II 3 Kirchenordnung zu Amberg 1555/1557
lateinisch, auchf mit einer antiphon von der domi-
nica oder vest. Darauf glese der priester ein collectg
und beschließ der chor mit dem Benedicamus
Domino oder Erhalt uns, Herr, bei deinem wort und
Verleih uns friden genediglich etc.
Nach der vesper sollen die diaconi die leut, so vol-
genden tags communicirn wöllen, peicht hören,
hdieselben - und sonderlich die unverstendigen -h
getreulich underrichten und mit der iabsolution
trosten.
kDochk an den sonntegen und feiertegen lsollen
zur vesper nach der lectionl zwen knaben ein stuck
aus dem cleinen catechismo8m fragweis offenlich
nvor dem altarn recitirn.
oEbnermaßen soll die vesper an allen werktagen
gehalten, allein soll die recitation des catechismi
underlassen werden0.
Darzu soll auch am pfinztag9 des pluetigen
schwaiß Jesu Christi am Ölperg mit dem responso-
rio10 und geleut wie bisher gedacht werden.
g Bericht: die collecta
h-h Bericht: die unverstendigen sonderlich
i 1557 + : privat
k-k Fehlt im Bericht.
l-l Bericht: nach der lection sollen
m Bericht + : Lutheri
n-n 1557: an dem geordneten ort
o-o Fehlt im Bericht.
p-p So hier wie gleich nachher noch einmal eindeutig
die Handschrift. Bericht: matutin.
q-q 1557: Anzufahen mit dem Deus, in adjutorium
[Psalm 70, 2], darnach ein psalmen lateinisch sin-
gen. Folgends lese der minister
r-r 1557: mit dem volk einen deudschen psalm und
beschließ
s-s Fehlt im Bericht.
t-t Fehlt 1557.
u-u 1557: ein gewisse form der confession sambt der
gemeinen
8 Bekenntnisschriften 501-523.
9 = Donnerstag (Schmeller 1, 438ff. - Grimm 7,
1703 f.). Der 1. Bestandteil des Wortes stammt auf
dem Weg über das Gotische aus dem Griechischen.
"Ημερα πεμπτη = 5. Tag. Das ist ein Erbstück aus
der Zeit, da Teilvölker des nachmaligen Stammes
der Baiern um die Kleinen Karpathen oder um den
Plattensee in der Nachbarschaft der Kleingoten
saßen (Ernst Schwarz, Germanische Stammes-
kunde, Heidelberg 1955. 182-191. - Simon, EKGB
26. 31 f.).
10 Text und Weise finde ich weder in einem Missale
noch in einem Brevier, wohl aber - nachträglich auf
Die pmaturp oder fruelection.
qSoll die antiphen intonirt und einer, zwen oder
drei psalm, darzue auch die davor intonirt antiphen
gesungen werden. Darnach lese der priesterq ein
lection aus dem alten oder neuen testament sambt
den summariis und der gemeinen furbitt. Alsdann
sing man rdas Benedictus lateinisch oder teutsch
oder Te, Deum, laudamus oder die symbola11, end-
lich beschließe manr mit einer collecten sambt dem
segen.
Doch soll an den sonntegen sin der maturs die
lection sambt der summarien underlassen und an-
stat derselben die partes catechismi12 tsambt einer
gewissen form der gemeinen confessiont13, volgends
ein stuck aus dem großen catechismo14 nach ordine
mit der auslegung und darauf das evangelium des-
selben sonntags nach dem text gelesen werden.
Darauf soll volgen udie gemeineu furbitt und anders,
wie oben begriffen.
der vorderen Deckelinnenseite und dem Vorsatz ein-
getragen — in einem handgeschriebenen Antiphonar
der Pfarrei St. Lorenz in Nürnberg aus dem Jahre
1412 (NLA Lorenz 457), ebenso in einem gleicharti-
gen Antiphonar von etwa 1460 (aaO. 459). Es wurde
auch in Nürnberg bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
gehalten (Officium sacrum, quod in aede divi Se-
baldi ... exhiberi solet. Nürnberg 1664. 22. 101. —
Max. Herold, Alt-Nürnberg in seinen Gottesdien-
sten. Gütersloh 1890, 155. 206). Pfalz-Neuburg hatte
diese Feier in Oberstimm 1560 abgeschafft (Neu-
burg StA, PfNA 6267f. 247). Eine solche Andacht
wurde z.B. 1518 für die Pfarrkirche in Wendel-
stein gestiftet (Originalurkunde mit genauen litur-
gischen Angaben: NLA, Pfarreien: Wendelstein 27).
Sicher hatte diese Andacht in Amberg ihre Ursache
in einer ähnlichen Stiftung. Freilich erwähnt weder
Blößner, Georgskirche, noch Schmidt eine solche.
Über andere solche Stiftungen vgl. Buchner (im
Register)! — Den gleichen Frömmigkeitsrichtungen
verdanken die in Süddeutschland weitverbreiteten
plastischen Ölberggestaltungen in und an Kirchen
ihre Entstehung (LThK 72, 1139f.). - Die Andacht
wurde fortgeführt, bis sie 1567 verboten wurde
(siehe unten S. 303!). Nicht zu verwechseln mit
dem Responsorium ,,In monte Oliveti oravi“ der
Gründonnerstagmatutin (NLA Lorenz 457 f. 236)
(auch noch des heutigen Breviers).
11 Bekenntnisschriften 20-30.
12 Bekenntnisschriften 501-523.
13 Wohl die Form, die nachher in der Messe gebraucht
wird (S. 290!).
