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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0301
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Damit zerbrach die ohnehin schon - nicht zum wenigsten wegen des Verhaltens des Kurfürsten gegen
seine lutherischen Untertanen — recht lose Gemeinschaft der evangelischen Stände in Deutschland. Die
Lutheraner der Union sahen, als Friedrich angegriffen wurde, den Vertragsfall nicht für gegeben und
leisteten ihm keine Waffenhilfe. Der WinterJcönig wurde 1620 am Weißen Berg bei Prag besiegt und
kam in die Reichsacht.
Der Kaiser überließ seinem Feldherrn, Maximilian von Baiern, die Oberpfalz als Pfand für seine
Kriegskosten. Hier konnte dieser sogleich mit der Vertreibung der ja durch den Religionsfrieden von
1555 nicht geschützten kalvinischen Geistlichen beginnen. Er ließ sie sich dadurch selbst zu erkennen
geben, daß er ein Mandat, das die Nottaufe befahl, verlesen ließ. Wer sich dessen weigerte, konnte als
Kalvinist gelten. 1626 aber nahm Maximilian auch darauf keine Rücksicht mehr. Er entließ alle
Geistlichen. Gleichzeitig wurde die Selbstverwaltung der Städte eingeschränkt. Sie erhielten katholische
Beamte, während auch sonst alle evangelischen Beamten entlassen wurden. Mit dem 12./22. Februar 1628
wurde Maximilian voller Landesherr der Oberpfalz. Er machte sofort von seinem Recht, die Religion zu
bestimmen, Gebrauch. Nachdem ein Anmahnungsdekret vom 14./24. Febr. 1628 vergeblich gewesen war,
erging am 17./27. April 1628 in einem Religionspatent der Befehl zum Übertritt zum Katholizismus
binnen eines halben Jahres oder zur Auswanderung. Zwangseinquartierungen bei denen, die ihrem
Glauben treu bleiben wollten, - die Dragonaden - verschafften ihm Nachdruck.
So wurde die Oberpfalz katholisch, und zwar erst nach dem Jahre 1628. Der Westfälische Friede,
der überall den Konfessionsstand von 1624 wiederherzustellen befahl, hätte dem Lande das Bekenntnis,
um das es fast ein Jahrhundert lang gerungen und geduldet hatte, zurückbringen müssen. Maximilian
von Baiern weigerte sich aber, dem nachzukommen, und die evangelischen Stände ließen es damit genug
sein, daß dann zum Ausgleich auch in der Rheinpfalz, die schon 1624 katholisiert, jetzt aber wieder evan-
gelisch geworden war, das Normaljahr nicht in Gebrauch gesetzt wurde. So blieb die Oberpfalz katho-
lisch1.

1 Friedrich Lippert, Geschichte der Gegenreformation in Staat, Kirche und Sitte der Oberpfalz. Freiburg 1901. -
Matth. Högl, Die Bekehrung der Oberpfalz durch Kurfürst Maximilian I. 2 Bände. Regensburg 1903.- Medicus
1, 455-459. - Simon, EKGB 398-403; Atlas 112f.
 
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