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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0163
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I 16 Superintendenturordnung von 1562

21. item: es solle der superintendens auch des
kirchendieners, da er visitiert, bibliothecam und
buecher besehen und sie ansprechen, was ire täg-
lichen privata studia seien, und darin vleiß furwen-
den, damit, so er ein faulenzer befende, si zum stu-
dirn mit vleiß zu ermanen und in jeder visitation
derhalben abermaln zu exploriren, auch acht ze
haben, das die erkauften bücher zun kirchen nit
mutwilliglich zerrissen oder sonst verwuest werden.
22. item: ob und was er seiner collegen und nach-
baurn, auch irer weib und kinder lehr, leben und
haushaltung halben fur feel und maengel habe4,
23. item: wie die gebeu in den spitalen, derglei-
chen die armen leut und wie es mit den gefallen
derselben gehalten werde, auch, wie sich der spital-
meister in seinem ampt erzaigen tut.
Nach verrichtung ains solchen soll der superinten-
dens vermög seins general habenden patent und be-
velchs ainer jeden statt, markts oder fleckens rate,
vierer, auch kirchenpröbst fur sich erfordern und
inen volgende interrogatoria ferners fürhalten:
[Fragen an die Gemeindevertreter.]
1. Erstlich: Was [... Wörtlich wie 1560 (oben
S. 139), daher hier nicht wieder abgedruckt ...]
halten.
Was nun die superintendenten bei den ecclesiasti-
cis und politicis personis in ordentlicher inquisition
befunden, das sollen sie alles underschiedlich mit
seinen notdurftigen umbstenden inmaßen, wie sie es
befunden, und nit anderst ufzeichnen und dieselbi-
gen schrift uns oder unserm kirchenrat uberantwor-
ten, auch, wo von noten, daneben schriftlich be-
richt tun, damit alle sachen desto stattlicher ver-
richt mögen werden.
Under solchem, da also die vierer gehort werden,
soll dem volk dreimal zu der kirchen geleutet und
der actus alda auf diese maß gehalten werden,

4 Diese Frage nach der Lebensführung des Nachbar-
geistlichen entsprach bereits den mittelalterlichen
Visitationen. Vgl. z.B. H. Dannenbauer, Die
Nürnberger Landgeistlichen his 1560, in: ZbKG- 4,
52; 119 u.ö.

das ain jeglicher pfarrer, dem unsere kirchenord-
nung zugeschickt worden, sich derselben gemeß er-
zaigen und, wie er zue sontag das ambt in der kir-
chen zu verrichten pflegt, also auch alda mit allen
ceremonien halten solle.
Nach endung des pfarrers predig sollen jung und
alt, weib- und mannspersonen, die noch nit ehlich
sitzen, sich uf zwen haufen und an ein besonder ort
in der kirchen gestellt und dann allen ingemein un-
ser bevelch und gottseelige anordnung der visitation
und haimbsuchung ausfürlich und notdurftiglich
entdegkt und furgehalten und vermög desselben die
jugend im catechismo examiniert und erfragt wer-
den,
und, nachdem je die jugend wol oder ubel under-
wiesen und wie sonst durch die hievor angeregter
interrogatorien laster, mengl, unordnung und ubels
bei dem volk erfunden worden, also seien si nach
der gestalt der sachen zu loben oder auch aus Gottes
wort ze strafen und mit christlichen, ernstlichen er-
manungen und betroeungen Gotts und der oberkeit
zorn abzuweisen.
Entlich solln dem volk die censores5 vermog der
kirchenordnung widerumb furgehalten und die
siben urteil6 irs ambts aus der kirchenordnung fur-
gelesen werden und die vermanung beschehen,
inen - den censoribus - bei straf und ungnad Gottes
und unser nit allein zu gehorsamen, sondern auch si
dies ambts halben in ehrn ze halten.
Damit soll der actus in der kirchen verricht sein
und allweg zu ende der psalm gesungen werden Er-
halt uns, Herr, bei deinem wort.
Er - superintendens - soll auch die spitalen seiner
superintendenz visitieren, ob die mit den pfründ-
nern und armen kindern mit gueter ordnung ange-
richt und was für ordnung mit beten, predigen und
ander disciplin darin gebraucht und gehalten werde,
und, wa mangl befunden, dieselben an uns und in
abwesen unser an unsere kirchenrete gelangen
lassen.
5 Eine solche Censur - 5-6 Männer jeder Gemeinde zur
Durchführung einer Kirchenzucht - hatte die Kir-
chenordnung angeordnet (f. 63 ff.).
6 Laster, auf die besonders geschaut werden sollte
(Kirchenordnung f. 65).

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