Unter Geistlichen und Gemeinden fand diese Einrichtung, die an sich gar keinen besonderen kon-
fessionellen Charakter trug, starken Widerstand.
Ganz steifnackig lehnte hier Amberg ab. Die Gemeinde ließ ihre Pfarrer einfach nicht an den Zu-
sammenkünften teilnehmen. Aber auch die Hilferufe an benachbarte lutherische Fürsten waren. vergeblich
Einer Strafandrohung von 10000 fl. mußte sich diese Stadt endlich fügen. Ebenso stieß der 1591 einge-
führte monatliche Bußtag auf einhellige Ablehnung24. Die Adelspfarreien wurden mit all diesen Maß-
nahmen verschont.
Sonst aber herrschten im ganzen Lande überall Wirrnis und Streit, wie die Beschwerden der Stände
auf dem Landtag von 1591 deutlich zeigten. Jede Maßnahme der Regierung bekam sowohl von oben als
vor allem von unten her sofort auch einen konfessionellen Einschlag. So kam es 1591 in Neumarkt über
der Frage nach der eigenen Gerichtsbarkeit der Stadt zum Aufstand. Die Stadt erbat vom Kaiser die
Ausgliederung aus der Pfalz. Das übrige Land stand dicht vor dem Aufruhr. Da starb Johann Kasimir
im Januar 1592.
Sein Mündel, Friedrich IV.25, war zwar noch nicht ganz volljährig, übernahm aber doch die Re-
gierung, was zu erheblichen Reibungen mit dem Pfalzgrafen Richard führte. Dieser beanspruchte die
Vormundschaft und drohte sogar mit gewaltsamem Vorgehen. Es war vergebens. Der lebenslustige
Friedrich hatte sich zwar anfangs gegen seine kalvinische Erziehung gesträubt, war ihr dann aber sehr
schnell erlegen.
Als er jetzt zur Regierung kam, hatte er zunächst freilich allen Anlaß, auf kirchliche Änderungen zu
verzichten. Der Unruhen im Lande waren ohnehin schon genug. Weithin wurde die Huldigung ver-
weigert; an manchen Orten floß Blut.
In Tirschenreuth gab es einen neuen Auflauf26. Hier hatte es schon aufreizend gewirkt, daß die
über ihren kalvinischen Geistlichen empörten Bürger gegen Neumarkt aufgeboten wurden. Als sich gar
noch der tyrannische Pfleger Winsheim recht ungeschickt benahm, kam es am 24. Februar 1592 zu Un-
ruhen, bei denen er erschlagen wurde. Auch in der Nachbarschaft fühlten sich deshalb die kalvinischen
Geistlichen nicht mehr sicher. Tirschenreuth verlor darüber alle seine Freiheiten27. Ähnlich erging es der
Stadt Nabburg28. Hier hatte sich der kalvinische Pfarrgüterverwalter in allerlei Drohungen ergangen.
Darüber wurde er am 6. Juli 1592 erschlagen. Den kalvinischen Geistlichen malte man Galgen an die
Häuser, worauf sie die Stadt verließen. Auch in Ensdorf und Cham kam es zu Unruhen gegen die refor-
mierten Geistlichen.
Dabei war in gewisser Hinsicht schon eine Einigung erzielt. Das war in Amberg geschehen, wo es
am unruhigsten zuging29. Hier hatten schon 1590 Bürger in das Rathaus einen kunstvollen Tisch mit
sechsstimmig gesetzten Katechismustexten und der Mahnung, bei der reinen Lehre zu bleiben, geschenkt30.
Jetzt wartete der von der Stadt ernannte neue Pfarrer Codomann31 noch auf Bestätigung. Dann stieß
24 Lippert, Reformation 157—160. — Götz, Wirren 163-166.
25 Geb. 1574 (Struve 490-526. — Lippert, Reformation 160-186. - Götz, Wirren 176-182. — Medicus 1, 453f.;
2, 51ff. - ADB 7, 612-621. - Häusser 2, 176-245). - NDB 5, 532ff.
26 Johann Brunner, Die Ermordung des ... Winsheim 1562, in: HVOpf. 80 (1930) 173-199.
27 Lippert, Reformation 176-179. - Alb. Rosenkranz, Die Classical-Convente in Kreuznach, in: Monatshefte für
evang. Kirchengeschichte des Rheinlandes 12 (1963) 97—108.
28 Lippert, Reformation 179ff. - Götz, Wirren 198f. - Simbeck, Das Sturmjahr 1592 in Nabburg, in: ZbKG 11
(1936) 218-221.
29 Lippert, Reformation 166—176. —Götz, Wirren 201—229.
30 Simon, EKGB 351. - Berta Antonia Wallner, Musikalische Denkmäler der Steinätzkunst, München 1912.
31 Die Bestätigung erfolgte bald. Codomann (Kothmann) wurde aber 1597 wieder entlassen. † 1621 als Dekan in
Kitzingen (Simon, BPfB Nr. 305).
