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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0160
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

17. item von gepeuen der kirchen, behausung des
pastors, diacon, schueleni, und custos- oder glöck-
nerswohnung,
18. item von den hospitaln und von den armen,
welchen die kirch mueß hilf tun,
19.17 item: ob die pastores oder diacon mit welt-
licher handierung umbgehn,
20. item: wie sich der schulmeister, cantor und
provisor halten.

Nota:
Tanz,
spil, • abschaffen.
wetterleuten18
Dem mesner die leutgarben19 zu geben.

3) Wie man es auf der visitation in den kirchen
pfleget zu halten*.
Erstlich, wenn das volk versamlet, singet man
zwei gsetz vom lied Nu bitten wir den Heiligen
Geist. Darnach verlieset man die effentliche beicht.
Zum dritten singet man die letzten zwen vers. Du
süße lieb [schenk uns] dein gunst und darauf volget
ein collecten, auf die collect die epistel und nach der
epistel singt man den glauben1 Nach dem glauben
tut der pfarrer ein kurze predigt.
Nach gehaltner predig spricht einer aus den visi-
tatoribus das volk an auf diese nachfolgende weise:
Der durchleuchtige, hochgeborne fürst und herr,
herr Wolfgang, pfalzgrave bei Rhein, herzog in

Bairn und grave zu Veldentz, unser gnediger fürst
und herr, hat aus christlichem gemüt und eiver, so
er zu Gottes wort tregt, ein visitation oder christ-
liche heimsuchung angestellet und uns, die alhie ent-
gegen, darzu verordnet, dieselbige zu verrichten, und
ist seiner f[ürstlichen] g[naden] ernstlicher bevelch,
daß nit allein die pfarrer und kirchendiener verhöret,
was ir leer und leben sei, auch, wie sie der gemein
Gottes im leren und sacramentreichen fürstehen,
sonder es ist uns auch auferlegt, die undertanen und
zuhörer zu befragen, was sie aus den predigten irer
pfarrer gelernet und sich darauf gebessert haben.
Derhalben so wellen wir solchem auferlegten bevelch
im namen Gottes alhie auch, wie an andern örten ge-
schehen, ausrichten und auf dismal die liebe jugent
verhören. Ein andermal sol es auch an den alten sein.
Darnach habt euch zu richten! Bleibt auch beieinan-
der bis zumend; denn ich hab euch noch mehr zu sa-
gen von wegen meines g[nedigen] f [ürsten] und hern!
Darauf volget das examen in der kirchen und
stehen auf einen ort die knecht und knaben, auf die
andern seiten die maid und meidlein.
Nach gehaltnem examen in der kirchen spricht ei-
ner aus den visitatoribus das volk widerumb an auf
nachfolgende weis:
Lieben freunde! Wir haben eur jugent - kinder,
knecht und maid - verhöret und befunden, daß ir
vil darunter sein, so noch ein geringen verstand in
der christlichen leer haben und können gedenken,

i 1562 und 1566 +: gotsäckern.
17 Diese und die folgende Frage sind gegenüber der
Kirchenordnung 1560 und ihrer mecklenburgischen
Vorlage neu.
18 Die Kirchenglocken werden seit alters auch zur Ab-
wehr der in Gewittern und Hagelschauern sich aus-
tobenden Dämonen und Hexen geläutet und wurden
dazu auch besonders geweiht (LThK 42, 965f. -
Wetzer 5, 704. — Bächtold 3, 868-876). Melan-
chthons, von Luther voll gebilligter Unterricht der
Visitatoren (1528) ließ auch noch in der Ausgabe von
1539 das Wetterläuten als Gebetsmahnung bestehen.
(WA 26, 234. — Sehling 1, 170). Die thüngenische
Kirchenordnung von 1564 (Sehling 11, 741) und
die kursächsische Kirchenordnung von 1580 (Seh-
ling 1, 453) dagegen beseitigen es. - Beachtlich ist
in dieser Hinsicht die Schrift des damals oberpfälzi-
schen, später pfalzneuburgischen Pfarrers Thomas

Rorer: Ein predigt von dem leuten gegen das wetter.
Regensburg 1556 (Theobald, Einführung 85. -
Fr. W. Kantzenbach, Der Prädikant Thomas
Rorer, in: ZbKG- 25 [1956] 137). Auch von Pfarrer
Jakob Lachkern (siehe oben S. 108 Anm. 1) er-
schien 1566 Ein christliche und tröstliche Wetter-
gesang, zu singen oder zu beten, wenn schwere
Wetter kommen (Schottenloher, Buchgewerbe
237. Nr. 238). — Vgl auch unten S. 296!
19 Als Entlohnung für das Wetterläuten geleistetes
Reichnis. Seine Fortdauer nach Abschaffung des
Wetterläutens wurde allgemein angeordnet, fand
aber überall starke Ablehnung.
* Druckvorlage: Gleichzeitige Abschrift (2 Seiten. —
Neuburg StA, PfN. Grasseggersammlung 15 329f.
7v. f.). - Siehe oben S. 32!
1 = Wir glauben all.

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