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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0185
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I 19 Visitationsordnung von 1576

weibspersonen, die noch nit ehelich sitzen, uf zwen
haufen und an ein besonder ort in der kirchen ge-
stellt, dann auch allen ingemain unsern bevelch und
gottselige anordnung der visitation und haimb-
suchung ausfuerlichen und notturftiglichen endek-
ken und
vermög desselben die jugent im catechismo
examiniern und befragen und, nachdem si im selbi-
gen wol oder ubel underwisen und wie sonst durch
die hievor angeregte interrogatorien laster, mengl,
unordnung und ubel befunden werden, sie nach
gestalt der sachen loben und aus Gottes wort strafen
und mit christlichen ernstlichen vermahnungen und
betroung Gottes und der oberkait zorn, ungnade und
strafe ab- und sie hinfuro zu mehrer gottsforcht, auch
christlichen, erbarn wesen und wandl anweisen.
Item: Ir sollet auch die censores nach verhöre und
eingenommener erkundigung ires wandels und ge-
haltener censur fleißig verzaichnen, auch, wo not,
dem volk inhalt obbemelter unserer kirchenord-
nung11 wider furhalten und vermanen, inen, den
censoribus, bei straf und ungnad Gottes und unser zu
gehorsamen und si ambtshalben in ehrn zu halten.
Woverr es aber ain andere gelegenhait und die cen-
sur mit andern zu besetzen ein notturft, dasselbig
alsdann mit allem bericht den visitatis inseriern und
referiern.
Nach endung eins solchen kirchenactus sollet ir
allwegen das gesang „Erhalt uns Herr bei deinem
wort...“ singen lassen.
[8.] Zum achten sollet ir auch die spitalen euer ver-
waltung visitiern, ob dieselbigen mit den pfrüend-
nern und armen kindern auch gueter ordnung ange-
richt und was fur ordnungen mit predigen und an-
derer disciplin darin gebraucht und geüebt werden
und, wo mangl befunden, dieselben gleichsfalls rela-
tionsweis an uns oder unser verordnete kirchenrete
gelangen lassen.
[9.] Zum neunten: Damit hinfuro solche visitatio-
nes schleuniger verricht und mit vergebenlichen un-
costen an ainem ort wegen haltung obbemeltes
11 f. 63-66.

kirchenactus die lenge nit verharren dörfe und einen
gewissen und sattern bericht, wie es mit der kirchen,
schuelen und gemainden durchaus beschaffen sei,
haben möchte,
so ist unser gnediger und ernstlicher bevelch, das
ir den kirchendienern jedes orts eures bezaichneten
gezirks mit allen fleiß einbindet, das sie nit allain ire
communicanten jederzeit vleißig ufzaichnen12, mit
inen ein privatexploration furnemen, sonder auch
alle jar zu bequemblicher sommerszeit etliche tag -
sonn- oder werktag - nach gelegenhait jedes orts er-
wählen und die jugent, was sie gelernet und kunnen,
examinirn, verhörn und derselben fleiß und unfleiß
gleichergestalt verzaichnen, dieselben verzaichnus
alsdann euch in kunftiger visitation uberantworten,
euch darinnen, welcher under den alten und erwach-
senden fleißig oder gar nicht communiciere, auch,
was die kinder und jungen jerlichen im catechismo
proficiern, notturftiglichen zu ersehen und das fur-
genommene werk kunftigliche desto schleuniger,
wie gemeldt, zu volnbringen habe.
Nachdem auch etliche pastores sein, die mit iren
predigen etwas liederlichen umbgangen, dieselben
unordenlich disponiern und also den zuehörern
große verhinderung bringen, auch sunst mancherlei
unrichtigkait daraus ervolgen,
als wöllen wir, das ir inen gleichergestalt uferleget,
ire predigten zu verfassen und euch dieselben uf er-
fordern allweg furzulegen, zu deme inen auch fur-
schreibet, was sie in einem viertl oder halben jar
zum andern lesen sollten, damit nicht ainer unnutz-
lichs ding seines gefallens vor sich neme.
[10.] Zum zehenden - und nach gehaltener obbe-
rurter inquisition - sollet ir euch nachvolgender ord-
nung gemeß verhalten.
So nun in solcher inquisition des pfarrers oder
schuelmaisters lehr und lebens halben clag furfielen,
also das sie in der lehr unfleißig oder sonst streflich
in der confession, kirchen- oder schuelordnung er-
funden werden, und die sach etwas verdechtig, als
wann es aus gefaßtem neid oder unverschuldter ab-
gunst (inmaßen dann sonderlich den ministris ge-
12 Das älteste erhaltene Kommunikantenbuch des
Herzogtums ist das der Hofpfarrei Neuburg (seit
1564; heute Neuburg StA, PfN Lit.).

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