I 17. Mandat gegen die Kalvinisten
vom 1. Juni 1564.
Von Gottes genaden wir, Wolffgang, pfaltzgrave
bei Rein, herzog in Bairn und grafe zu Veldentz, ent-
bieten unsern verordneten stathalter und reten,
auch allen und jeden unsern ober- und unterampt-
leuten, landrichtern, landvögten, pflegern, richtern,
landschreibern, castnern, vögten, auch burgermai-
stern, burgern und gemainden, desgleichen unsern
superintendenten, pfarrern, diaconen, schulmeistern
und allen unsern undertanen, angehörigen und ver-
wandten unsers fürstentumbs Neuburg unsern gne-
digen grues und
füegen euch hiemit zu wissen, das uns glaublich
angelangt, wie die hochverdamliche, schedliche und
verfürische zwinglische und calvinische opinion und
falsche mainung von dem heiligen nachtmal und
testament des Sons Gottes je lenger je mer durch
offenlichen druck in allerlei sprachen und durch vil
andere offenliche und haimliche mittel und practikn
hin und wider gepflanzet, ausgebraitet und an tag
gebracht wirdet, dardurch nit allein seer vil leut
hohes und niders stands, gelerte und ungelerte,
jamerlich verblendet und verfüret, sonder auch
(welchs erschrocklich zu horen ist) albereit dahin
gebracht, das alle derselbigen opinion lerer und vil
irer schuler und zuhörer wider die lautere einsatzung
und testament des Sons Gottes selbst und der lere
des heiligen apostels Pauli, der ersten rainen kir-
chenler und wider unsere christliche augspurgische
confession1 und apologiam2 im artikel de caena
Domini und wider die in anno [15]36 gemachte con-
cordi3, auch die schmalcaldische artikel4 ungegründt
und halssterriglich fürgeben, daß im abentmal des
Druckvorlage: Original (Druck, Papier, 61,5:44,5
cm. — Neuburg StA PfNA 6903. 6904). — Siehe oben
S. 32.
1 Bekenntnisschriften 44-137.
2 Bekenntnisschriften 139-404.
3 Sie kam am 25. Mai 1536 zustande als ein wesent-
liches Glied von durch Butzer geführten Ausgleichs-
verhandlungen zwischen der württembergischen und
der schweizerischen Sakramentsauffassung, führte
aber doch zu keinem Abschluß. Sie war von Melan-
Herrn Christi das ausgetailt brot und wein nur
sichtbare zaichen seind des abwesenden leibs Christi,
als der im himel sitze bis an jüngsten tag, und daher
im abentmal sein natürlicher, wesenlicher leib und
sein natürliches wesenlichs blut nicht leiblich mit
dem mund, sonder allein geistlich mit dem glauben
empfangen werden, könne auch mer nit von un-
wirdigen genossen werden dan brot und wein und
dasselbig um irer unwirdigkeit willen, und bleiben
bei solchem groben irtumb, den sie haben von der
substanz und wesen, nutz und frucht und dem rech-
ten brauch des heiligen nachtmals so halssterriglich,
daß sie alle die verwerfen und verdammen, die sol-
cher irer falschen opinion nicht wollen beifallen, und
verachten viler gelerten und gotseligen theologen
offenliche, christliche und in heiliger schrift gegründ-
te disputationes und underrichtungen von dem
abentmal des Herrn Christi.
Damit nun soliche falsche und verfurische, giftige
opinion und verdamliche, schödliche sacramentiri-
sche secta von der substanz und wesens des abent-
mals und testaments des Sons Gottes in bemelten
unserm fürstentumb Neuburg nicht auch haimlich
einschleiche und einwurzle oder offenliche gepflanzet
und ausgebraitet werde und dardurch die raine und
gesunde lere des heilsamen worts Gottes, der alten
väter und unserer christlichen augspurgischen con-
fession und apologia von des Herrn nachtmal ver-
tunkelt und der aufgericht religionsfriden5 dardurch
betrübt und turbirt und unsere gehorsame under-
tanen und kirchendiener nit verblendet und ver-
chthon verfaßt und trägt durchaus lutherischen Cha-
rakter. (CR 3, 75-81. - Bekenntnisschriften
977f. - RE 21, 383-399. - E. Bizer, Studien zur
Geschichte des Abendmahlsstreites im 16. Jahrhun-
dert [= Beiträge zur Förderung christlicher Theo-
logie II 46. Gütersloh 1940]).
4 Bekenntnisschriften 405-468.
5 von 1555. Er galt nur für die Bekenner der Augs-
burgischen Konfession (siehe oben S. 9).
