gefunden werden, wann si etlich jar lang die
kirchengüeter besessen, das sie hernacher dieselbige
aintweder für ir aigentumb behalten oder doch zum
wenigisten furwenden, sie sein ine und irn voreltern
erblich und ewiglich verlihen13, wie dann auch etlich
paurn ir sön und töchter uf wisen und ecker, so si
von der kirchen bestendnusweis14 inhaben, bestat-
ten und verweisen und dieselbige in vil und man-
cherlai hend zertailen, das zuletst die kirch nit mer
waiß, wo ir aigentumb hinkömbt.
Diesem allem zeitlich zu begegnen und dasjenig,
so noch verhanden, fur fernerm abgang zu bewaren,
so sollen unsere verordnete rete und visitatores sich
mit den ambtleuten an ainem jedem ort notturftig-
lich besprechen, irn rat und gutbedunken darunder
anhören, auch fur sich selbs der sachen mit fleiß
nachgedenken, welcher gestalt die kirchenbestend-
nussen allenthalben zu erneuen und fürter für ord-
nung fürzunemen, ob es nit der kirchen nutzlich und
fürtreglich were, ain gemaine disposition im fursten-
tumb ausgeen zue lassen, das hinfürter kain kirchen-
guet — es sei von wisen, eckern, hölzern oder, was
dergleichen sein mag - jemands, er sei, wer er wöll,
erblich und ewiglich verleihen, sonder alle bestend-
nussen uf ein anzal jar als ungeverlich uf ailf jar und
darüber nit gesetzt werden.
Wo auch jemands im schein einer bestendnussen
etwas erblich eingezogen, das dasselbig furderlich
13 Es muß das aber doch auch tatsächlich seitens der
Regierung geschehen sein (Herlein 197ff.). -Wohl
ähnlich wurde auch der Widdumshof der Pfarrei
Rögling verkauft (Buchner 2, 458) und ebenso der
in Wittesheim (aaO. 2, 786).
restituiert und fürter bei der kirchen dergestalt er-
halten werde.
[9.] Item zum neunden: Nachdem uns vilfältige
clag fürkombt, das an etlichen orten pfar- und kir-
chengüeter sind, deren die pfarrer und kirchendiener
ganz wol bedörftig, und doch dieselben nichts desto
weniger andern verlihen und der kirchendiener da-
mit vergessen wierd, so ist unser bevelch, will und
mainung, daß in solchem auch gebürliche, ernst-
liche erkundigung geschehe und, da es sich derma-
ßen, wie angegeben, befindet, so sollen unsere rete
und visitatores hiemit gewalt und bevelch haben,
dasjenig darunder zu verschaffen, so sie christlicher
beschaidenhait und der billichait gemeß erachten
mögen, auch, wo die notdurft vorhanden, den kir-
chendienern zu solchen güetern zu verhelfen in an-
sehung, das niemands deren billicher genießen soll
dann diejenigen, so der kirchen dienen und wort
Gottes verkündigen.
Wo aber an einem ort ain pfarrer oder kirchendie-
ner sonst gnugsam versehen, item, wo diejenigen, so
die güeter inhetten, gar arm, so sollen sie in dem
allen christlicher lieb gemeß handeln, damit nicht
zwischen kirchendienern und pfarrverwandten un-
nötiger widerwill, unrecht und ergerliche nachrede
erweckt werden.
Und dis alles, sovil die pfarr- und pfrüendengefell,
auch güeter und derselben einkomen belangt.
[10.] Ferner und zum zehenden: So werden unsere
visitatores sich selbs zu erinnern wissen, das inen
obligen und gebüren wöll, zu inquiriren und fleißig
achtung zu haben, wie und welcher gestalts unserer
nechstausgangner kirchenordnung allenthalben ge-
lebt und nachgesetzt werde.
Dieweil nun in derselben uber dasjenige, so bis-
hero von der underhaltung der kirchendiener und
schuelen angeregt, fürnemblich von dreien stücken
meldung gemacht,
erstlich von der leer15,
14 bestendnus = Pacht, von bestehen = als Pächter
übernehmen (Schmeller 2, 711f.).
15 f. 2-49.
131