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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0250
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

und deshalben an ihnen kain mangl oder clag er-
scheinen lassen.⌝
Da aber in einer statt oder markt auslendischer
herrschaft oder auch der inlendischen diener, so
noch der zeit bäpstisch und sich zu unserer kirchen
und religion nicht bekennen noch halten, sollen die-
selbigen durch unsere kirchendiener und super-
intendenten deshalben nit gerechtfertigt, sonder, so
lang si sich unergerlich verhalten, geduldet werden.
Da si sich aber ergerlich erzaigen, die predigten
göttlichs worts und die heiligen sacramente nit allain
nit besuechen, sunder darzue auch lestern, die kir-
chenordnung verachten und das gmain volk von
besuech und gehör Gottes worts abgehalten wurde,
so soll derselben obrigkait, dern solche diener zue-
gehörig, geschriben werden, solche ergernus bei
ihren dienern abzeschaffen oder ein andern dahin ze
setzen, wo nit, werde gegen denselben als offent-
lichen verächtern Gottes worts und unser wahr-
haftigen christlichen religion gebürende und ernst-
liche straf vorgenommen werden. Darnach si sich
wissen ze halten.
Uf den fall auch etliche personen, so aus calvini-
schen und andern kirchen in unserm furstentumb
die evangelischen kirchen und predigten besue-
chen24 und, da einer under denselben krank, des
evangelischen pfarrers, ime das heilige nachtmal ze
raichen, begeren wurde, soll der pfarrer denselben,
wanns die herrschaft leiden und ohne gevar ge-
schehen mage, mit dem heiligen sacrament versehen.
Da es aber geverlich und der herrschaft zewider
oder verboten, soll er dergleichen zuehörer mit grund
göttlichs worts underrichten und also sterken, da-
mit si im fall zutragender leibsschwachhait sich
selbst trösten kunden.
Da aber etliche unsere undertonen oder auslender
in disem furstentumb, so noch derzeit der religion
24 Solche Abendmahlsgänge aus kuroberpfälzischen
Pfarreien nahmen bald sehr stark zu. Eine Betreuung
solcher Personen in ihrem Wohnort wurde natürlich
seitens der Kuroberpfalz nicht gestattet, aber auch
dieses Auslaufen wurde untersagt und verboten
(Götz, Wirren 235, 338f.). Doch hatte der Pfarrer
von Lambrechtsneukirchen (bei Burglengenfeld) 1606
bei seinen 325 Seelen unter seinen 1765 Kommuni-
kanten 694 aus der Kuroberpfalz! (Thomas Ried,
Aus den Berichten eines Superintendenten, in: 6. Jah-
resbericht des Vereins zur Erforschung der Regens-

etwan aus ungleichem verstand und einfalt zewider,
mit denselben solen die pfarrer, diaconi und kirchen-
diener als mit schwachglaubigen nach der lehr
S. Pauli25 ein christlichs mitleiden und geduld tra-
gen, auch ihr bekerung nit uf ein gewisse, bestimbte
zeit setzen, sonder mit gutem grund aus Gottes wort
underrichten und der gnaden Gottes erwarten.
LXIII.
Das niemand one des consistorii erkand-
nus buecher in truck ausgeen lassen solle.
⌜Es soll kein pfarrer, kirchen- oder schueldiener
einiche schriften in truck geben, er habe dann die-
selbige zuvor ans consistorium oder kirchenrate
daruber der enden ze iudicirn und zu erkennen, obs
ze drucken oder nit, gelangen lassen und daselbsten
beschaids sich erholen.⌝
LXIV.
Von den eltern, so ihre kinder ins baps-
tumb verheuraten, verdingen, zu hoch-
zeiten und meß geen und in clöster tuen.
1. So sich zuetrüege, daß die eltern ihre kinder ins
bapstumb verheuraten und aber, offentlich solches
zu verbieten, in vil weg bedenklich und gleichwol
ganz geverlich, derwegen und das hierinnen aus aller-
hand bewegenden ursachen guete fursichtigkait und
beschaidenhait gebraucht und dem gegentail zu
lestern oder unbillichen sachen nit ursach gegeben,
sollen die pfarrer und kirchendiener uf der canzl, da
es die gelegenhait der materi gebe, davon nit allain
mit aller beschaidenhait predigen, sunder auch der-
gleichen eltern vor sich erfordern und von ihnen
burger Diözesangeschichte [1931] 34). Anderseits
errichtete Pfalz-Neuburg in ihm gehörigen Tochter-
kirchengemeinden kuroberpfälzischer Pfarreien ei-
gene Pfarreien, so 1582 in dem zu Hagenhausen ge-
hörigen Eismannsberg und 1584 in dem zu Ammer-
thal gehörigen Rosenberg (= Sulzbach-Rosenberg-
Hütte). Ebenso pfarrte es 1574 Poppenricht aus
Amberg nach Sulzbach, Weißenberg aus Schlicht
nach Edelsfeld um (Simon, Atlas unter diesen
Wörtern).
25 1.Kor. 12,26; 7,13-17.

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