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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0175
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I 18 Kirchenordnung von 1570

lichen zuversicht nach und, wie sie aus unserer ver-
ordnung instituirt, gelert und erzogen sein, nicht ab-
treiben oder abwenden lassen werden und sagen hie-
mit von grund unsers herzens dem ewigen, gütigen,
barmherzigen Gott dem Vater, Gott dem Son und
Gott dem Heiligen Geist für diese hohe, unaus-
sprechliche woltat immerwerenden und ewigen
dank, das er uns, seine erschaffne creatur, welche
durch den elenden, erbarmlichen abfall unserer er-
sten eltern wie andere menschen, so von inen geborn,
in verderben gesetzt, zu rechter warer erkantnus
seiner göttlichen majestat und seines heilwertigen
worts gnediglich erleuchtet und durch die erworbene
gnad unsers einigen Mitlers und Erlösers seiner him-
lischen güter one allen unsern verdienst vähig und
teilhaftig gemacht, auch bisher in solcher erkantnus
mit gnaden erhalten und gesterkt hat - insonderheit,
das er uns die genad erleben lassen, das wir unsere
von Gott befolhene land und leut in gleichem glau-
ben und bekantnus bis anhero sehen mögen, wie wir
ime dann auch hiebei für alle zeitliche woltat, gaben,
güter, wirde und wolfart, darein er uns nach seinem
göttlichen willen gesetzt, billich dank sagen, auch
für uns und alle unsere nachkommen zu ewiger
dankbarkeit schuldig erkennen.
Als auch Christus, unser warer mitler und selig-
macher, in seinem heiligen evangelio an vilen orten
allen christglaubigen menschen ganz ernstlich ge-
beut und auflegt, wie wir dann dessen gleicher
gestalt in unserm gebet, so uns unser einiger Hei-
land selbs gelert hat, teglich erinnert werden, das
wir alle einander von herzen vergeben sollen, so
werde uns der himmlische Vater auch vergeben, so
verzeihen und vergeben wir zu erledigung unsers
gewissens allen menschen, tod und lebendig, sampt
und sonderlich, so uns je erzürnet, angetastet oder
beleidiget haben, es sei mit worten oder werken, wie
sich solchs in diser menschlichen schwachheit im-
mer zugetragen haben mag, damit der allmechtig,
gütig, ewig und barmherzig Gott uns unsere sünde,
so wir wissentlich oder unwissentlich begangen oder
getan haben, in kraft seiner gnedigen verheißung
von wegen des bittern leiden und sterbens, so
Christus zu bezalung und gnugtuung für unsere und
aller menschen sünde aus göttlichem, wunderbar-
lichem rate auf sich genommen, uns auch gnediglich

und lauter umbsonst verzeihen, nachgeben und
nachlassen wolle, mit herzlicher bitt und christ-
lichem begern, wo wir jemands die zeit unsers lebens
einiger weis außerhalb unsers von Gott befolhenen
ordenlichen ampts erzürnet oder beleidigt hetten, er
sei groß oder klein, hoch oder niders stands, uns sol-
ches alles lauter umb Gottes willen, wie es die chri-
stenliche lieb erfordert, gleichergestalt zu verzeihen
und zu vergeben. Wir lassen auch hiemit allen un-
willen und ungenad, so wir einige getragen hetten,
für unser person allerdings fallen und befelhen un-
sern freundlichen, lieben sönen und kindern, auch
unserer herzallerliebsten gemahelin, das sie solches
gleichergestalt tun wollen und desselben gegen nie-
mands in argem gedenken.
Und auf solche getane confession, bekantnus, auch
erzeigung der waren buß, reu und leid, so wir uber
unsere sünde im herzen tragen, welches wir aber
alles uns für keinen verdienst zurechnen können
noch wollen, sondern allein unser vertrauen auf die
erworbene gnad unsers seligmachers Jesu Christi
setzen, befelhen wir unsere seele, wenn die von un-
serm sterblichen leichnam scheiden wird, jetzt und
zu allen zeiten der heiligen unteilbarn Trifaltigkeit -
Gott dem Vater unserm Schöpfer, Gott dem Son
unserm einigen Heiland, Mitler und Erlöser, und
Gott dem Heiligen Geist, der uns mit seinen him-
lischen gaben, so lang wir auf disem erdboden ge-
wesen, versehen, getröstet, gesterkt und erhalten
hat und noch teglichs versihet, tröstet und erheltet,
mit höchster begierd und andacht unsers herzens,
demütiglich von grund unsers herzens bittend, der
allerhöchst, allmechtig, ewig, gütig und barmherzig
Gott, welcher selber gesprochen hat: ,,So war ich
lebe! Ich wil nicht, das der sünder sterb, sonder das
er bekert werde und das leben hab“ [Hes. 33, 11],
wolle sich unser aus gnaden erbarmen und uns umb
seines geliebten Sons willen, welchen er aus unaus-
sprechlicher güte zum einigen und gewissen mitler
und erlöser verordnet hat, alle unsere sünd (sie hei-
ßen, wie sie wollen) gnediglich vergeben und ver-
zeihen, uns zu gnaden annemen, erhören, von ewi-
gem tod erretten und erlösen, das auch jetzt ermel-
ter unser warer held, Heiland und Erlöser, so von
ewigkeit vom Vater ausgangen und aus sonderlicher

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