und der Pfleger von Cham, Hans Wenzel. Als Theologen gehörten dazu Michael Höfer, Prediger aus
Heidelberg10, Hofprediger Hier. Rauscher aus Amberg11 und Prediger Peter Ketzmann aus Amberg12.
Bei dieser Gelegenheit wurde die Amberger Gottesdienstordnung der neuen kurpfälzischen ange-
glichen13. Deutlich wurde dabei der neue Ton in kirchlichen Fragen, der nun angeschlagen wurde, spür-
bar. Auch bei ungeändert bleibenden Stücken in ihr mußte sich Amberg auf die neue Ordnung des Lan-
desherrn berufen.
Spätestens jetzt, wenn nicht schon 1554 ihre neuburgische Schwester, wurde diese Kirchenordnung
auch in der Gemeinschaft Parkstein-Weiden eingeführt14.
Obwohl Ottheinrich in Pfalz-Neuburg sogleich Superintendenten eingesetzt hatte, kam es in der
Oberpfalz nicht dazu. Die Visitationsinstruktion hatte zwar nachdrücklich verlangt15, daß nach geeig-
neten Männern Ausschau gehalten würde. Die Visitatoren selbst hatten in ihren Berichten die Errichtung
von Superintendenturen gefordert16. Zu einer Verwirklichung des Planes scheint es aber nicht gekommen
zu sein. Das lag aber wohl weniger am Mangel an geeigneten Kräften als an der Schwierigkeit, das hier
im Unterschied zu Pfalz-Neuburg ungegliedert geschlossene Land passend einzuteilen, und am frühen
Tod des Kurfürsten.
Die Durchführung der Visitation war Ottheinrichs letztes bedeutsames Werk für seine Kirche. 1559
starb er; mit ihm erlosch die ältere Linie der pfälzischen Wittelsbacher.
Kalvinistische Bedrängung und lutherischer Widerstand
Während Pfalz-Neuburg an die Linie Zweibrücken kam, fiel Kurpfalz an ein Glied der Linie
Simmern - Friedrich III.* 1. Er trägt zwar seinen Beinamen ,,der Fromme“ durchaus mit Recht, leitete
aber für die Kirche der Oberpfalz trotzdem eine Leidenszeit ein, die sie zu einer Kirche unter dem Kreuz
werden ließ. Schon im ersten Jahr seiner Regierung vollzog er ganz persönlich einen Schritt, der von
tiefgreifender, weittragender Wirkung für sein Land - vor allem die Oberpfalz - und für die deutsche
Kirchengeschichte werden sollte. Er schwenkte in die Front des Kalvinismus ein und wurde zum Vor-
kämpfer der ,,reformierten“ Kirchen. Den Grund dazu bildete seine persönliche Frömmigkeitsart, die
mehr auf tätige Auswirkung des Glaubens im Leben als auf begriffliche Klärung der Glaubenslehren
drängte, wie seine hohe Politik, die als Gegengewicht gegen den reformationsfeindlichen Habsburger
Block von Wien bis Madrid einen europäischen Gesamtprotestantismus mit Einschluß der Hugenotten,
der Niederlande und Englands schaffen wollte. Auslösend wirkte dabei mit das abstoßende Verhalten
seines Heidelberger Generalsuperintendenten Tilemann Heßhusen2 gegen die Vertreter einer Lehre, die
von der seinen abwich. Unter Entlassung widerstrebender Männer begann Friedrich in der Unterpfalz so-
10 Über ihn scheint nichts bekannt zu sein, wenn er nicht personengleich ist mit dem Michael Höfer, der um 1520 in
Wertheim geboren wurde, 1537 in Tübingen und 1539 in Heidelberg studierte, 1553-1556 Kaplan in Wertheim war
und 1559 in Lauda starb (Heinr. Neu, Pfarrerbuch der evangelischen Kirche Badens, Lahr in Baden 1938. 1,
307; 2, 274).
11 Siehe oben S. 30 Anm. 49!
12 Siehe oben S. 261 Anm. 57!
13 Unsere Nr. II 3 in den Anmerkungen.
14 Siehe oben S. 26f.! — Neuburg StA PfNA 6267f. 259.
15 Siehe unten S. 297!
16 Götz, Bewegung 153.
1 Geb. 1515, † 1576 (RE 6, 275-278.- ADB7, 606-612. - Häusser 2, 4-85.- Struve 69-292. - August Kluck-
hohn, Friedrich der Fromme ..., der Schützer der reformierten Kirche. Nördlingen 1879. - Schottenloher
32112-32149. - ND B 5, 530ff. - Walter Hollweg, Neue Untersuchungen zur Geschichte und Lehre des Heidel-
berger Katechismus. Neukirchen [Mörs] 1963 [Darin: Friedrich III. ... Eine kritische Untersuchung]).
