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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0242
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

einen rechtlichen ausspruch one verletzung ihrer
ehren nit hingelegt werden, so geben wir hiemit in
kraft diser ordnung jetztermelten underhendlern
volkomene macht und gwalt, solche schmach und in-
jurien (sovern si nit die hohe obrigkait mit beruert
oder sunst also beschaffen ist, daß ein mehrers und
ernstlichers einsehens von nöten, von landsfurst-
licher obrigkait wegen ufzeheben also, daß dasjenige,
so darunter mit worten oder werken sich verloffen,
ganz tot und ab und keinem an seinen wolher-
gebrachten ehrn und guetem leimuet nachteilig,
schedlich und vercleinerlich sein soll, inmaßen dann
solches ohne das von rechts wegen durch die lands-
furstliche obrigkait ufgehebt werden mag, auch in
andern dergleichen sachen üblich, gebreuchlich und
herkommen.
Da aber solche wolmeinende, guetliche under-
handlung über allen furgewendten möglichen vleiß,
daran doch die underhendler gar nichts erwinden
lassen, auch die parteien, sich schiedlich und vol-
gig zu erzaigen, hiemit gnediglich ermanet sein sol-
len, nicht fruchtbarlich sein wurde und die parteien
einander rechtlicher erforderung nit erlassen wur-
den oder sich fur uns oder unser consistorium berue-
fen, so sollen die vorbenannte underhendler solchs
mit allen umbstenden, was uf baiden seiten furge-
loffen, was fur mittl furgeschlagen und an wem die
guetigkait erwunden, sambt irem ratsamen guet-
achten, was ferner in den sachen ze tuen oder furze-
nemen, an uns oder unser consistorium undertenig-
lich gelangen lassen. Wöllen wir alsdann durch mittl
unserer kirchenräte oder mit rat derselben und an-
derer unserer rete nach gestalt der sachen billichen
abschid geben oder aber, da fernerer verhör oder
erkundigung vonnöten, unparteiische commissarien
verordnen oder die parteien zu Neuburg furbeschai-
den oder andere anordnung nach gelegenheit und
herkomen fursteender handlung gnediglich bevel-
hen, damit solche sachen schleunig furderlich und
ohne sundere weitleufigkait entschiden und erörtert
werde, wiewol wir uns getrösten, es werden es die
parteien eine sowol als die ander in betrachtung der
erinnerung, so eben vermeldet, nicht leichtlich zu
solcher verrer verordnung gereichen lassen, sunder

4 = Reallasten, dingliche Lasten.

sich also in die sach schicken, damit solche ein-
gefallne irrungen vilmehr guetlich dann durch wei-
tern proceß entschieden und verglichen werden.
Im fall aber zwischen den pfarrern selbst, predi-
gern, diaconen, schuelmaistern und mesnern derglei-
chen widerwillen und uneinigkait sich erheben, sollen
die selbigen gleicher gestalt der superintendens und
ambtman vor sich erfordern und vorgesetztermaßen
mit einander vertragen oder vergleichen.
Truegen sich aber dergleichen sachen zue, darinnen
unsere underambtleut und bevelchhaber mit unsern
pfarrhern und kirchendienern in widerwillen gerie-
ten, so sollen abermals die oberambtleut und super-
attendenten obangeregten proceß gebrauchen.
Treffe es aber die oberamptleut oder superatten-
denten selbst an (wiewol wir verhoffen, si werden es
zu solchem nicht leichtlich geraichen lassen, sunder
vilmehr der christlichen beschaidenhait sein, daß si
miteinander, wie hieoben an seinem ort erinnerung
geschehen, guete correspondenz halten), so soll ain
oder der ander tail, so deswegen beschwert ze sein
vermeint, sein notturft an uns oder statthalter und
rete oder kirchenrete gelangen lassen und sich nit
selbst zu richter machen, wöllen wir abermals nach
gestalt der sachen solche notwendige verordnung
tuen, dern sich kein teil der billichait nach ze be-
schweren haben solle.
2. Was aber der pfarrherr und kirchendiener eigne
gueter, erbschaft, sprüch und forderung betrifft, so
den guetern anhengig, von denselben herruern und
actiones reales4 genant werden, sollen dieselbige an
denen orten, da die gueter gelegen, recht ze geben
und ze nemen, schuldig sein.
Truege es sich aber zue, daß ein kirchendiener ver-
gessner weise solche handlungen begienge, die offen-
bar und der peinlichen oder malefitzischen straf
underworfen, so soll es mit demselben zu straf des
ubels und begangner missetaten und handhabung
der justitien wie mit andern mißtetigen personen
gehalten werden - doch sobald einer deswegen in
verhaft kombt, die ambtleut oder diejenigen, denen
es gebürt, zu unserer hofcanzlei furderlichen und un-
verzuglichen bericht tuen, auch ferner mit dem pro-

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