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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0267
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I 22 Eheordnung von 1577

reukauf ankombt, ainander selbs die bescheene
pflicht wider ufsagen, auch etwa mit gelt abkaufen,
darzue bisweilen auch von andern uf gewisse mittl
und weg vertragen wurden, soll solchs alles hinfürter
mit nichten gestattet, sondern von unsern ambtleu-
ten oder anderen ihnen furgesetzten oberkeiten ein
zeitlang mit gebürender gefengnus gestraft, auch
dergleichen sachen ferners fur unser ehegericht
gewisen werden.
Wo zwei im schein der ehe unordenlicher weis bei-
einander wonen und hausen und doch nicht rechte
und vor der christlichen kirchen eingesegnete ehe-
leut seind, die sollen solcher irer unelichen beiwo-
nung halben mit der gefengnus und nach gestalt ires
verbrechens mit hoherer, ernstlicher pen unnachleß-
lich gestraft und, da si christlicher ordnung nach
einander nicht ehelichen wellen, in unserm fursten-
tumb nicht geduldet werden.
Wann eheleut gegeneinander in unwillen, neid,
haß, grimmen oder unfreundschaft stehen oder, in
was weg das sei, einander nicht ehliche beiwonung,
lieb und treu laisten wollen, sollen dieselben erstlich
durch unsere superattendenten neben den ambt-
leuten, landsessen oder burgermaister und rat des-
selben orts guetlich und doch ernstlich zur schuldi-
gen christlichen lieb, treu, ainigkait und beiwonung
ermanet, so aber solchs an inen vergebenlich er-
schine, soll die schuldige person mit gefengnus oder
verstrikung aufgehalten und wir alsdann desselben
berichtet werden, weitere und scherpfere strafen
dargegen furzunemen haben.
So sich zutruge, daß ein weibsperson mit listen
hinderkommen, uberredt, haimlich, mit willen oder
zwang hingefurt, geschwecht oder geschwengert
wurde, ob sie gleich die ehe einander versprochen,
so soll es doch nicht allein kain ehe haißen noch sein,
sonder auch die person peinlich fur gericht gestelt
und an leib, leben oder guet nach gestalt des fals
gestraft werden.
Von ebruchs und etlicher anderer fel wegen wollen
wir an unserm ehegericht, wie bishero geschehen, die
eheschaidung uf vorgehende clagen ordenlich er-
kennen und aussprechen lassen.
Wann aber ein eheschaidung gerichtlich ergehet
(anderst soll kaine gelten noch statthaben), so soll

der schuldig tail, so lang der unschuldig ehgenoß
noch in leben ist, zu kainem andern ehestand mehr
zugelassen werden, auch dem unschuldigen nicht
anderst dann durch gerichtliche erkantnus ander-
weit zu heiraten geburen. Jedoch setzen wir solchen
gerichtlich entschaidenen und gewesenen eheleuten
bevor, sich widerumb, ob sie freiwillig wollen, mit-
einander christlich zu versonen, zu vergleichen und
in ehestand zu bleiben.
So ein ehegemecht das ander ebruchs halber be-
clagt und der clagend tail vor dem endurtl auch eh-
bruchig und dessen uberwisen wurd, sollen si unge-
schaiden im stand der ehe beieinander zu bleiben
schuldig sein, aber doch bede nach unser ebruchsord-
nung oder nach gestalt des mutwilligen verbrechens
noch hoher und ernstlicher gestraft werden.
Zeucht oder tuet sich ein ehegemecht von dem
andern one dessen vorwissen, gueten willen oder
consens und ist ein ungewonliche oder ungeburliche
lange zeit von des andern beiwonung außen, so mag
das gebliben ehegemecht solches vor unserm ehe-
gericht ordenlich mit clag furbringen und billichen
urtls daruber gewarten. Aber es soll sich entzwi-
schen mit niemands im wenigsten mit worten ehlich
verloben bei unser ernstlichen straf und noch vil
weniger in flaischliche vermischung einlassen bei
verlust irer getonen clag und darzu der schweren
straf des ebruchs.
Wer in heuratlichen sachen vor unserm consisto-
rio oder ehgericht in rechtfertigung stehet, dieselben
personen sollen vor ausgang des urtls sich in kein
andere heuratshandlung einlassen bei großer schwe-
rer straf, die wir unnachleßlich aufzulegen entlich
bedacht sein.
Es soll auch ein mann, deme sein elich weib mit
tod abgangen ist, sich ehe nit dann nach ausgang
ains viertljars ordenlicherweis widerumb verspre-
chen oder verheuraten, auch vor endung solcher
zeit weder die verkundung auf der canzl noch der
kirchgang gestattet werden bei unser straf und un-
gnad.
Welcher frauen aber ir manne stirbt und si schwan-
gers leibs hinderlast, die soll vor der erledigung irer
geburt kainem andern die ehe versprechen noch vil

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