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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0198
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

armen gottskasten zu straf genommen und gelegt,
da auch ainer über das erste mal widerumb also un-
fleißig ergriffen wurde, jedesmals die straf von ime
gedoppelt erstattet werden.
12. Welche ordnung also in jeder statt, markt,
dorf und flecken nach gelegenhait jedes orts durch
die vornembste, hierzue verordnete inspectores ge-
halten werden solle.
13. Darmit aber nicht einerlai personen mit sol-
chem ufsehen beschwert, sollen dieselben wochent-
lich abgewexelt und also alle sonn- und feirtäge
andere verordnet werden.
14. Es sollen auch unser ober- und underambt-
leut under den predigen, besonders an sonn- und
feurtägen, die undertanen nicht für sich erfordern,
ihre ambtsgescheft verrichten, nach augenschein
und dergleichen anstöllen lassen, sunder genzlich
abschaffen.⌝
VII.
Von besuchung der predig Gottes worts.
1. cWas dann die besuechung der predigt Gottes
worts belangt, soll deswegen wie auch anderer
mehr artikl halben unser mandat21 erneuert und uf
das allerkurzest demselben einverleibt werden, da-
mit die undertanen der christlichen obrigkait ernst
und eifer sehen und sovil desto mehr zur fleißigen
besuchung Gottes worts erweckt und getrieben wer-
den.c
2. Nachdem nun das volk zu besuchung der kir-
chen und anhörung göttlichs worts durch kurze und
geschickte predigten vil gereizet und großen lust und
lieb darzue gewinnen, so sollen alle superintenden-
ten jedem seines assignirten gezirks pfarrern ufer-
legen und si dahin weisen, das si kurze und wol-
disponirte predigten, mit hierzue geburenden fueg-
lichen sprüchen und exemplis heiliger, göttlicher
schrift confirmirt, begreifen, dem volk verstendige-
lich vortragen und si mit langen und mueßigen pre-
digten nit ufhalten.
3. Damit auch der gegentail, da der turnstraf
von wegen der versaumbnus Gottes worts gedacht,
c-c Auszug: Was die besuchung der predigt Gottes
Worts belangt, darzuo sollen, wie in vorgehenden
artikuln gemeldet, die undertonen von der ober-

solches zur bestetigung irer tyrranei nicht miß-
brauche oder guetherzige leut mit gewalt von der
predig Gottes worts abziehen und zur abgötterei
tringen möchten, soll in dem offentlichen mandat,
außerhalb vorgesetzter geltstraf, in den armen-
kasten zu bezalen, keiner andern weitern oder hefti-
gern straf gedacht werden.
⌜Die vesper an sonn- und feirabenden soll keines-
wegs in dieses furstentumbs stetten, märkten und
dörfern underlassen und, wo si an ainem ort ab-
gangen oder ein zeitlang underlassen, wider ange-
richtet und gehalten werden.⌝
Im fall, das gleich niemand in die kirchen keme,
soll pfarrer dannocht leiten lassen und ein capitl aus
der bibl sambt desselben summarien lesen, damit
er besonders an sonn- oder feirabend abhaimbisch
gehalten und sich uf sein predigt verfaßt mache und
also nicht ursach habe, zu versaumbnus seines ambts
mit großen ergernussen an den sonn- und feiraben-
den der trunkenhait oder anderm üppigen wesen,
sonder seinem studiern auszuwarten, daruber die
superintendenten mit besonderm ernst und vleis
halten sollen.
VIII.
Von der kirchencensur und christlichen
bann, wie derselbig durchaus in unserm
furstentumb gleichformig gehalten wer-
den solle.
Nachdem von wegen der kirchencensur und, das
sich etliche pfarrer und kirchendiener underfangen,
eigens gewalts und und erkuntnus ihre pfarrkinder
von der heiligen tauf, heiligen abentmal und heiliger
absolution abzehalten, allerlai unwillen, uneinigkait,
beschwerliche und ergerliche handlungen sich zue-
getragen, dardurch nit allain die löblich und christ-
lich kirchencensur in verachtung, sonder auch die
kirchendiener oftermals in große gefahr kommen
mögen, ist mit einhelligem rat in unserm synodo be-
schlossen, welchergestalt zu anstöllung und erhal-
tung christlicher zucht dieselbige hinfurt im fur-
keit jedes orts mit ernst und christlichem eifer an-
gehalten und getriben werden.
21 Siehe Anm. 19!

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