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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0245
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I 20 Generalartikel von 1576

Wurde aber einer, er sei, wer er wölle (dessen wir
uns doch nicht versehen wöllen) ihme sovil nach-
geben und dardurch in hochstrefliche, offne, grobe
sünd und laster fallen als ehebruch, hurerei, tod-
schlag und, was dergleichen sein mag, der soll nit
allain seines ambts entsetzt oder des lands verwisen,
sunder auch allen peenen und strafen underworfen
sein, welche die gemeine recht und unser policei-
ordnung mit sich bringen, nit weniger als andere
weltlichs stands und das göttlich urteil sowol an
ihme als andern volstreckt und volnzogen werden:
Du sollt das böse von dir weg tuen, uf daß die an-
dern hören, sich förchten und nit mehr solche böse
stuk furnemen ze tuen under dir. Dein aug soll sein
nicht schonen - seel umb seel, aug umb aug, zan
umb zan, hand umb hand, fueß umb fueß, wie im
funften buech Mosi, cap. 19 [21] und andern mehr
orten geschriben steet.
Es were dann, daß wir aus sundern uns darzu be-
wegenden ursachen und umbstenden die scherpfe
des rechtens mit landsfurstlicher gnade mültern wur-
den, uf welches sich doch niemands verlassen solle;
dann wir gedenken als ein gerechter furst in disen
und dergleichen fellen ingemein die wag gleichfor-
mig ze halten, damit das ubel, sunderlich zu diser
zeit, da schand und laster zum höchsten überhand
genommen, wie billich gestraft und das guete, sovil
muglich beschutzt und gehandhabt werde.⌝
LVII.
Von verbotner alienation oder verende-
rung der clostergueter, pfarr-, kirchen-
und spitalguetern, auch aller anderer
gueter, so zu underhaltung der kirchen-
und schuelambter und anderer christli-
chen mülten werk als zu dem almosen,
gemainen casten und, was dergleichen
mehr sein mag, gestift und verordnet
werden.
Nachdem volgender artikel den ambtleuten aus-
geschriben und besunders zugestellt, sollen die
superintendenten in ihren visitationibus auch ir

10 Übersetzung von piae memoriae.

vleißig nachfrag haben, ob und wie demselben nach-
gesetzt und gelebt werde.
⌜Es hat weiland der hochgeborn furst, unser gne-
diger, lieber herr und vater, herzog Wolfgang, pfalz-
grave etc., mülter gedechtnus10 in seiner vaterlich
gnedig publicirter und von uns widerumb erneuer-
ter kirchenordnung11 aus christlichen, notwendigen,
trefflichen und ansehenlichen ursachen dise ernst-
liche vorsehung getan, das hinfuro nichts von den
kirchen, hospitalen, pfrunden und dergleichen gue-
tern verkauft, hinweg gegeben oder in einigen weg
vereußert, sunder aller muglicher vleiß angekert,
damit dasjenige, das ainmal zu milten werken ver-
ordnet, bestendiglich darbei bleibe und den kirchen,
schuelen, hospitalen nichts entzogen, sunder alles
zum besten angewendet werde, wie solchs die wort
angeregter kirchenordnung im funften tail12 aus-
truckenlich zu erkennen geben.
Ob wir uns nun schon billich versehen, es sollte
jedermeniglich solchem ernstlichem gebot, gesetz,
bevelch und mandat, wie sichs gebüert, seither ve-
stiglich nachkomen sein, so werden wir doch durch
unsere verordnete visitatorn glaubhaftig bericht,
daß etliche ambtsbevelchhaber, landsessen und an-
dere, auch diejenige, so über der closterhaushaltung
bevelch gehabt, desgleichen etliche von stetten un-
angesehen solches hailsamen und in allen göttlichen
und menschlichen rechten hochbegrundtes gebots
sich de facto und mit der tat understanden, erbliche
verkauf ohne hochgedachts unsers geliebten herrn
vaters consens und bewilligung in dergleichen güe-
tern ze tuen und dieselbige zum tail in solchem
schein, als were dem gemainen kirchennutz hoch
damit gedient, wie si dann an etlichen orten, damit
solches desto bösser verteidiget werden möchte, ein
kleine gült der kirchen furbehalten, welche aber dem
wert und nutzung der güeter nit gleichmeßig, daraus
und auch andern mehr dergleichen gefehrlichen und
verbotnen handlungen abbruch und schmelerung
der kirchengerechtigkait augenscheinlich ervolgt,
zudem man auch in etlichen fellen nit wol waiß,
wohin die kaufsumma kommen oder gewendt, und
also nicht allain der gueter, sunder auch zum tail
des gelts, so daraus gelöst sein solle, heutiges tags in
11 1557, 1560 und 1570. 12 f. 155.

15 Sehling, Bayern III

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