Herzogtum Pfalz-Neuburg
9. Letztlich, nachdem wir, herzog Phillipp Lud-
wig, pfalzgrave etc., in unser schuel Laugingen8 aus
unserm furstentumb und landschaft ain anzal aus
unserer undertonen kinder ze nemen und ufzeziehen
gnediglich verordnet, so sollen unserer superatten-
denten, pfarrer, kirchen- und schueldiener söhne, da
si ires ingenii halben darzue genaturt und qualificirt,
onangesehen, ob si oder ire eltern schon im land nit
geborn, gleich wie andere unserer undertonen kinder
zu solchen stipendiis gelassen und befurdert wer-
den - doch mit der obligation, wie bei unsern under-
tonen gebreuchlich und in sunderhait, daß si sich zu
dem studio der heiligen schrift begeben und in kir-
chen- und schueldiensten gebrauchen lassen, wie
dann an ime selbst billich ist, daß diejenigen, so von
gemainem der kirchen almosen erzogen, erneret,
versehen, underhalten und gefurdert werden, auch
den kirchen und schuelen iren dienst laisten und in
denen ämbtern sich gebrauchen lassen, darzue solche
kirchenalmosen anfenklich gestiftet und gemeint
sind.
LVI.
Von straf der kirchendiener.
⌜In vorgeenden titl ist erklerung geschehen, wel-
chergestalt die kirchendiener in persönlichen spru-
chen, si seien burgerlich oder peinlich, gehalten wer-
den sollen, derwegen ohne not davon weitere und
lengere ausfuerung zu tun.
Dieweil aber oftermals leut im kirchendienst ge-
funden werden, welche dies gedanken fassen, wann
schon ire ambtsgenossen oder si selbsten etwas ver-
brechen, so soll man es alles dem kirchendienst zu
ehrn vertruken und solche personen mehr als an-
derer verschonen, welches aber wie alle andere
sachen sein maß, zil und ordnung haben mueß und
gar nit zu gestatten, daß man den hohen namen der
kirchen und derselben diener zu einem schanddeckl
gebrauche und under demselben alle untugent,
schand und laster ungestraft furübergeen lasse,
so wöllen wir hiemit alle superattendenten,
pfarrer und kirchendiener noch zu einem uberfluß
treulich, vaterlich und gnedig erinnert und ermanet
haben, daß si die hochwichtigkait des ambts vleißig
und wol bedrachten und zu gemuet fuern und
8 Siehe oben S. 36!
nemblich, daß si durch Gottes beruef und verord-
nung diejenigen seien, welche die seelen underrich-
ten und weisen sollen zu dem ewigen leben, wie herr-
lich auch si Christus selbst zu einem gueten exempl,
auch die heilige schrift hin und wider vermanet
und sunderlich, da er sagt, Math. 5 [13-16]: Ir seit
das salz der erden, item: Ir seit das liecht der welt,
item: Laßt eur licht leuchten fur den leuten, das si
eure guete werk sehen und eurn Vater im himel prei-
sen; dann, wiewol Christus daselbst nit von gemei-
nen werken redet, sunder allermaist und furnemb-
lich von dem rechten christlichen werk der lehr und
übung des glaubens, so mueß doch dasselbig auch
eußerlich mit gueten werken bezeugt und erwisen
sein.
Derwegen rechtschaffnen kirchendienern desto
mehr obligt, dasjenig, so si iren bevolhenen pfarr-
kindern in der lehr furtragen, auch mit ihrem leben
und wandl zu bezeugen.
Damit nun diejenigen, so Gottes des Allmechtigen
gebot verechtlich hindansetzen und ir bevolhen
ambt, welches durch unsern einigen seligmacher
Jesum Christum also teur erworben und erarnet9
ist, sovil an ihnen, verkleinern und bei der welt un-
wert machen, auch von der weltlichen obrigkait ir
gebürende straf empfahen, so wol als si sunst, wann
si ir ambt fleißig und treulich verrichten, fur andern
geehrt werden sollen,
so ist erstlich unser will und mainung, daß alle
unsere kirchendiener, wie hieroben an seinem ort
auch und jetzund widerumb einesteils, sovil gemeine
gezenck und schmesachen berürt, vermeldet ist,
durch die superattendenten, kirchenrete und visi-
tatorn fur allen lastern, gezenk, leichtfertigkait,
saufen und fressen treulich gewarnet und davon ab-
gehalten werden wollen.
Wa aber einer von täglicher trunkenhait oder an-
derer leichtfertigkait uf solche beschehene verma-
nung nicht absteen sollte, soll derselbig den kirchen-
reten angezeigt und darauf gen Neuburg erfordert
und daselbst andern zu einer abscheuch nach ge-
stalt des verbrechens ein tag oder etliche mit dem
turn oder gefenknus unnachlessig gestraft werden.
9 erarnen = gewinnen (Schmeller 1, 146).
