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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0243
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I 20 Generalartikel von 1570

ceß gegen ime stillhalten, bis wir nach gestalt der
sachen notwendigen bevelch geben.
3. Verner ist unser will und meinung, daß die
superattendenten, pfarrer, prediger und andere kir-
chen- und schueldiener irer verordneten competenz,
si sei am pfärrlichen einkomen oder sunst in an-
dere weg verordnet, furthin durchaus ungesteürt
und unbeschwert bleiben.
Wo aber einer eigne und dem ministerio oder kir-
chenambt nit zugehörige ligende und steurbare gue-
ter hette, si weren erkauft, erbs-, heurats- oder in
ander weise an ihne kommen, dieselbige mögen
gleich wie andere steurbare gueter, doch höcher nit,
belegt werden.
4. So haben wir, sovil wein- und bierungelt an-
langt, albereit ein ordnung gegeben, was und wievil
einem jeden pfarrer, kirchen- oder schueldiener zu
seiner hausnotturft frei und unbeschwert passirt
werden solle und wöllen uns jederzeit gegen den-
selben mit gnaden erzaigen und vernemen lassen.
5. Wo auch einer under den kirchendienern, so sich
bei seinem ambt redlich und treulich helt, villeicht
aus ursachen, daß er mit vilen kindern begabet, in
unsern stetten, märkten oder flecken des burger-
rechts begeren wurde, das soll ime von unsern under-
tonen keineswegs versagt oder abgeschlagen werden.
6. Wir wöllen ihnen auch hiemit zugelassen haben,
ob si gleich in den flecken, da si der kirchen dienen,
noch nit burger weren, daß si nichts desto weniger zu
irer gelegenhait gueter kaufen und behalten mögen -
doch daß si darvon, wie obgemelt, die gebür oder
burgerliche beschwerden, so uf den guetern steen,
leisten und entrichten.
7. Sovil aber ire personen belangt, sollen si, als
lang si im kirchendienst sind, aller fron, scharwerk,
wach und dergleichen persönlichen beschwerden in
stetten, märkten und flecken frei sein und bleiben
und nichts desto weniger wunn5, wasser, waid
5 = eigentlich zum Abmähen bestimmte Wiese, oft
auch gleichbedeutend mit der gleich genannten
Weide (Schmeller 2, 850. 933f. — Lexer 3, 944,
120).

und andere gerechtsame gleich wie andere inwener
ze nießen und zu gebrauchen haben.
8. Und so nach schickung des Allmechtigen ein
kirchendiener bei seinem kirchenambt mit tod ab-
ginge und weib und kind hinderließe, so sollen die
witwen und kinder, unangesehen er das burgerrecht
angenomen habe oder nit, daselbsten geduldet, die
herberg gestattet und mit nichten ausgetriben wer-
den, darzu unser ober- und underambtleut, rat und
gericht sich neben dem superattendenten ihrer mit
ernst und treu annemen, ihnen vormunder, vögt
und pfleger zugleich wie andern witwen und waisen
desselbigen orts verordnen, ihren nutz, wolfart und
notturft befurdern und ihnen in allem ihrem an-
ligen beraten und behelfen sein und keineswegs ge-
statten, daß ihnen irer armuet halben oder, da si
frembd und an denselben orten nit befreundt seind,
etwas unbillichs begegne oder si in irem stand ge-
ringer als andere ihresgleichens, ob dieselbigen schon
daselbst geborn, geachtet und gehalten werden.
Darzue dann nit allain unsere superattendenten,
ober- und underambtleut, landsessen, burgermai-
ster, vögt, richter und rat in stetten, märkten,
flecken und uf dem land, sunder alle unsere under-
tonen, ein jeder in seinem stand, willig und berait
billich sein sollen in betrachtung der ernstlichen ge-
bot Gottes, darinnen witwen und waisen jeder-
meniglich, insonderhait aber der obrigkait und
denen, so ir statt und bevelch vertreten6, zu allem
schutz, schirm und wolhalten zum höchsten und
fleißigisten bevolhen, auch diejenigen ernstlich ge-
straft werden, so sich derselben in ihren nöten nit
annemen, wie solches durch vilfeltige spruch der
heiligen schrift zu beweisen und an seinem ort
under dem titl von geburendem schutz der kirchen-
diener7 ferners ausgefuert ist und in disen fellen
billich desto mehr statthaben solle, da der abgestorb-
nen witwen und waisen hausvater den kirchen und
christlichen gemeinden in dem höchsten dienst, so
Gott dem menschlichen geschlecht zu guetem ver-
ordnet, also treulich furgestanden sind.⌝
6 etwa 5.Mos. 10,18; 27,19.
7 Der 5. Teil der Kirchenordnung handelt von: unter-
haltung und schutz der pastoren, predicanten und
kirchendiener (f. 153-156).

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