2 Siehe oben S. 128 Anm. 3!
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Heidelberg10, Hofprediger Hier. Rauscher aus Amberg11 und Prediger Peter Ketzmann aus Amberg12.
Bei dieser Gelegenheit wurde die Amberger Gottesdienstordnung der neuen kurpfälzischen ange-
glichen13. Deutlich wurde dabei der neue Ton in kirchlichen Fragen, der nun angeschlagen wurde, spür-
bar. Auch bei ungeändert bleibenden Stücken in ihr mußte sich Amberg auf die neue Ordnung des Lan-
desherrn berufen.
Spätestens jetzt, wenn nicht schon 1554 ihre neuburgische Schwester, wurde diese Kirchenordnung
auch in der Gemeinschaft Parkstein-Weiden eingeführt14.
Obwohl Ottheinrich in Pfalz-Neuburg sogleich Superintendenten eingesetzt hatte, kam es in der
Oberpfalz nicht dazu. Die Visitationsinstruktion hatte zwar nachdrücklich verlangt15, daß nach geeig-
neten Männern Ausschau gehalten würde. Die Visitatoren selbst hatten in ihren Berichten die Errichtung
von Superintendenturen gefordert16. Zu einer Verwirklichung des Planes scheint es aber nicht gekommen
zu sein. Das lag aber wohl weniger am Mangel an geeigneten Kräften als an der Schwierigkeit, das hier
im Unterschied zu Pfalz-Neuburg ungegliedert geschlossene Land passend einzuteilen, und am frühen
Tod des Kurfürsten.
Die Durchführung der Visitation war Ottheinrichs letztes bedeutsames Werk für seine Kirche. 1559
starb er; mit ihm erlosch die ältere Linie der pfälzischen Wittelsbacher.
Kalvinistische Bedrängung und lutherischer Widerstand
Während Pfalz-Neuburg an die Linie Zweibrücken kam, fiel Kurpfalz an ein Glied der Linie
Simmern - Friedrich III.* 1. Er trägt zwar seinen Beinamen ,,der Fromme“ durchaus mit Recht, leitete
aber für die Kirche der Oberpfalz trotzdem eine Leidenszeit ein, die sie zu einer Kirche unter dem Kreuz
werden ließ. Schon im ersten Jahr seiner Regierung vollzog er ganz persönlich einen Schritt, der von
tiefgreifender, weittragender Wirkung für sein Land - vor allem die Oberpfalz - und für die deutsche
Kirchengeschichte werden sollte. Er schwenkte in die Front des Kalvinismus ein und wurde zum Vor-
kämpfer der ,,reformierten“ Kirchen. Den Grund dazu bildete seine persönliche Frömmigkeitsart, die
mehr auf tätige Auswirkung des Glaubens im Leben als auf begriffliche Klärung der Glaubenslehren
drängte, wie seine hohe Politik, die als Gegengewicht gegen den reformationsfeindlichen Habsburger
Block von Wien bis Madrid einen europäischen Gesamtprotestantismus mit Einschluß der Hugenotten,
der Niederlande und Englands schaffen wollte. Auslösend wirkte dabei mit das abstoßende Verhalten
seines Heidelberger Generalsuperintendenten Tilemann Heßhusen2 gegen die Vertreter einer Lehre, die
von der seinen abwich. Unter Entlassung widerstrebender Männer begann Friedrich in der Unterpfalz so-
10 Über ihn scheint nichts bekannt zu sein, wenn er nicht personengleich ist mit dem Michael Höfer, der um 1520 in
Wertheim geboren wurde, 1537 in Tübingen und 1539 in Heidelberg studierte, 1553-1556 Kaplan in Wertheim war
und 1559 in Lauda starb (Heinr. Neu, Pfarrerbuch der evangelischen Kirche Badens, Lahr in Baden 1938. 1,
307; 2, 274).
11 Siehe oben S. 30 Anm. 49!
12 Siehe oben S. 261 Anm. 57!
13 Unsere Nr. II 3 in den Anmerkungen.
14 Siehe oben S. 26f.! — Neuburg StA PfNA 6267f. 259.
15 Siehe unten S. 297!
16 Götz, Bewegung 153.
1 Geb. 1515, † 1576 (RE 6, 275-278.- ADB7, 606-612. - Häusser 2, 4-85.- Struve 69-292. - August Kluck-
hohn, Friedrich der Fromme ..., der Schützer der reformierten Kirche. Nördlingen 1879. - Schottenloher
32112-32149. - ND B 5, 530ff. - Walter Hollweg, Neue Untersuchungen zur Geschichte und Lehre des Heidel-
berger Katechismus. Neukirchen [Mörs] 1963 [Darin: Friedrich III. ... Eine kritische Untersuchung]).
2 Siehe oben S. 128 Anm. 3!
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