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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0159
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I 15 Visitationsordnung von 1560/1566

Nota:

Wetterleuten abschaffen.
Censores ernennen.
Belonung der leichtpredigten abschaffen.
Kirchenregister einem jeden aufzulegen.
Tanz under der predigt abzuschaffen.
Liechter brennen
bilder abzuschaffen.
weichkessel7*

2) Interrogatoria uf rat, vierer, kirchbrobst.8
1. Erstlich: was der pastor und diacon leeren, ob
si ires ambts warten, zu geburlicher zeit predigen,
die sacrament raichen und zu den kranken kommen,
so si gebeten werden, und ob si den catechismumc
halten, desgleichen die privatabsolution, item ob si
leichtpredigen tun9,
2. item: ob dainigkeitd sei zwischen den kirchen-
personen,
3. item von sitten der pastorn und diacon, auch10
dero weib, kinder und gesind,
4. item vom volk: ob in der statt eoder dorfe per-
sonen sein, so in offentlichen sünden leben als in
eebruch, unehlicher beiwohnung oder anderer un-
zucht,
5. item: ob jemand zauberei triebf,

6. item: ob noch walfarten oder andere offentliche
abgötterei an selbigem ort sei,
7. item: ob jemand lesterlich rede wider Gott oder
christliche lehre,
8. item: ob jemand nit zu christlicher communion
geen wöl,
9. item: ob etlich falsche lehre oder secten als der
wiedertäufer oder anderen, die unsere kirchen
lestern, anhengig und spaltungen machenh,
10. item: ob wucherer da seien,
11. item: ob mutwillige leut sein, die dem pastor
oder diacon drauen13 schmehen und pochen,
12. item: ob etliche personen voneinander gelau-
fen seien,
13. item: ob etliche eeleut in uneinigkeit mitein-
ander leben,
14. item: ob etliche kinder ir eltern bochen oder
schlagen,
15. item: wie die schuel regiert werde und wie die
personen versorgt sind,
14
15
16. item: ob jemand auch der kirchen etwas ent-
zogen hab - agker, wiesen, holz oder ander gueter
und zins16 - und ob jemand den pastor oder diacon
nit bezaln will, das er schuldig ist, item die kirch-
gefell richtig eingebracht werden,

c 1562, 1566 +: Lutheri.
d-d 1566 durch Korrektur: unainigkait.
e-e 1566: markt, dorf oder flecken.
f 1566 + : oder mit segen umbgehe.
g 1562 und 1566+ : schwenkfelder11, zwingler12,
calvinisten13.
11 1562 und 1566 + : auch, ob haimliche papisten, son-
derlich,sodasbabstumb besuechen, vorhanden sein.
7* = Weihwasserkessel (in den Kirchen beim Eingang).
8 Nach der Kirchenordnung 1560 (f. 68f.), wo sie aus
der mecklenburgischen Kirchenordnung von 1552
(Richter 2, 20f. - Sehling 5, 195f.) entnommen
sind. An beiden Stellen sind sie aber an Geistliche
und Gemeindevertreter zugleich gerichtet, wobei ge-
sonderte Fragen an die Geistlichen (wie oben) über-
haupt fehlen. Dagegen hatte die zweibrückische
Kirchenvisitation von 1558 bereits diese Fragen als
,,Interrogatoria, die Schultheißen, Maiern, Censoren,
die Kirchengeschworenen und Gerichtspersonen wer-
den furgehalten“ (Walther Koch, Die Entwicklung
des Presbyteramtes und der Kirchenzucht im Her-
zogtum Pfalz-Zweibrücken ..., in: Blätter für pfäl-
zische Kirchengeschichte 30 [1963] 40).

g Die Frage nach ihnen ist neu gegenüber der Kirchen-
ordnung. Sie wurden in der Kirchenordnung 1557/60
angeordnet. Dort finden sich auch Beispiele (f. 140
bis 147).
10 Die Frage auch nach Weib, Kind und Gesinde ist neu
gegenüber der Kirchenordnung 1560 und ihrer Meck-
lenburger Vorlage.
11 Vgl. oben S. 120! - Die Frage nach ihnen ist gegen-
über der Kirchenordnung neu.
12 Vgl. oben S. 9! - Gemeint sind praktisch aber die
Kalvinisten, bes. in der Kurpfalz. — Die Frage nach
ihnen ist gegenüber der Kirchenordnung neu.
13 Ihre Erwähnung war notwendig geworden, seit sich
Kurfürst Friedrich III. auf ihre Seite gestellt hatte.
13* = drouen = drohen (Lexer 1, 469. — Schmeller 1,
564).
14 Die Frage der Kirchenordnung von 1560 und ihrer
Mecklenburgischen Quelle nach der Art der Begräb-
nisse ist hier weggelassen.
15 Die Frage der Kirchenordnung nach dem Unterhalt
von Pfarrer und Diakon ist hier weggelassen.
16 Gegen einen Entzug von Kirchengütern hatte sich
die Kirchenordnung scharf gewandt (f. 154f.).

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