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fessionellen Charakter trug, starken Widerstand.
Ganz steifnackig lehnte hier Amberg ab. Die Gemeinde ließ ihre Pfarrer einfach nicht an den Zu-
sammenkünften teilnehmen. Aber auch die Hilferufe an benachbarte lutherische Fürsten waren. vergeblich
Einer Strafandrohung von 10000 fl. mußte sich diese Stadt endlich fügen. Ebenso stieß der 1591 einge-
führte monatliche Bußtag auf einhellige Ablehnung24. Die Adelspfarreien wurden mit all diesen Maß-
nahmen verschont.
Sonst aber herrschten im ganzen Lande überall Wirrnis und Streit, wie die Beschwerden der Stände
auf dem Landtag von 1591 deutlich zeigten. Jede Maßnahme der Regierung bekam sowohl von oben als
vor allem von unten her sofort auch einen konfessionellen Einschlag. So kam es 1591 in Neumarkt über
der Frage nach der eigenen Gerichtsbarkeit der Stadt zum Aufstand. Die Stadt erbat vom Kaiser die
Ausgliederung aus der Pfalz. Das übrige Land stand dicht vor dem Aufruhr. Da starb Johann Kasimir
im Januar 1592.
Sein Mündel, Friedrich IV.25, war zwar noch nicht ganz volljährig, übernahm aber doch die Re-
gierung, was zu erheblichen Reibungen mit dem Pfalzgrafen Richard führte. Dieser beanspruchte die
Vormundschaft und drohte sogar mit gewaltsamem Vorgehen. Es war vergebens. Der lebenslustige
Friedrich hatte sich zwar anfangs gegen seine kalvinische Erziehung gesträubt, war ihr dann aber sehr
schnell erlegen.
Als er jetzt zur Regierung kam, hatte er zunächst freilich allen Anlaß, auf kirchliche Änderungen zu
verzichten. Der Unruhen im Lande waren ohnehin schon genug. Weithin wurde die Huldigung ver-
weigert; an manchen Orten floß Blut.
In Tirschenreuth gab es einen neuen Auflauf26. Hier hatte es schon aufreizend gewirkt, daß die
über ihren kalvinischen Geistlichen empörten Bürger gegen Neumarkt aufgeboten wurden. Als sich gar
noch der tyrannische Pfleger Winsheim recht ungeschickt benahm, kam es am 24. Februar 1592 zu Un-
ruhen, bei denen er erschlagen wurde. Auch in der Nachbarschaft fühlten sich deshalb die kalvinischen
Geistlichen nicht mehr sicher. Tirschenreuth verlor darüber alle seine Freiheiten27. Ähnlich erging es der
Stadt Nabburg28. Hier hatte sich der kalvinische Pfarrgüterverwalter in allerlei Drohungen ergangen.
Darüber wurde er am 6. Juli 1592 erschlagen. Den kalvinischen Geistlichen malte man Galgen an die
Häuser, worauf sie die Stadt verließen. Auch in Ensdorf und Cham kam es zu Unruhen gegen die refor-
mierten Geistlichen.
Dabei war in gewisser Hinsicht schon eine Einigung erzielt. Das war in Amberg geschehen, wo es
am unruhigsten zuging29. Hier hatten schon 1590 Bürger in das Rathaus einen kunstvollen Tisch mit
sechsstimmig gesetzten Katechismustexten und der Mahnung, bei der reinen Lehre zu bleiben, geschenkt30.
Jetzt wartete der von der Stadt ernannte neue Pfarrer Codomann31 noch auf Bestätigung. Dann stieß
24 Lippert, Reformation 157—160. — Götz, Wirren 163-166.
25 Geb. 1574 (Struve 490-526. — Lippert, Reformation 160-186. - Götz, Wirren 176-182. — Medicus 1, 453f.;
2, 51ff. - ADB 7, 612-621. - Häusser 2, 176-245). - NDB 5, 532ff.
26 Johann Brunner, Die Ermordung des ... Winsheim 1562, in: HVOpf. 80 (1930) 173-199.
27 Lippert, Reformation 176-179. - Alb. Rosenkranz, Die Classical-Convente in Kreuznach, in: Monatshefte für
evang. Kirchengeschichte des Rheinlandes 12 (1963) 97—108.
28 Lippert, Reformation 179ff. - Götz, Wirren 198f. - Simbeck, Das Sturmjahr 1592 in Nabburg, in: ZbKG 11
(1936) 218-221.
29 Lippert, Reformation 166—176. —Götz, Wirren 201—229.
30 Simon, EKGB 351. - Berta Antonia Wallner, Musikalische Denkmäler der Steinätzkunst, München 1912.
31 Die Bestätigung erfolgte bald. Codomann (Kothmann) wurde aber 1597 wieder entlassen. † 1621 als Dekan in
Kitzingen (Simon, BPfB Nr. 305).
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