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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0268
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Herzogtum Pfalz-Neuburg

weniger sich mit jemands leiblich vermischen. So sie
aber nit schwangers leibs ist, mag sie sich ehe nicht,
dann nach ausgang aines halben jars ordenlicher-
weis wider verheiraten. Welche darwider handelt,
mit der soll es gleich den manspersonen gehalten
werden.
Wer ander leut fursetzlich und wissentlich zu un-
ehrn verkupelt mit haimlichem zusamenberufen
oder darleihung irer heuser und gemecher oder mit
botschaften und brieven hin- und widertragen oder
durch andere listige, verschlagene funde und weg,
der oder dieselben kupler und kuplerin, so bald sie
in erfarung gebracht sein, sollen unverzogenlich ge-
fenglich angenommen, fur das halsgericht gestelt
und nach gestalt irer mißhandlung mit urtl und
recht on alle gnad an irem leib oder leben und irer
verwirkung gemeß gestraft werden.
Sofer aber gleichwol solch kuplen zu den ehren
doch hinderrucks irer eltern, vormunder oder nech-
sten freunden (in deren verwaltung sie sind) be-
schehen, die wollen wir nach gestalt der sachen und
tat mit dem branger oder in ander weg unnachleß-
lich strafen lassen.
Und so vater, mutter, pfleger, vormunder und
freund ire ehliche und pflegkinder und verwandten
zu den unehrn verkuplen wurden, die sollen on alle
gnad mit urtl und recht zum tod erkent und gericht
werden.
Wo sich auch in unserm furstentumb gemaine
weiber, die in offentlichem ergerlichem, unzuchti-
gem leben umbgehen, werden finden und ergreifen
lassen, so sollen sie etlich tag in der gefengnus mit

wasser und brot gespeist und enthalten, auch dar-
nach unsers lands genzlich und ewig verwisen wer-
den.
Wir wollen auch ingemain alle ebruch oder andere
unzucht, hurerei und uneliche vermischung mit
hochstem ernst vermög gottlichs bevelhs, kaiser-
lichen rechten und unser sonderbarn kirchen- und
diser eheordnung unnachleßlich strafen und sol-
chem ubel, sovil an uns als der landsfurstlichen ober-
kait sein kan, mit muglichem vleiß weren und steu-
ren.
Demnach tun wir hiemit allen obgenanten unsern
und unsers furstentumbs gaistlichen und weltlichen
stenden von prelaten, ritterschaft, stetten und merk-
ten, auch statthaltern, hofmeistern, ehrichtern, re-
ten, landvogten, ober- und underamtleuten, bevelh-
habern, superattendenten, pfarrern, predigern,
kirchendienern und allen andern unsern under-
tonen, angehörigen und verwandten ernstlich und
gnediglich uferlegen und bevelhen, das sie diser un-
ser hochnotwendigen eheordnung getreulich geleben
und nachsetzen, auch darob mit hochstem, bestem
vleiß und ernst halten und darwider das wenigst
weder gestatten oder zulassen, sonder gegen den ver-
brecheten, ungehorsamen und frevelenten personen
mit unnachlessigen, harten strafen straks verfahren.
An dem geschicht unser ernstlicher bevelch, will
und mainung.
Actum Neuburg an der Thonaw, den andern tag
des monats Januarii, als man zelt nach Christi unsers
lieben Hern und Heilands geburt tausent fünfhun-
dert sibenzig und siben jare.

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