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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0277
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tig13. Ebenso nahm Nabburg einen evangelischen Geistlichen an14. In Neunburg vorm Wald taufte der
Kaplan Christoph schon 1526 deutsch. Er hielt auch deutsche Messe und heiratete15.
Im Mai 1538 baten die acht Gezirksstädte samt der Ritterschaft um evangelische Predigt und Abend-
mahl unter beiderlei Gestalt. Am 8. Oktober wurde diese Bitte unter gewissen Bedingungen gewährt. Man
wird dabei gewiß einen ursächlichen Zusammenhang mit der erheblichen Geldbewilligung durch die
Landstände annehmen müssen. Die Erlaubnis wurde aber nur mündlich erteilt, so daß ihr genauer
Inhalt nicht in jeder Hinsicht feststand. Trotz der Bedenken des Statthalters gestattete der Kurfürst am
25. November 1539 auch evangelische Abendmahlsfeiern; nur müßte jeder Pomp vermieden werden16.
Das war aber nur eine Anerkennung der Zustände, wie sie sich eben herausgebildet hatten. Die Formen,
in denen dabei die Gottesdienste gehalten wurden, mögen durchaus wild gewachsen sein. Natürlich wird
hin und wieder eine der in Druck erschienenen Gottesdienstordnungen Verwendung gefunden haben —
vor allem die brandenburgisch-nürnbergische von 153317. Daß solche Formen erhalten blieben, ist eigent-
lich nicht zu erwarten. Es ist aber doch der Fall, und, wenn sie auch nicht aus der Frühzeit stammen, so
gehören sie doch noch der Zeit an, in der sie höchstens unter landesherrlicher Duldung verwendet werden
konnten. Sie entstanden in der Stadt Amberg, über die auch sonst die Quellen über die Entwicklung der
reformatorischen Bewegung verhältnismäßig reich fließen.
Amberg war die größte Stadt der Oberpfalz - Sitz der dortigen Eisenbergwerke, der Eisenverarbei-
tung und des Eisenhandels. Man darf die Einwohnerzahl für diese Zeit auf 4-5000 schätzen. Die
Pfarrei war der Propstei von St. Jakob in Bamberg inkorporiert. Da die Pfarrkirche St. Georg18 außer-
halb der damaligen Stadt lag, erbaute sich die Bürgerschaft in ihrer Mitte die Martinskirche, die nach
dem großen Stadtbrand im 15. Jahrhundert als großartige Hallenkirche neu erbaut wurde19. Wie dieses
Werk zeugen die zahlreichen Benefizien, die die Bürgerschaft stiftete20, - mehr als 50, so daß auf weniger
als 100 Seelen schon ein Geistlicher kam - für das rege religiöse Leben. Bezeichnend für die besondere
Frömmigkeitsform, die in Amberg lebendig war, ist, daß hier schon 1369 eine Predigerstelle für einen
Doktor der Heiligen Schrift gestiftet wurde21, vielleicht die allererste im ganzen bayrischen Raum. Das
Spital aber ist keine Bürgerstiftung. Es verdankt seine Errichtung König Ludwig dem Baiern, der es
1317 stiftete22. Das Franziskanerkloster dagegen, das 1452 entstand, geht wieder auf die Bürgerschaft
zurück23.
Als wichtigster Ort der Oberpfalz war Amberg Sitz der Regierung, wenn auch in der Reformations-
zeit der Statthalter des Kurfürsten seinen Sitz in Neumarkt i. d. Opf. hatte.
Die Anwesenheit der Regierung war wohl schuld daran, daß die reformatorische Bewegung hier
erst verhältnismäßig spät einsetzte. Daß ihre Entwicklung dann aber unter den Augen der Regierung des
reformationsfeindlichen Kurfürsten Ludwig vor sich ging, ist zugleich Zeichen für die Stärke der Bewe-
gung — nicht nur in Amberg, sondern in der ganzen Oberpfalz. Die Pfarrer verhielten sich stets ablehnend
gegen diese Bewegung. Aber im Volk war die Haltung so, daß die Opfereinlagen (als Nebeneinkünfte
13 Götz, Bewegung 73f.
14 Lippert, Reformation 26.
15 Götz, Bewegung 85f.
16 Götz, Bewegung 27f. 99. — Kolde 215f. — WA Br. 8, 311f.
17 Sehling 11, 140ff.
18 Blößner, Georgskirche. — KDB Amberg 27—40.
19 KDB Amberg 62—102.
20 Doch war in der Reformationszeit nicht jede Pfründe eigens besetzt. Vielmehr ist mit einer hier nicht unberechtigten
,,Pfründenhäufung“ zu rechnen (Designatio ... der vazierenden meß [Amberg StadtA, Kirchen- und Religions-
sachen V 30]).
21 Blößner, Georgskirche 272f.
22 Jos. Franz Knöpfler, Das Bürgerspital zu Amberg ( = Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Amberg) Amberg 1918.
23 Max.Weigel, Beiträge zu einer Geschichte des Franziskanerklosters in Amberg, in: ZbKG 16 (1941) 229-234.
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17 Sehling Bayern III
 
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