224
9. Letztlich, nachdem wir, herzog Phillipp Lud-
wig, pfalzgrave etc., in unser schuel Laugingen8 aus
unserm furstentumb und landschaft ain anzal aus
unserer undertonen kinder ze nemen und ufzeziehen
gnediglich verordnet, so sollen unserer superatten-
denten, pfarrer, kirchen- und schueldiener söhne, da
si ires ingenii halben darzue genaturt und qualificirt,
onangesehen, ob si oder ire eltern schon im land nit
geborn, gleich wie andere unserer undertonen kinder
zu solchen stipendiis gelassen und befurdert wer-
den - doch mit der obligation, wie bei unsern under-
tonen gebreuchlich und in sunderhait, daß si sich zu
dem studio der heiligen schrift begeben und in kir-
chen- und schueldiensten gebrauchen lassen, wie
dann an ime selbst billich ist, daß diejenigen, so von
gemainem der kirchen almosen erzogen, erneret,
versehen, underhalten und gefurdert werden, auch
den kirchen und schuelen iren dienst laisten und in
denen ämbtern sich gebrauchen lassen, darzue solche
kirchenalmosen anfenklich gestiftet und gemeint
sind.
LVI.
Von straf der kirchendiener.
⌜In vorgeenden titl ist erklerung geschehen, wel-
chergestalt die kirchendiener in persönlichen spru-
chen, si seien burgerlich oder peinlich, gehalten wer-
den sollen, derwegen ohne not davon weitere und
lengere ausfuerung zu tun.
Dieweil aber oftermals leut im kirchendienst ge-
funden werden, welche dies gedanken fassen, wann
schon ire ambtsgenossen oder si selbsten etwas ver-
brechen, so soll man es alles dem kirchendienst zu
ehrn vertruken und solche personen mehr als an-
derer verschonen, welches aber wie alle andere
sachen sein maß, zil und ordnung haben mueß und
gar nit zu gestatten, daß man den hohen namen der
kirchen und derselben diener zu einem schanddeckl
gebrauche und under demselben alle untugent,
schand und laster ungestraft furübergeen lasse,
so wöllen wir hiemit alle superattendenten,
pfarrer und kirchendiener noch zu einem uberfluß
treulich, vaterlich und gnedig erinnert und ermanet
haben, daß si die hochwichtigkait des ambts vleißig
und wol bedrachten und zu gemuet fuern und
8 Siehe oben S. 36!
nemblich, daß si durch Gottes beruef und verord-
nung diejenigen seien, welche die seelen underrich-
ten und weisen sollen zu dem ewigen leben, wie herr-
lich auch si Christus selbst zu einem gueten exempl,
auch die heilige schrift hin und wider vermanet
und sunderlich, da er sagt, Math. 5 [13-16]: Ir seit
das salz der erden, item: Ir seit das liecht der welt,
item: Laßt eur licht leuchten fur den leuten, das si
eure guete werk sehen und eurn Vater im himel prei-
sen; dann, wiewol Christus daselbst nit von gemei-
nen werken redet, sunder allermaist und furnemb-
lich von dem rechten christlichen werk der lehr und
übung des glaubens, so mueß doch dasselbig auch
eußerlich mit gueten werken bezeugt und erwisen
sein.
Derwegen rechtschaffnen kirchendienern desto
mehr obligt, dasjenig, so si iren bevolhenen pfarr-
kindern in der lehr furtragen, auch mit ihrem leben
und wandl zu bezeugen.
Damit nun diejenigen, so Gottes des Allmechtigen
gebot verechtlich hindansetzen und ir bevolhen
ambt, welches durch unsern einigen seligmacher
Jesum Christum also teur erworben und erarnet9
ist, sovil an ihnen, verkleinern und bei der welt un-
wert machen, auch von der weltlichen obrigkait ir
gebürende straf empfahen, so wol als si sunst, wann
si ir ambt fleißig und treulich verrichten, fur andern
geehrt werden sollen,
so ist erstlich unser will und mainung, daß alle
unsere kirchendiener, wie hieroben an seinem ort
auch und jetzund widerumb einesteils, sovil gemeine
gezenck und schmesachen berürt, vermeldet ist,
durch die superattendenten, kirchenrete und visi-
tatorn fur allen lastern, gezenk, leichtfertigkait,
saufen und fressen treulich gewarnet und davon ab-
gehalten werden wollen.
Wa aber einer von täglicher trunkenhait oder an-
derer leichtfertigkait uf solche beschehene verma-
nung nicht absteen sollte, soll derselbig den kirchen-
reten angezeigt und darauf gen Neuburg erfordert
und daselbst andern zu einer abscheuch nach ge-
stalt des verbrechens ein tag oder etliche mit dem
turn oder gefenknus unnachlessig gestraft werden.
9 erarnen = gewinnen (Schmeller 1, 146).
224