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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0256
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I 21. Konsistorialordnung vom 7. Juni 1576.

Philipps Ludwig, von Gottes gnaden pfalzgrave bei
Rhein.
Nachdem des jahrs außerhalb tringender not,
mehr nicht dann einmal, nemblich zwischen Ostern
und Pfingsten1, alle pfarrn in unserm fürstentumb
visitirt werden sollen und aber mitlerzeit sich vil
sachen zuetragen, so in die jährliche visitation nit
gezogen werden mögen, desgleichen auch den kir-
chendienern täglich allerlei begegnen mag, darinnen
die superintendenten ihnen nicht helfen könden,
damit nun den pfarrern, kirchen- und schueldie-
nern in allen ihren vorfallenden täglichen anligen
richtige bescheid erfolgen und kein mangl daran er-
scheinen möge, haben wir inmaßen deshalben in
unser kirchenordnung mehrmals vertröstung ge-
schehen, uf vorgehende vleißige beratschlagung ein
bestendigen kirchenrat oder consistorium verordnet
und solches nit allein mit theologen und kirchen-
dienern, sonder auch verstendigen, gottsfürchtigen,
erfahrnen politischen räten bestellen lassen
und ist demnach unser will und mainung, daß hin-
füro, was der pfarrer, kirchen- und schueldiener lehr
oder leben, auch andere sachen, ihre person anlan-
gend, betreffen tuet, nicht theologen in ein beson-
dern und die politici im andern abgesonderten rat,
sonder sambtlich bei- und miteinander alle hand-
lung zur ehr Gottes und wolfahrt- der kirchen vermög
ihnen vorgeschribener generalartikl und ordnung
verrichten sollen, wie sie solches zuvorderst vor dem
Allmechtigen und uns als dem landsfürsten geden-
ken zu verantworten.
Verordnen demnach, das zuvorderst in solchem
unserm kirchenrat

Druckvorlage: Gleichzeitige Abschrift (Papier,
Folio, 10 Blätter. - Neuburg StA, Grasseggersamm-
lung 15329 f. 25-34v.). Siehe oben S. 34!
1 Siehe oben S. 163!
2 1569 - † 1601 Johann Kleinau aus Nürnberg, zu-
gleich Pfarrer von St. Peter in Neuburg. (Gg. Andr.
Will, Nürnbergisches Gelehrtenlexikon. 2 [Nürn-
berg 1756] 294f.; 6, 220f. - Simon, Nürnbergisches
Pfarrerbuch Nr. 643).

unser stadthalter und canzler die oberste inspec-
tion haben sollen und dann ferners
drei politische räte, darunder ein rechtsgelerter
advocat sein solle, auch
drei theologen
sambt einem vleißigen geschickten secretario und
eim copisten und dan noch
zwo personen zu aufnemung der rechnung, item
zu beratschlagung der competenzen, gepur, auch
verkaufung getraids und dergleichen sachen.
Nachdem aber die hofprediger mehrmals ver-
reisen, auch der superintendens von wegen der visi-
tation nicht allwegen dem consistorio beiwohnen
können, darmit in täglicher expedition aus mangl
der theologen nichts eingestelt, soll beneben dem
superintendenten2 und
beeden hofpredigern3
der pfarrer zue Unser Frauen4, wer der jederzeit
sein würdet, auch in den kirchenrat gebraucht und
gezogen werden,
dern aller verrichtung sein soll, wie hernach volgt.
Wir wollen auch, daß wochentlich uf den montag
und donnerstag die zum kirchenrat oder consistorio
verordnete politici und theologen vor der stund, wie
es die canzleiordnung ausweiset, an dem darzu in
sonderheit bestimbten ort zesammenkommen und
der kirchen fürfallende mengl mit einhelligem rat
beratschlagen und verrichten sollen, welchs auch
durch die superintendenten in nechster visitation
allen pfarrern, kirchen- und schueldienern angezeigt
werden solle, darmit si nit mit uncosten und ver-
saumnus ihren kirchen und privatstudien vergeben-
lich herreisen, sonder eigentlich wissen mögen, uf
3 Lorenz Drechsler aus Neuburg (1569 - † 1592) und
Thomas Venatorius (1571-1577); dann Pfarrer in
Dinkelsbühl - † 1598 (Matth. Simon, Pfarrerbü-
cher [von] Dinkelsbühl [ = EK GB 39]. Nürnberg 1962
Nr. D 65).
4 M. Adam Birkhamer aus Nürnberg (1571-† 1583). B.
war 1571 in Nürnberg als Flazianer entlassen worden
(Simon, Nürnbergisches Pfarrbuch Nr. 117).

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