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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0328
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Kuroberpfalz

Dagegen und wie die gemein, alt und jung, ge-
schaffen, ob si uf die heiligen feier- und predigtäg
vleißig zur kirchen kommen, Gottes wort hören und
die sacramenta gebrauchen.
Uber das und dann auch, ob si, unsere untertanen
ingemein, denen von unsern löblichen vorfahrn
usgegangenen mandaten und bevelhen in religion-
und politischen sachen gehorsamlich gelebten und
nachsetzten und unsere amptleut dieselben der ge-
bür handhabten und also, ob allenthalben ein erbar,
christlich, gottselig leben und wandel gefuret werde.
Solches alles darumb, das desselbigen halben oder son -
sten einiger mangel, beschwerd und abgang befunden,
dieselben verbessert und abgestellt werden möchten.
Dieweil nun si, unsere verwalter, landrichter,
pfleger, schultheisen, landschreiber, castner, rich-
ter, burgermeister und rat, von uns unsern unter-
tanen als sorgfeltige hüter und wächter vorgesetzt
und nit weniger als wir ires bevolhenen ampts hal-
ben Gott dem Allmechtigen, auch uns rechenschaft
geben musten, inen auch die mengel zum besten be-
kannt und sovil möglich zu verbessern, vornemhlich
aber allen andern mit guten exempeln in göttlichen
und weltlichen sachen vorzugehen und ir herrliches
ampt, darein si von Gott und uns gesetzt, mit kei-
nem schandflecken zu beschmeißen, ja vielmehr un-
befleckt als ein lichtprennende fackel vor meniglich
brennen und andern zum exempel scheinen zu lassen
geburte,
so weren si demnach zusamen erfordert, dieses
unser vorhabend werk inen von unseretwegen anzu-
zeigen, der ungezweifelten hoffnung, dieweil solches
allein zur ehr Gottes und befürderung unserer under-
tanen ewigen und zeitlichen wolfart, erhaltung gott-
seliger christlicher zucht und aller tugenden gemeint,
si wurden hierab unser treuherzig, sorgfeltig, christ-
liches gemuet erkennen, dem allmechtigen Gott
darumb lob und dank sagen und ja sich billich er-
freien, das wir in dem an unserm möglichen vleiß
nichts erwinden4 ließen, darneben auch den Al-
mechtigen mit ernst bitten, das dieses groß, not-
wendig und christlich werk solcher visitation bei
ihnen und andern Gott wolgefellige frucht und nutz
schaffen mög.

4 = fehlen (Schmeller 2, 947).

Solches aber zu erlangen, hetten si bevelh, von
einem jeden, insonderheit bei den pflichten und
aiden, damit si uns verwant, anzuhören und zu ver-
nemen, was sie vor beschwerden, mengel und ge-
brechen in kirchen, schulen, in regimenten und
andern politischen sachen hetten und wusten, die
da billich solten verbessert werden. Solches von
ihnen gehorsamlich zu beschehen, wölten wir uns
gegen inen genzlich versehen, wie sie dann das-
selb vor sich selb zu tun schuldig und Gott dem
Almechtigen, auch uns darüber rechenschaft geben
musten.
Wann solches vorhalten ingemein beschehen, soll
alsbalden in einer jeden hauptstatt eines jeden ampts
durch einen us inen, den visitirenden kirchendiener,
ein predig angestelt und gehalten, dazu die ganze
gemein sampt dem rat und amptleuten mit einer
leitenden glocken berufen werden, welche dahin ge-
richt sein soll, das neben einer kurzen summa
christlicher lehr das werk gegenwertiger visitation
commendirt mit vermeldung, was wir dadurch su-
chen und was uns dazu verursachet und bewegt hab,
sampt angehefter ernstlicher vermanung an die ver-
walter, landrichter, pfleger, schultheißen, land-
schreiber, castner, richter, rät, kirchen- und schul-
diener, auch alle andere untertanen, jung und alt,
das si die zeit irer heimsuchung erkennen und, die-
weil anders nichts als beide, ihre zeitliche und ewige
wolfart, gesucht werde, sich solher der angebotenen
gnad Gottes nit unwürdig machen und anstatt der-
selbigen seinen grimmigen zorn, zeitlichs und ewiges
verderben uber sich erwecken sollen, mit weiterer
usfürung gottlicher schrift und exempel, wie es ein
jeder unser kirchendiener seiner geschicklichkeit
nach wol zu tun wird wissen.
Wan dise predig also gehalten, sollen unsere ver-
ordnete visitatores obbemelte personen, eine nach
der andern, vor sich bescheiden und den anfang an
unsern amptleuten gradatim machen, hernacher die
ratspersonen, kirchenpröbst, die pfarherren, caplän,
schuelmeister uf nachvolgende interrogatoria re-
spektive befragen und ire antwort und ussag in

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