14 Bekenntnisschriften 515—733.
19 Sehling, Bayern III
289
lateinisch, auchf mit einer antiphon von der domi-
nica oder vest. Darauf glese der priester ein collectg
und beschließ der chor mit dem Benedicamus
Domino oder Erhalt uns, Herr, bei deinem wort und
Verleih uns friden genediglich etc.
Nach der vesper sollen die diaconi die leut, so vol-
genden tags communicirn wöllen, peicht hören,
hdieselben - und sonderlich die unverstendigen -h
getreulich underrichten und mit der iabsolution
trosten.
kDochk an den sonntegen und feiertegen lsollen
zur vesper nach der lectionl zwen knaben ein stuck
aus dem cleinen catechismo8m fragweis offenlich
nvor dem altarn recitirn.
oEbnermaßen soll die vesper an allen werktagen
gehalten, allein soll die recitation des catechismi
underlassen werden0.
Darzu soll auch am pfinztag9 des pluetigen
schwaiß Jesu Christi am Ölperg mit dem responso-
rio10 und geleut wie bisher gedacht werden.
g Bericht: die collecta
h-h Bericht: die unverstendigen sonderlich
i 1557 + : privat
k-k Fehlt im Bericht.
l-l Bericht: nach der lection sollen
m Bericht + : Lutheri
n-n 1557: an dem geordneten ort
o-o Fehlt im Bericht.
p-p So hier wie gleich nachher noch einmal eindeutig
die Handschrift. Bericht: matutin.
q-q 1557: Anzufahen mit dem Deus, in adjutorium
[Psalm 70, 2], darnach ein psalmen lateinisch sin-
gen. Folgends lese der minister
r-r 1557: mit dem volk einen deudschen psalm und
beschließ
s-s Fehlt im Bericht.
t-t Fehlt 1557.
u-u 1557: ein gewisse form der confession sambt der
gemeinen
8 Bekenntnisschriften 501-523.
9 = Donnerstag (Schmeller 1, 438ff. - Grimm 7,
1703 f.). Der 1. Bestandteil des Wortes stammt auf
dem Weg über das Gotische aus dem Griechischen.
"Ημερα πεμπτη = 5. Tag. Das ist ein Erbstück aus
der Zeit, da Teilvölker des nachmaligen Stammes
der Baiern um die Kleinen Karpathen oder um den
Plattensee in der Nachbarschaft der Kleingoten
saßen (Ernst Schwarz, Germanische Stammes-
kunde, Heidelberg 1955. 182-191. - Simon, EKGB
26. 31 f.).
10 Text und Weise finde ich weder in einem Missale
noch in einem Brevier, wohl aber - nachträglich auf
Die pmaturp oder fruelection.
qSoll die antiphen intonirt und einer, zwen oder
drei psalm, darzue auch die davor intonirt antiphen
gesungen werden. Darnach lese der priesterq ein
lection aus dem alten oder neuen testament sambt
den summariis und der gemeinen furbitt. Alsdann
sing man rdas Benedictus lateinisch oder teutsch
oder Te, Deum, laudamus oder die symbola11, end-
lich beschließe manr mit einer collecten sambt dem
segen.
Doch soll an den sonntegen sin der maturs die
lection sambt der summarien underlassen und an-
stat derselben die partes catechismi12 tsambt einer
gewissen form der gemeinen confessiont13, volgends
ein stuck aus dem großen catechismo14 nach ordine
mit der auslegung und darauf das evangelium des-
selben sonntags nach dem text gelesen werden.
Darauf soll volgen udie gemeineu furbitt und anders,
wie oben begriffen.
der vorderen Deckelinnenseite und dem Vorsatz ein-
getragen — in einem handgeschriebenen Antiphonar
der Pfarrei St. Lorenz in Nürnberg aus dem Jahre
1412 (NLA Lorenz 457), ebenso in einem gleicharti-
gen Antiphonar von etwa 1460 (aaO. 459). Es wurde
auch in Nürnberg bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
gehalten (Officium sacrum, quod in aede divi Se-
baldi ... exhiberi solet. Nürnberg 1664. 22. 101. —
Max. Herold, Alt-Nürnberg in seinen Gottesdien-
sten. Gütersloh 1890, 155. 206). Pfalz-Neuburg hatte
diese Feier in Oberstimm 1560 abgeschafft (Neu-
burg StA, PfNA 6267f. 247). Eine solche Andacht
wurde z.B. 1518 für die Pfarrkirche in Wendel-
stein gestiftet (Originalurkunde mit genauen litur-
gischen Angaben: NLA, Pfarreien: Wendelstein 27).
Sicher hatte diese Andacht in Amberg ihre Ursache
in einer ähnlichen Stiftung. Freilich erwähnt weder
Blößner, Georgskirche, noch Schmidt eine solche.
Über andere solche Stiftungen vgl. Buchner (im
Register)! — Den gleichen Frömmigkeitsrichtungen
verdanken die in Süddeutschland weitverbreiteten
plastischen Ölberggestaltungen in und an Kirchen
ihre Entstehung (LThK 72, 1139f.). - Die Andacht
wurde fortgeführt, bis sie 1567 verboten wurde
(siehe unten S. 303!). Nicht zu verwechseln mit
dem Responsorium ,,In monte Oliveti oravi“ der
Gründonnerstagmatutin (NLA Lorenz 457 f. 236)
(auch noch des heutigen Breviers).
11 Bekenntnisschriften 20-30.
12 Bekenntnisschriften 501-523.
13 Wohl die Form, die nachher in der Messe gebraucht
wird (S. 290!).
14 Bekenntnisschriften 515—733.
19 Sehling, Bayern III
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