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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0178
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

mehr zu unterdruckung, verdunkelung und ver-
felschung der göttlichen unwandelbarn warheit ge-
meint sind,
so ist unser treuherzige, wolmeinende und väter-
liche erinnerung, es wollen unser freundliche, liebe
söne, erben, nachkommen und verwandte in solchen
hochwichtigen sachen - Gottes ehr, unser allen
seelen seligkeit und der ganzen teutschen nation
ewige und zeitliche wolfart betreffend - zum besten
gewarnet sein, auch ein treulichs, fieißigs und unver-
drossens aufsehens haben, wie und an welchem ort
und mit was ernst und eifer erhaltung göttlicher
warheit gesucht und gefürdert werde, und hierinnen
nichts höheres dann Gottes des Allmechtigen glori
und ehr für augen haben und sein einiges, göttliches,
alleinseligmachendes wort das fundament und die
richtschnur sein lassen und für allen dingen zu
gemüt füren, das die bande des friedens und der
waren christlichen einigkeit allein in warer, bestendi-
ger, unverfelschter vergleichung der lere stehen und
gar nicht mit geferbtem schein erlangt, befestigt
oder erhalten werden mögen, das auch kein glück
und heil dabei, wo man in solchen allerhöchsten und
göttlichen sachen andere mittel oder weg suchet
und begert dann diejenige, so Gott in seinem wort
allen christglaubigen fürgebildt, fürgesetzt und ver-
ordnet hat. Wo aber rechte, ware, christenliche refor-
mation unverfelschter weis gesucht und fürgenom-
men wird, davon sollen sich jetztermelte unsere
liebe söne, erben und nachkommen keinswegs aus-
schließen oder die allgemeine christenliche con-
cordi (wie zu allen zeiten exempel vor augen) durch
ire eigene gefaste halsstarrigkeit betrüben oder ver-
hindern, sonder vilmehr dieselbige mit allem müg-
lichen fleiß embsiglich befürdern und an allem dem,
so Gottes befelch und ordnung leiden mag, gar
nichts erwinden25 lassen in betrachtung, das der
ganzen christenheit nichts gewünschters, angene-
mers oder fürtreglichers fürstehen mag dann einig-
keit der lere und aller heilsamen, christlichen ord-
nung, welche durch das bande der lieb gepflanzet,
angestelt und erhalten werden, wie unser einiger
Herr und Seligmacher, da er an den tod des creuzs
gehen solt, selbs bittet und sagt: Heiliger Vater, er-

25 = fehlen, mangeln (Schmeller 2, 947).

halt sie in deinem namen, die du mir gegeben hast,
das sie eins seien gleich wie wir (Joh. 17,11)!
[.]
Zum dritten: Wann nun Gott der Allmechtig (der
solches allein in seiner hand und gewalt hat) nach
seinem gnedigen wolgefallen uns von diesem elen-
den, zergenglichen jammertal zu seinen himlischen
gnaden abgefordert und wir also von diser welt zeit-
licher weis abgeschieden seind, so setzen, ordnen
und wollen wir, ist auch unser letzter will und mei-
nung (so ferr wir in unserm neuburgischen fürsten-
tumb oder in der nahe mit tod abgehen) das unser
toder cörper oder leichnam zu Laugingen26 in der
pfarrkirchen im chor nach christenlichem herkom-
men ehrlich gelegt und zu grab bestettigt werde,
doch one sonder übermeßig gepreng, sonder mit ge-
wöhnlichen christenlichen ceremonien und leichen-
predigen, wie solchs unsere kirchenordnung aus-
weiset und mit sich bringt, und sollen insonderheit
die leichpredigten, so nicht allein am ort der begreb-
nus, sonder auch hernacher auf ein bestimte, gewisse
zeit und tag in allen pfarrkirchen beider unserer
fürstentumben anzustellen, neben ausfürung heil-
samer vermanung von diesem zergenglichen leben,
auferstehung der toden, warem trost in todesnöten
und andern puncten, so hieher gehören, dahin für-
nemlich dirigirt sein, das wir durch verleihung gött-
licher genaden in warer bekantnus unsers christ-
lichen, alleinseligmachenden glaubens seliglich ent-
schlafen und in unserm letzten willen ausdrücklich
befolen und testamentsweis hinderlassen haben, das
man nach unserm tod unsern getreuen, lieben unter-
tanen, was wirden, stands oder wesens die sein,
jungen und alten, armen und reichen, solchen un-
sern christlichen abschied und, das wir bei der er-
kanten warheit und allem dem, so wir inen, unsern
untertanen, in kraft unserer kirchenordnung jeder-
zeit, so vil den glauben belangt, fürtragen und für-
halten lassen, bestendiglich blieben und mit sonderm
ernst und eifer befolen, sie zu gleicher bekantnus
und bestendigkeit christenlich zu vermanen und von
unsern wegen anzusprechen und zu gesegnen, mit
vernerer erinnerung, das sie Gott den Allmechtigen
umb ein glückseligs, bestendigs, friedlichs regiment
26 = Lauingen.

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