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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0172
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

big buch dermaßen teuer und wert gehalten, das sie
sich in sonderheit, so viel die lere betrifft, auf allen
reichs- und religionstagen, auch sonst, da es die not-
turft erfordert, schriftlich und mündlich darauf
referirt und gezogen, fürnemlich auch aus der ur-
sachen, obwol das buch, sonderlich so vil die doctri-
nalia oder die lehr belanget, an im selbs etwas kurz,
das es sich doch daneben und zu mehrer ausführli-
cher erklerung, zu der ganzen prophetischen und apo-
stolischenschrift, item die symbola - apostolicum, ni-
cenum und Athanasii2 -, auch auf viel andere treffen-
liche bekantnus und lehrschriften, so auf obbemelte
prophetische und apostolische lehr gegründet, refe-
rirt und zeucht, als auf die augspurgische confes-
sion3, item auf die artikel, so vom herrn Luthero
seligen auf das concilium zu Mantua gestellt4, und
die locos theologicos oder hauptartikel christlicher
lehr vorermeldts Philippi Melanchthonis lateinisch
und teutsch5, welchen jetztbenanter Lutherus
seliger, nachdem sie vor seinem absterben von
neuem verfast und in truck verfertigt gewesen, dis
zeugnus gibt, das sie andere theologische schriften
weit übertreffen und das ein theologus bischof oder
pfarrherr genugsam daraus informirt und unter-
wiesen werden möge etc.
Und, das noch mehr ist, so haben ire väterliche
gnaden, als sie in anno 1568 viel monat zuvor und
ehe sie sich aus teutscher nation begeben6, ir väter-
lich testament und letzten willen aufgericht7, ire
christenliche, gottselige, wohlgegründte bekanntnus
auf obangeregte kirchenordnung und die jetztver-
melte, darinnen einverleibte lehrbücher standhaftig-
lich getan, wie wir auch von vilen ehrlichen leuten,
edel und unedel, in sonderheit aber von iren väter-
lichen gnaden seelsorgern8 und räten, so vil sie

2 Bekenntnisschriften 21-30.
3 Bekenntnisschriften 44-137.
4 Die sog. Schmalkaldischen Artikel (Bekenntnis-
schriften 405-468).
5 Melanchthons theologisches Hauptwerk, 1557 in
letzter Bearbeitung durch den Verfasser selbst er-
schienen (CB, 21, 601-1050. — Neue Ausgabe: Me-
lanchthons Werke, hrsg. von R. Stupperich.
Gütersloh 1953. 2 I. II.). — Zu Luthers Urteil über
die Loci vgl. WA Tischreden 5 Nr. 5511. 5647. 5787.
5827.6009.
6 Zum Zug nach Frankreich (siehe oben S. 9!).
7 Rechtskräftig errichtet wurde das Testament am

deren bei sich gehabt, so vil vernommen, auch für
uns selbs nicht zweifeln, das sie durch die gnaden-
reiche barmherzigkeit Gottes und das teure blut
unsers einigen Heilands und mitlers Jesu Christi zu
zeit ires seligen abschieds diesen einigen alleinselig-
machenden trost ritterlich ergriffen und behalten
und darauf nach empfahung des heilwertigen leibs
und bluts des Erlösers menschlichen geschlechts
(dessen sie zwen tag zuvor teilhaftig worden) selig-
lich in Christo entschlafen sind und an dem ort ru-
hen, da sie alles zeitlichen jammers, elends, mühe und
arbeit ein ende bekommen und da ire väterliche
gnaden mit aller welt reichtumb, ehr und gut nicht
wechseln würden.
Nachdem dann jetztund hochernandter unser
geliebter herr vater in obbemelter hinderlassener
väterlichen disposition und letzten willen uns als
seinen erben und successorn väterlich auferlegt,
solche christenliche bekantnus, wann ire väterliche
gnaden von dieser welt abscheiden würden, neben
andern, so insonderheit benennet, auch irer väter-
lichen gnaden hinderlassenen untertanen zu eröff-
nen, so haben wir nicht umbgehen wollen, solches
hiemit jetztund in dieser vorrede, da wir one das
irer väterlichen gnaden christlicher kirchenordnung
notwendiglich gedenken müssen, wie sichs gebürt,
zu verrichten, nicht darumb, das wir in solchen
sachen irn väterlichen gnaden oder uns einigen zeit-
lichen ruhm oder ehr sucheten (wie wir dann wissen,
das es auch ire väterliche gnaden nie begert), son-
der allein aus denen christlichen ursachen, damit alle
unsere untertanen und menniglich, für die solchs
gelangen möcht, gründlich wüßten und durch euch
desto mehr berichtet und erinnert würden, mit was
standhaftem gemüt und gottseligem eifer sie uber
18. Aug. 1568 zu Meisenheim (Fr. K. Moser, Testa-
ment Pfalzgraf Wolfgangs, in: Patriotisches Archiv
für Deutschland 10 [Mannheim 1789] 10-156. - In-
haltsangabe: Ney 97-101).
8 Georg Codonius. 1554 Friedberg (in Hessen?),
1556... (1565) Hofprediger in Zweibrücken, 1565 in
Neuburg, 1567 Lauingen Pfarrer u. Superintendent -
† 1574 (Gg. Biundo, Pfälzisches Pfarrer- und Schul-
meisterbuch. Kaiserslautern 1930. 687. - Ney 63.
85. 91. 104. - Rud. Lipps, § 5 des Meisenheimer
Testaments.... in: Blätter für pfälzische Kirchen-
geschichte 27 [1960] 145-152).

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