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vom 1. Juni 1564.
Von Gottes genaden wir, Wolffgang, pfaltzgrave
bei Rein, herzog in Bairn und grafe zu Veldentz, ent-
bieten unsern verordneten stathalter und reten,
auch allen und jeden unsern ober- und unterampt-
leuten, landrichtern, landvögten, pflegern, richtern,
landschreibern, castnern, vögten, auch burgermai-
stern, burgern und gemainden, desgleichen unsern
superintendenten, pfarrern, diaconen, schulmeistern
und allen unsern undertanen, angehörigen und ver-
wandten unsers fürstentumbs Neuburg unsern gne-
digen grues und
füegen euch hiemit zu wissen, das uns glaublich
angelangt, wie die hochverdamliche, schedliche und
verfürische zwinglische und calvinische opinion und
falsche mainung von dem heiligen nachtmal und
testament des Sons Gottes je lenger je mer durch
offenlichen druck in allerlei sprachen und durch vil
andere offenliche und haimliche mittel und practikn
hin und wider gepflanzet, ausgebraitet und an tag
gebracht wirdet, dardurch nit allein seer vil leut
hohes und niders stands, gelerte und ungelerte,
jamerlich verblendet und verfüret, sonder auch
(welchs erschrocklich zu horen ist) albereit dahin
gebracht, das alle derselbigen opinion lerer und vil
irer schuler und zuhörer wider die lautere einsatzung
und testament des Sons Gottes selbst und der lere
des heiligen apostels Pauli, der ersten rainen kir-
chenler und wider unsere christliche augspurgische
confession1 und apologiam2 im artikel de caena
Domini und wider die in anno [15]36 gemachte con-
cordi3, auch die schmalcaldische artikel4 ungegründt
und halssterriglich fürgeben, daß im abentmal des
Druckvorlage: Original (Druck, Papier, 61,5:44,5
cm. — Neuburg StA PfNA 6903. 6904). — Siehe oben
S. 32.
1 Bekenntnisschriften 44-137.
2 Bekenntnisschriften 139-404.
3 Sie kam am 25. Mai 1536 zustande als ein wesent-
liches Glied von durch Butzer geführten Ausgleichs-
verhandlungen zwischen der württembergischen und
der schweizerischen Sakramentsauffassung, führte
aber doch zu keinem Abschluß. Sie war von Melan-
Herrn Christi das ausgetailt brot und wein nur
sichtbare zaichen seind des abwesenden leibs Christi,
als der im himel sitze bis an jüngsten tag, und daher
im abentmal sein natürlicher, wesenlicher leib und
sein natürliches wesenlichs blut nicht leiblich mit
dem mund, sonder allein geistlich mit dem glauben
empfangen werden, könne auch mer nit von un-
wirdigen genossen werden dan brot und wein und
dasselbig um irer unwirdigkeit willen, und bleiben
bei solchem groben irtumb, den sie haben von der
substanz und wesen, nutz und frucht und dem rech-
ten brauch des heiligen nachtmals so halssterriglich,
daß sie alle die verwerfen und verdammen, die sol-
cher irer falschen opinion nicht wollen beifallen, und
verachten viler gelerten und gotseligen theologen
offenliche, christliche und in heiliger schrift gegründ-
te disputationes und underrichtungen von dem
abentmal des Herrn Christi.
Damit nun soliche falsche und verfurische, giftige
opinion und verdamliche, schödliche sacramentiri-
sche secta von der substanz und wesens des abent-
mals und testaments des Sons Gottes in bemelten
unserm fürstentumb Neuburg nicht auch haimlich
einschleiche und einwurzle oder offenliche gepflanzet
und ausgebraitet werde und dardurch die raine und
gesunde lere des heilsamen worts Gottes, der alten
väter und unserer christlichen augspurgischen con-
fession und apologia von des Herrn nachtmal ver-
tunkelt und der aufgericht religionsfriden5 dardurch
betrübt und turbirt und unsere gehorsame under-
tanen und kirchendiener nit verblendet und ver-
chthon verfaßt und trägt durchaus lutherischen Cha-
rakter. (CR 3, 75-81. - Bekenntnisschriften
977f. - RE 21, 383-399. - E. Bizer, Studien zur
Geschichte des Abendmahlsstreites im 16. Jahrhun-
dert [= Beiträge zur Förderung christlicher Theo-
logie II 46. Gütersloh 1940]).
4 Bekenntnisschriften 405-468.
5 von 1555. Er galt nur für die Bekenner der Augs-
burgischen Konfession (siehe oben S. 9).
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