Kuroberpfalz
execution in gute acht nemet, bevorab des jungen
volks und kinder halb, derer eltern, do sie gern ar-
beiten sehen, dieselben wol zu andern sachen und
nicht zum bettln ziehen könten und dardurch ihnen
selbst zum faulenzen und andern daraus erwachsen-
den bösen taten ursach geben, uf welche insonder-
heit durch eine sonderbare person oder bettlrichter
gute achtung zu haben, daß sie davon abgewehret
und den leuten vor den häusern nit sogar beschwer-
lichen erscheinen tuen, sondern, do sie jemands er-
greifen, sich gegen denselben zu gebern21, als wöllen
sie solche zur hand in fängnus legen, wie auch uf den
fall, do sie sich nicht abweisen ließen, dies zur furcht
und abscheu andern vorzunehmen were.
14. Letzlichen und zum 14.: Demnach die land-
sässen und deren undertane diesen mandaten, ord-
nungen und bevelhen als christen und gehorsame
nicht weniger als euers ambts immediate verwandte
und angehörige zu geleben schuldig und pflichtig
sein, also habt ir in eurem anbefolhenem ambt eure
gute anstellung uf sie zu machen und, do ir einen oder
mehr der landsässen hierinnen bußfellig befinden wür-
det, uns desselbigen umbstendig und zum fürderlich-
sten, darauf fernere gebür zu bedenken, zu berichten.
Im fall aber ihre undertane wider solche handeln
solten, dasselbig ihren grundherrn zuzuschreiben
und ambts halb zu begeren, sie vermög der manda-
ten zu strafen, mit dieser anzeig und commination:
so dies nicht beschehe, daß ir bevelch hettet, sie
20 Siehe oben S. 213 Anm. 36!
21 = gebaren (Schmeller 1, 255f. - Grimm 4 I 1635.
1638).
selbsten zu verwürkter straf zu ziehen, auch dis uf
solchen fall nicht zu unterlassen, sondern würklichen
zu volziehen.
Item: Und obwoln den landsässen die straf der
unehlichen beiwohnunge, hurerei und der unzucht
der ledigen personen vermög des vierten titls fol. 8
der resolution und darauf der curfürstlichen pfalz
unterm dato den letzten Augusti anno 83 ergangener
erclerung22 verstattet und zugelassen, aber in den
vorgewandten oder pretendirten eheverlöbnussen,
annemung und underhaltung des kinds in der güte
oder sonsten ichtwas zwischen den persnoen fürzu-
nemen, usdrücklichen benommen und bevolhen, der-
gleichen person zu dero canzelei zu remittiren und
zu weisen, also habt ir nicht wenigers uf solche fäll
gut achtung zu geben, daß die uberfahrende person
durch sie, die landsässen, oder euch obvermelter-
maßen alhero verschaffet werden, uf daß nicht allein
der strit der eheversprechung, sonder auch die an-
nemung und unterhaltung des kinds, auch bestim-
mung des pastartsfalls23 fürgenommen und abge-
handelt werden möge.
An dem allen, wie jetzt nacheinander erzelt, ver-
richtet ir unsere zuverlässige mainung, dabei auch
dies, so euere getane ambtspflicht insonderheit us-
weisen. Wolten wir euch gnedig und freundlichen
nicht pergen.
Datum den 2. Junii anno 1584.
22 Zur Zeit noch nicht gefunden.
Zur Tagung der Landstände: Götz, Wirren 131 ff.-
Lippert, Reformation 144.
23 = Feststellung der Vaterschaft?
324
execution in gute acht nemet, bevorab des jungen
volks und kinder halb, derer eltern, do sie gern ar-
beiten sehen, dieselben wol zu andern sachen und
nicht zum bettln ziehen könten und dardurch ihnen
selbst zum faulenzen und andern daraus erwachsen-
den bösen taten ursach geben, uf welche insonder-
heit durch eine sonderbare person oder bettlrichter
gute achtung zu haben, daß sie davon abgewehret
und den leuten vor den häusern nit sogar beschwer-
lichen erscheinen tuen, sondern, do sie jemands er-
greifen, sich gegen denselben zu gebern21, als wöllen
sie solche zur hand in fängnus legen, wie auch uf den
fall, do sie sich nicht abweisen ließen, dies zur furcht
und abscheu andern vorzunehmen were.
14. Letzlichen und zum 14.: Demnach die land-
sässen und deren undertane diesen mandaten, ord-
nungen und bevelhen als christen und gehorsame
nicht weniger als euers ambts immediate verwandte
und angehörige zu geleben schuldig und pflichtig
sein, also habt ir in eurem anbefolhenem ambt eure
gute anstellung uf sie zu machen und, do ir einen oder
mehr der landsässen hierinnen bußfellig befinden wür-
det, uns desselbigen umbstendig und zum fürderlich-
sten, darauf fernere gebür zu bedenken, zu berichten.
Im fall aber ihre undertane wider solche handeln
solten, dasselbig ihren grundherrn zuzuschreiben
und ambts halb zu begeren, sie vermög der manda-
ten zu strafen, mit dieser anzeig und commination:
so dies nicht beschehe, daß ir bevelch hettet, sie
20 Siehe oben S. 213 Anm. 36!
21 = gebaren (Schmeller 1, 255f. - Grimm 4 I 1635.
1638).
selbsten zu verwürkter straf zu ziehen, auch dis uf
solchen fall nicht zu unterlassen, sondern würklichen
zu volziehen.
Item: Und obwoln den landsässen die straf der
unehlichen beiwohnunge, hurerei und der unzucht
der ledigen personen vermög des vierten titls fol. 8
der resolution und darauf der curfürstlichen pfalz
unterm dato den letzten Augusti anno 83 ergangener
erclerung22 verstattet und zugelassen, aber in den
vorgewandten oder pretendirten eheverlöbnussen,
annemung und underhaltung des kinds in der güte
oder sonsten ichtwas zwischen den persnoen fürzu-
nemen, usdrücklichen benommen und bevolhen, der-
gleichen person zu dero canzelei zu remittiren und
zu weisen, also habt ir nicht wenigers uf solche fäll
gut achtung zu geben, daß die uberfahrende person
durch sie, die landsässen, oder euch obvermelter-
maßen alhero verschaffet werden, uf daß nicht allein
der strit der eheversprechung, sonder auch die an-
nemung und unterhaltung des kinds, auch bestim-
mung des pastartsfalls23 fürgenommen und abge-
handelt werden möge.
An dem allen, wie jetzt nacheinander erzelt, ver-
richtet ir unsere zuverlässige mainung, dabei auch
dies, so euere getane ambtspflicht insonderheit us-
weisen. Wolten wir euch gnedig und freundlichen
nicht pergen.
Datum den 2. Junii anno 1584.
22 Zur Zeit noch nicht gefunden.
Zur Tagung der Landstände: Götz, Wirren 131 ff.-
Lippert, Reformation 144.
23 = Feststellung der Vaterschaft?
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