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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0319
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II 5 Amberger Vier Punkte von 1566

schedliche trennungen der kirchen zu vermeiden
und christliche lieb und bruderschaft zu erhalten
notig und bei friedsamen und christlichen leuten in
ungleicheit furgefallener opinionen allzeit gebreuch-
lich gewesen und noch ist, einander guetlich und
bruderlich zu dulten und zu berichten, also ist in
dieser spaltung aus christlichem, friedliebendem ge-
mut uf etliche artikl und puncten gedacht, welche
zu christlichem vertrag und ruhe dieser kirchen
dienstlich und retig und dermaßen geschaffen, das
nit allein [ainesc] teils gewissen dardurch beschwert,
sonder auch einen jeden, so nit uf zank und eigen ehr
oder dergleichen affecten, sonder uf christliche lieb
und das heil gemeiner kirchen siehet, untadelich und
unver[werflichd] seind. Dieselben werden alle und
jede kirchendiener, sie seien oder werden gehei-
ßen, wie sie wollen, gar keinen ausgeschlossen, selb-
sten zu gemut nehmen, sich nit unfriedsam und zen-
kisch erzeigen, sonder gedenken, daß sie solche von
inen erforderte moderation und bescheidenheit Gott
und seiner kirchen, auch irem eigen gewissen schul-
dig seind und demnach irer christlichen, gottseligen
und gemeiner kirchen und irer untertonen heils und
wolfart begierig[en] oberkeit in allen demjenigen ge-
horsamen, das wider Gottes wort nit streitet und
christlich von ihr furgenummen wird, vielmehr aber
in dem, das von Gott selbst austrucklich geboten ist
bevorab, weilen man sie wider ihr gewissen zu drin-
gen nit gemeint, sonder solche sachen von inen er-
fordert werden, die sie und menniglich rechtes
christliches verstands fur zimlich, auch pillig und
erbar erkennen mussen.
[I.]
Und erstlich: Dieweil am tag, das durch un-
bescheidenheit und uncristliches geschrei und ver-
c Dieses Wort hat die Vorlage versehentlich ausge-
lassen.
d Die Vorlage hat an dieser Stelle eine Lücke gelas-
sen. Offenbar konnte der Abschreiber ein hier in sei-
ner Vorlage stehendes Wort, für das oben eine Ver-
mutung gewagt wird, nicht lesen.
e = d
1 In einer mündlichen Aussprache am 31. Okt. 1566
( Götz, Kalvinismus 73). Die Frage war nur, wo die
„Unbescheidenheit“ begann.
2 Gedacht ist an die Evangelischen in Frankreich und
in den Niederlanden.

dammung, dessen sich die predicanten alhie auch
nach geschehenem bevelch, dieselbe einzustellen
und ihr darauf erfolgte zusag, solchem bevelch nach-
zukommen1, understanden, die kirchen dieses orts
zum heftigisten wider die unschuldigen gehetzet
und verbittert und, da solchen nit in zeiten gewehret
würde, noch größere und schedlichere beunruigung
und zerruttung dieser leut und kirchen daraus zu
gewarten, die gemuter der untertonen gegen ihrer
obrigkeit und unter inen selbst je mehr und mehr
widerspenstig gemachet und verbittert und von er-
kundigung der warheit abgehalten, auch viel
schwache und einfeltige gewissen schwerlich ver-
letzet, rechte anrufung Gottes verhindert und den
gemeinen widersachern des evangelions Christi an-
laß gegeben wird, sich des merklichen schadens und
nachteils der rechten kirchen zu erfreuen und mit
calumnien und verweisung solcher spaltungen der-
selben nit geringen abbruch zu tun, uber dies alles
ein untregliche schuld an soviel unschuldigen christ-
lichem blut, so in vielen landen uber dieser von inen,
den predicanten, verdampter confessioni vergossen
ist und noch wird2, uber dieser land obrigkeit und
untertonen mit solchem ungestumen verdammen
gefurt und Gottes erschrecklichen zorn gereizt wird,
sonderlich zu dieser [letztene] gefarlichen zeiten, da
die schwere troung göttlicher strafen durch die turki-
schen tyrannei3 und andere gefahr billich die ganze
christenheit zu christlicher eingezogenheit, bruder-
licher lieb und einmutiger anrufung Gottes umb
gnedige linderung und abwendung solcher trübsal
zum hochsten treiben und vernemen solle.
Demnach so wird inen, den predicanten, sampt
und sunder, wer die seien, ernstlich und entlich uf-
erlegt und bevolhen, das sie sich aus angezeigten
ursachen, dan craft dessen zwischen den stenden
3 Nachdem sich die Johanniter auf Malta schon bisher
schwerer Türkenbedrängnis erwehren mußten, wurde
es Ende 1565 klar, daß auch in Ungarn wieder mit
dem Beginn des erst 1562 halbwegs beigelegten Tür-
kenkrieges zu rechnen sei. Der vom Kaiser deshalb
soeben auf dem Reichstag zu Augsburg beantragten
Türkenhilfe widersetzte sich gerade Kurfürst Fried-
rich, doch bewilligte der Reichstag im April 1566
(Moritz Ritter, Deutsche Geschichte im Zeitalter
der Gegenreformation 1 [Stuttgart 1889] 264 f. 273.
275) eine ungewöhnlich hohe Beisteuer.

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