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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0220
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

ambt man haben möchte. Nachdem aber disem
werk allererst ein anfang gemacht und noch neu, soll
es mit den adjuncten noch derzeit eingestellt werden,
bis noch ein visitation oder zwo verrichtet, alsdann
durch die nunmer dises werks in allweg erfahrne su-
perintendenten solche adjuncten desto besser ange-
richtet werden mögen.7
XXXI.
Von haushaltung der kirchendiener.
¬Es sollen die superintendenten fleißige inquisi-
tion und nachfrag haben nit allain, welchergestalt
die kirchendiener ihr ambt in der kirchen verrichten,
sunder auch, wie si irem aigenem haus vorsteen, ob
si nit verschwender oder sunst unnutzlich und iren
weib und kinder verderblich haushalten. Da si dann
in erfahrung brechten, daß die pfarrer oder kirchen-
diener in ihrem haushalten liederlich, unachtsam
oder verschwender, si alsdann furbeschaiden und uf
vorgeenden gnugsamen verweis zur besserung mit
allem ernst vermanen, solches auch jederzeit in dem
synodo berichten, darmit kainem in die lenge zu-
gesehen, sein weib und kinder an den bettlstab ze
richten, die nachmals dem gmainen kürchenkasten
anhangen und beschwerlich sein möchten.
Desgleichcn sollen si auch ir vleißig nachfrag
haben, ob ir weib und kinder vermög der ler S. Pauli
an Timotheum [1. Tim. 3,2-7] mit irem leben, wandl,
in kleidung und anderm der kirchen nicht ergerlich,
sunder sich auch aller gebür verhalten, und, da si was
ergerlichs erkundigen, alsbald abschaffen und, im
fall ire vermanungen nicht verfahen wurden, solches
jederzeit im synodo einbringen oder, da der verzug
geferlich, zum consistorio berichten.
Es sollen auch die pfarrer sich befleißigen, daß si
nit in kurzen ergerlichen kleidern vor der gemein
umbgeen, sunder sich jederzeit, ihrem stand und
beruef gemeß, mit erbaren kleidung sowol als in
anderm ihrem ton und lassen verhalten.¬

7 Es geschah dann aber doch nicht. Doch führte Kur-
sachsen 1577 solche Adjunkturen ein (Sehling 1,
347f. - Simon, Atlas 39f.).
8 = ihn entlassen (Schmeller 1, 1406).
9 Die Herren von Breitenstein zu Königstein be-

XXXII.
Von den collatorn oder lehenherrn der
pfarren oder pfruenden.
[1]. Damit die pfarr oder kirchendienst, so vil immer
möglich, aller notturft nach mit tüchtigen und recht-
schaffnen personen besetzt werden, sollen die colla-
tores zu besetzung der pfarren gelerte und wol quali-
ficirte personen dem consistorio oder kirchenrat
presentiren. Da es aber nit geschehe, soll uf dasselbig
mal und zu derselbigen presentation das jus patro-
natus oder kirchenbestellung gefallen sein, dardurch
si gereitzt, wann die pfarr widerumb erlediget,
solche personen ze stellen, mit welchen die kirch
nach notturft versehen und niemand an seiner see-
len seligkeit verhindert werde.
2. Gleichergestalt sollen si auch keinen pfarrer
ohne vorwissen gedachts consistorii oder kirchenrat
urlaub geben.8
3. Weil ¬die lehenschaft kein eigentumb und aber-
die lehenherrn den pfarrer in vil wege mit den be-
schwerlichen atzungen, uf der kirchweihinen, fast-
nachtzechen und sonsten, so oft si in die pfarr kom-
men, überlegen9, wollen wir solche beschwerden
hiemit genzlich abgeschafft haben, wie dann in sol-
chen, das an ime selbst gering, gleichwol den kir-
chendienern, derselben weib und kindern beschwer-
lich, billich getreue kirchendiener verschont werden
sollen.
4. Die collatores und lehenherrn sollen auch die
geistliche einkomen, welche nicht ir eigentumb, sun-
der der kirchen sein und billich bleiben sollen, nicht
in iren privatnutz, sonder zu erhaltung des kirchen-
diensts vornemlich und dann auch zu andern milten
werken verwenden und deshalben, da es von ihnen
erfordert, der kirchen rechenschaft zu geben schul-
dig sein.
5. Es sollen auch alle die gueter, so von der kir-
chen und fruemessen alieniert und entzogen, resti-
tuirt und widerumb zu der kirchen gebracht wer-
den, wie dann hernacher ein sonderer titl davon ge-
schwerten sich z. B sehr über die Abschaffung sol-
cher Leistungen, bes. des Atz- und Lehengeldes
(MHStA PfNA 1290 f. 162). - Die Pfarrer von Edels-
feld mußten ihnen etwa bei der Kirchweih 2 Tische
decken (Neuburg StA PfNA 6267 f. 240).

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