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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0241
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I 20 Generalartikel von 1576

ministerii das gemeine oder faselviech3 nit er selbst
oder sein gesind, sunder durch andere darzue ver-
ordnete besondere personen halten.
Da er aber das corpus nit hat, soll er ganz und gar
nit darmit beschwert werden, sunder der, so das
pfärrlich einkommen hat und demselben anhengig,
solches zu bezalen, schuldig sein.
Es sollen auch die pfarrer sich keiner weltlichen
hantierung als procurirens, wirtschaften und an-
derm, so ihrem stand nit gemeß, gebrauchen, sunder
sich derselben genzlich enthalten und ihrem kirchen-
dienst mit vleiß treulich auswarten.⌝ *
LV.
Von andern immunitatibus und freihaiten
der kirchen- und schueldiener.
Und nachdem nach ausweisung göttlicher sat-
zungenm je und allwegen diejenigen, so den kirchen
und schuelen nutzlich furgestanden, fur andern mit
immunitaten und freiheiten bedacht und begabt
worden - nicht allain zu etwas trost und ergetzlicheit
eirs getreuen fleiß, mue und arbeit, so si in diesem
ihrem hohen göttlichen beruef anwenden, sunder
auch furnemblich us der ursachen, damit die un-
dankbare welt sehe und spürte, daß das heilig kir-
chenambt ehrlich und hoch ze halten, auch daß
tugliche personen desto mehr angereizt wurden,
sich zu solchen muesamben ämbtern, darinnen bei
der argen welt gemeiniglich mehr undanks, miß-
gunst, haß, neid und feindschaft dann zeitlichs uf-
nemen, dank, freundschaft und anders, so die welt
hoch helt, verdient würdet, gebrauchen ze lassen,
und im werk spürten, daß christliche oberkeiten
über ihnen und ihrem von Gott bevolhnen ambt
mit gnaden ze halten bedacht -,

m Am Rand von späterer Hand: Esra 7,24.
n-n Auszug +: Wir ordnen und wöllen
3 Männliche Zuchttiere (Grimm 3, 1337. — Schmel-
ler 114, 773). Die Verpflichtung, diese Tiere zu hal-
ten, oblag sehr vielen Pfarrern. Ihre Herkunft ist
nicht ganz klar, doch ist ihr Zusammenhang mit
dem Zehntbezug des Pfarrers, bes. mit dem Bezug
des Blutzehnten unverkennbar. (Viele Beispiele in
Götz, Visitation. - Franz Xaver Buchner, Das

1. n⌜so ordnen und wöllen wirn erstlich, sovil
ihre personen belangt, daß si in personlichen sprü-
chen (ihres ambts verkleinerung dardurch zu ver-
meiden) fur denen gerichten, da si dero kirchen
dienen, nit zu recht ze steen schuldig sein sollen.
Wenn sich aber zwischen unsern undertonen
einen oder mehr und den pfarrhern, predigern, dia-
conen und dergleichen personen speen, zwitracht
oder widerwillen zuetregt, solle anfengelichs der ober-
ambtman desselbigen orts (wofern er nit auch damit
verhaft) sambt dem superattendenten (sofern der-
selbig solches gezenks nit albereit auch teilhaftig) in
beisein zwaier rats- oder gerichtspersonen die par-
teien gegeneinander notturftiglich und außer ge-
richtlichs proceß verhörn und allen möglichen vleiß
ankeren, si in der guete freundlich zu vereinigen und
zu vertragen -mit erinnerung, sovil die kirchenperson
antrift, was fur unrat und ergernus daraus ervolgen
mage, wann die seelsorger mit ihren pfarrverwand-
ten in uneinigkait geraten, und dann, so vil den ge-
gentail, nemblich die pfarrverwandten, anlangt, wie
gar es sich nit geburen wölle, oftermals umb lieder-
licher ursachen willen gegen denen, so ihnen Gottes
wort furtragen und die heiligen sacramenta reichen,
haß, neid und mißgunst ze üben, und dann in-
gemain, welchergestalt ein jeder christ, so lieb ime
Gottes gnad und barmherzigkait ist, schuldig und
pflichtig sei, seinem nechsten dasjenige, dardurch er
beleidiget worden, zu verzeichen und zu vergeben,
und in sunderhait, daß in allen menschen, so haß
und neid tragen, nit allain das gebet, welches der
christen höchster trost ist, geschwecht [werde], sun-
der gar erlesche und undergehe, wie solchs die umb-
ständ der sachen, auch der verstand der underhend-
ler ungeverlich weiter geben würdet.
Im fall auch etwas ernruerigs zwischen ihnen fur-
gefallen, da die parteien vermeinten, es kunnte ohne
Bistum Eichstätt. 1. 2. Eichstätt 1938 [Register
unter: Faselvieh]. — Ferner: RE 21, 638. - Fr. Bey-
schlag, Pfarrer als Zuchttierhalter, in: BbKG 28
[1922] 15-21. - L. Pfleger, Untersuchungen zur
Geschichte des Pfarrinstituts...: 3. Einkommens-
quelle, in: Archiv für elsässische Kirchengeschichte
8 [1933] 49ff. - Nik. Graß, Das Widums-... Stür-
men, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechts-
geschichte 71 [Kanonistische Abt.] 40 [1954] 181 f.).

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